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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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bei Edelleuten üblich sind, mit Federbüschen auf dem Kopfe; er bestieg ein sehr schönes leichtes Pferdchen, machte sich ganz allein auf den Weg nach der Wohnung seiner Camilla und fand sie an der Tür liebenswürdiger, schöner und reizender als je, wie sie mit einigen Edelleuten sprach. Als Cornelio ankam, neigte er sich vor der Frau, machte das Zeichen und hielt stille, ohne ein Wort zu reden. Als die Edelleute einen Vermummten sahen, der, ohne sich zu äußern, bei ihnen stillstand, dachten sie, er werde wohl mit der Dame ohne Zeugen reden wollen, und als bescheidene Leute gaben sie ihren Mauleselinnen die Sporen, gingen weg und ließen Cornelio, den sie übrigens nicht erkannt hatten, das Feld frei. Als sie weg waren, grüßte er ehrerbietig die Frau, welche tausendmal die Farbe wechselte und eine gute Weile dastand, ohne ein Wort vorzubringen.
    Cornelio war fast außer sich und glaubte kaum, daß es wahr sei, daß er nun an dieser Stelle stehe und die erhabene Schönheit seiner geliebten Dame betrachte. Am Ende brachen sie dieses süße lange Schweigen und fingen an, zu sprechen und sich ihre Liebesleiden zu erzählen. Dieser Unterredung war das Glück sehr günstig; denn obwohl vermummte und andere Edelleute durch die Straße gingen, gesellte sich doch keiner zu ihnen, da sie die Frau in vertrautem Gespräche mit einem Maskierten sahen; so hatten sie, bis die Nacht einbrach, ungestörte Muße, sich zu sagen, was ihnen beliebte. Die Frau tadelte ihn ernstlich, daß er sich in so große Gefahr begeben und daß, wenn er je zu kommen willens gewesen sei, er sich nicht beizeiten auf den Weg gemacht habe, da sie jede Stunde ihren Gemahl zurückerwarte. Cornelio zeigte ihr den Brief, und als sie ihn las, merkte sie, daß sie sich in der Angabe der Zeit der Abreise ihres Gemahls um mehr als acht Tage geirrt hatte, worüber sie sehr betroffen war. Dennoch traf sie mit ihrem Geliebten die Abrede, sie wolle ihn vier Stunden nach Sonnenuntergang erwarten und von der Zofe, die in ihren Liebeshandel eingeweiht sei, ins Haus bringen lassen, sobald er ein bestimmtes Zeichen mache. Komme indes diesen Abend ihr Gemahl nach Hause, so werde er, sobald er das Zeichen gemacht, an einem Fenster des großen Saales die Zofe sagen hören: »Ich hatte doch den Kamm hierher gelegt, und nun finde ich ihn nicht mehr.«
    Als Cornelio diese Zusage erhalten hatte, kehrte er äußerst vergnügt in seine Herberge zurück, nahm eine kleine Mahlzeit ein, und sobald er die Glocke vier Uhr schlagen hörte, zog er ein Panzerhemd und Ärmel mit Maschenhandschuhen an, nahm ein anderthalb Spannen langes Schwert und machte sich auf den Weg nach der Wohnung seiner Dame; als er hier angelangt war, machte er, daß man ihm die Türe öffne. Während er in dieser Erwartung war, hörte er nicht sehr weit von sich entfernt ein großes Getümmel mit Waffen; man hieb gewaltig aufeinander los, und einer kam herbeigerannt und rief: »Weh mir, ich bin des Todes!«
    Er fiel vor der Tür der Dame nieder gerade in dem Augenblick, als die Zofe diese öffnete und Cornelio eintrat. Die Nacht war sehr finster, so daß man ohne Licht nichts sah. Aber wegen des Handgemenges und des Lärms, der sich erhoben hatte, waren doch einige der Nachbarn an die Fenster gekommen, so daß einer, der der Frau gegenüberwohnte, Cornelio mit bloßem Schwert in der Hand in das besagte Haus eintreten sah. Cornelio hatte wohl einen zu Boden sinken hören, fast vor seinen Füßen; aber er achtete wenig darauf und dachte nicht daran, was es sei, denn seine Gedanken waren auf anderes gerichtet.
    Als er in das Haus eingetreten war, brachte ihn eine Zofe in ein Gemach in der Nähe der Haustür, damit er daselbst warte, bis Camilla komme. Als diese von der Zofe benachrichtigt war, daß ihr Freund im Hause sei, tat sie, als befinde sie sich nicht ganz wohl, und wollte, daß alle zu Bette gingen. Die Diener gingen, da der Herr nicht zu Hause war, als die Frau ihnen befahl, sich zurückzuziehen, aus, um in der Karnevalszeit auswärts zu schlafen, so daß kein Mann im Hause blieb als der sehr betagte Kellermeister und zwei Edelknaben von dreizehn bis vierzehn Jahren. Die Frauen verabschiedeten sich von der Gebieterin und gingen alle schlafen.
    Sobald Camilla vernahm, daß alles zu Bette gegangen sei, ging sie mit ihrer Zofe die Treppe hinab, so leise sie konnte, um Cornelio heraufzuführen. Während dies vorging, kam zufällig die Wache des Gerichtshauptmanns durch die Straße. Gerichtshauptmann war

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