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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Frau Euch eine Unterhaltung erlaubt? Welcher Nachteil erwüchse denn daraus für sie? Tut hier immerhin, was Euch beliebt, und macht es wie wir alle, die wir, um nicht einseitig zu werden, in beiden Backen kauen und uns Genüsse nehmen, wo wir sie herbekommen können; denn alle verlassenen Weiber sind verloren. Diese edle Dame hier liebt Euch und sucht Euch auf, statt daß Ihr sie aufsuchen und sie bitten solltet. Und was zum Teufel wollt Ihr weiter? Bedenkt, daß das Glück die Haare auf der Stirne trägt und hinterwärts kahl ist! Wenn es sieht, daß Ihr seine Gelegenheiten versäumt und darüber mit Euch zürnt, so könnt Ihr sagen, wie die Florentiner sagten, als Giovanni Galeazzo, der erste Herzog Mailands von den Vesconti, ein Lager rings um die Mauern von Florenz geschlagen hatte und am Tage Sankt Johannes' des Täufers an den Toren von Florenz ein Wettrennen halten ließ; die Florentiner sagten nämlich: ›Gesch...en haben wir's, wenn uns der Tod nicht hilft.‹ Damit es also nicht so weit mit Euch kommt, laßt es Euch Wohlsein, solange Ihr könnt, und verständigt Euch, solange wir hier sind, mit dieser Edelfrau; sind wir dann wieder in Mailand, so könnt Ihr Euch mit einer andern erfreuen.«
    Ich brachte noch tausend andere Gründe vor, aber ich sang tauben Ohren. Er war ganz entschlossen, dieser seiner Geliebten Treue zu bewahren, und bat mich, ihm hierin nicht weiter zu widersprechen. Die gute mantuanische Edelfrau war über die Antwort Cornelios sehr betreten, beschämt und unwillig. Doch machte sie aus der Not eine Tugend, beruhigte sich und verwandelte ihre glühende Liebe in eine brüderliche Freundschaft und Vertraulichkeit, und noch heutigestages hebt sie Cornelio wie einen Bruder. Gleich das erstemal, da sie mit ihm sprach, nachdem sie die Antwort erhalten hatte, lobte sie höchlich seinen getreuen Vorsatz und versäumte nicht, täglich vor jedermann, wenn von Liebe die Rede ist, zu sagen, Cornelio sei der treueste und gewissenhafteste Liebhaber, den man finden könne. Cornelio wies also jede andere Liebe von sich, dachte nur an seine Dame in Mailand und kannte keinen Trost, als manchmal Briefe von ihr zu erhalten, und ihr darauf zu antworten schien ihm ein Labsal für seine Liebesleiden. Mit dieser schwachen Hilfe und dem geringfügigen Troste brachte er seine Zeit hin, so gut er konnte.
    In diesen Tagen wurde ihm ein Brief gebracht, den seine Geliebte ihm schrieb; darüber kam er in mancherlei Gedanken und wußte nicht, was er anfangen sollte. Es fügte sich, daß Camillas Gatte Mailand verlassen mußte, um auf seine Güter zu gehen und dort einige Zeit zu verweilen. Sobald sie dies erfuhr, schrieb sie Cornelio in einem ihrer gewöhnlichen Briefe unter anderem folgendes: »Seht doch, mein teurer Herr, ob Ihr und ich das Glück zum Feind haben bei unseren Wünschen, und ob uns ein Recht zusteht, uns über unser schlimmes Los zu beklagen; denn mein Herr Gemahl wird Mailand verlassen, um eines unserer Güter zu besuchen, und einige Tage ausbleiben; wäret Ihr hier, so hätten wir, solange er weg ist, Muße, um beieinander zu sein; jetzt aber sehe ich nicht, wie das einzurichten wäre, und werde mich darüber ewig zu beklagen haben.« Dabei standen dann noch tausend andere Liebesworte, wie junge Weiber sie zu schreiben pflegen, wenn sie glühend lieben.
    Sobald Cornelio den Brief gelesen hatte, kamen ihm tausend und aber tausend Gedanken durch den Kopf, und er war sehr zweifelhaft und unentschlossen. Endlich suchte er seinen Delio auf, den er mehr als sich selber liebte, und der, solange wir noch in Mailand waren, von dieser Liebschaft und allem, was Cornelio betraf, unterrichtet war. Er gab Delio den Brief in die Hand und sprach: »Lies!«
    Delio nahm den Brief, las ihn und ahnte fast schon, was Cornelio zu tun gedachte. »Du möchtest, mein Freund«, sagte er, »nach Mailand gehen und dir zu sehr ungelegener Zeit den Kopf abschneiden lassen. Ich merke wohl, diese Frau will die Ursache deines Todes sein und überdies dich schmachvoll sterben machen. Du weißt ja, wie dich die Franzosen auf dem Korn haben, und doch denkst du immer an solche gräßliche Dinge.«
    Cornelio entgegnete: »Aber höre mich ein wenig an: ich wünschte, daß wir leidenschaftslos diese Reise besprächen und zusähen, welches Verfahren einzuschlagen wäre, um das geringere Übel zu wählen. Du weißt, wie sehr ich diese Frau liebe, welche Qual ich um ihretwillen erduldet habe, indem ich ihr diente und sie verehrte, daß ich

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