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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Monsignor Sandio, ein sehr großer, dicker Mann, so daß man seinesgleichen nicht wohl finden mochte, und er hatte bei seinem Amte als Stellvertreter Momboiero. Als der Häscherhauptmann von dem nunmehr beendigten Streite gehört hatte und einen Reitknecht des Herrn Galeazzo Sanseverino, des damaligen Großschildträgers des Allerchristlichsten Königs, fand, der noch warm und nicht völlig tot war, ließ er einige in der Nähe Wohnende aus dem Hause treten und wollte von ihnen erfahren, wie der Handel angegangen sei. Niemand wußte anzugeben, was es gewesen sei, außer daß sie einen großen Lärm und ein Zuschlagen mit Waffen gehört hätten. Einer sagte sodann, er habe in das Haus von Frau Camilla einen großen Mann mit bloßem Schwerte eintreten sehen, und vor diesem Hause war der Reitknecht gestorben. Deswegen ging der Häscherhauptmann an das Haus der Frau Camilla, pochte heftig an die Tür und sprach französisch, worüber Cornelio und die Frau sehr in Entsetzen gerieten. Beide fürchteten, es möchte durch einen Späher entdeckt worden sein, daß Cornelio sich hier befinde. Kaum war die Frau in das Gemach eingetreten, ihr Liebhaber hatte sie heftig in die Arme geschlossen und sie ihn, als die Wache des Gerichtshauptmanns an die Türe pochte. Als Cornelio den Lärm hörte, fiel ihm sogleich Rat ein: mit Hilfe der Frau und der Zofe wurden zwei Bänke aufeinandergelegt, er versteckte sich im Innern des Kamins, stieg auf zwei eiserne Haken, an welchen die Ketten aufgehängt zu werden pflegen, trat fest darauf und blieb so aufrecht stehen mit dem Schwerte in der Hand. Dann wurden die Bänke weggenommen, die Kammer verschlossen, und die Frau fragte: »Wer da? Wer klopft?«
    Sie ließ sich die Schlüssel bringen; ein paar andere Frauen kamen herunter, und auch der Kellermeister kam auf den Lärm herbei; da ließ sie die Tür öffnen und sagte, so heftig sie konnte, zu dem Häscherhauptmann: »Was sucht Ihr um diese Stunde?«
    Er hatte gehört, es sei ein Palast, der sehr angesehenen Personen gehöre, und sprach daher zu der Frau: »Dame, verzeiht uns, wenn wir Euch um diese Stunde stören, wir tun es ungern; aber es ist mir gesagt worden, der Mann, der hier vor Eurer Tür einen Reitknecht umgebracht hat, der dem Monsignor Großschildträger gehört, sei in dieses Haus getreten, und darum komme ich mit der Wache, ihn festzunehmen, wenn er da ist.« Die Frau, die für ihren Liebhaber gefürchtet hatte, war, als sie dies hörte, wieder halb beruhigt und antwortete, da sie wußte, wo er verborgen war: »Monsignor, sowie es Nacht wurde, ließ ich, da mein Herr Gemahl sich nicht in Mailand befindet, die Tür verriegeln und weiß, daß nachher niemand mehr ins Haus gekommen ist, da ich die Schlüssel immer bei mir behielt. Nichtsdestoweniger will ich zu Eurer Genugtuung alle Zimmer des Hauses öffnen lassen. Suchet selbst!«
    Sofort traten sie zuerst in das Zimmer, wo Cornelio im Kamin steckte und von seiner hohen Stellung aus die Sterne betrachtete, dabei aber mehr fror, als ihm lieb war. Man suchte hier unter den Bänken, unter dem Bette und überall, und man drehte die Kästen hin und her; einer der Häscher, der besonders eifrig sein wollte, schlug mit einer Hellebarde an das Seil, das den Betthimmel hielt, und alles fiel übereinander. Cornelio blieb ruhig und verwünschte nur im stillen seine Lage. Nachdem die Häscher mit diesem Zimmer fertig waren, gingen sie ebenso durch das ganze Haus und ließen kein Loch und keinen Winkel undurchsucht; es fanden sich aber nur die zwei Edelknaben und der alte Kellermeister; deshalb gingen sie hinab in die Kellergewölbe unter dem Erdboden, und da sie dachten, der Missetäter könne sich vielleicht in die Fässer versteckt haben, wollten sie den Geschmack fast aller«Weine kosten. Es waren, wie es bei solchen Vorfällen geschieht, auch Leute von der Straße in das Haus gekommen und unter andern der, welcher dem Häschermeister angegeben hatte, der Mörder sei sicher im Hause. Als man nun drinnen keinen Missetäter fand, wollte der Häscherhauptmann den Ankläger vor Gericht mitnehmen, in der Meinung, er werde etwas von dieser Sache wissen.
    Der Häscherhauptmann war mit seinen Leuten noch nicht die halbe Straße weit gekommen, als der Gatte von Madonna Camilla zurückkehrte. Als er die Tür offen und viele Leute von der Straße bei seiner Frau stehen sah und das eifrige Reden hörte, wunderte er sich sehr, was doch das sein möge. Die Frau aber, als sie ihren Gemahl erblickte,

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