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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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jeden Versuch gemacht habe, um heimlich mit ihr zusammensein zu können, daß aber niemals die Sache sich einleiten ließ. Nun, da ihr Gemahl abwesend ist, könnte mir's leicht gelingen, daß ich mich mit ihr zusammenfände und das erreichte, was ich lange so sehr gewünscht habe. Wenn dies erfolgte, so würde ich das weit höher achten als jedes andere Glück, das mir begegnen könnte. Was sagst du nun dazu?«
    »Mein Cornelio«, entgegnete Delio hierauf, »du wünschest, daß wir diese Angelegenheit leidenschaftslos beraten, aber ich sehe dazu keine Möglichkeit: denn du bist viel zu leidenschaftlich auf dieses Weib versessen und darum so verblendet, daß du den Tod, den du vor Augen hast, nicht sehen kannst. Du mußt dich daher von jemand leiten lassen, der keinen Schleier vor den Augen hat. Du weißt wohl, ob ich dich liebe, da du so manche Proben mit mir gemacht hast; darum habe acht auf das, was ich dir sage, und schlag dir diese Grillen aus dem Sinn: denn was du jetzt im Kopfe hast, sind lauter Hirngespinste! Ich werde es dir ebenso machen, wie ich wünschte, daß du es in ähnlichem Falle mir machtest: ich rate dir nämlich, unter keiner Bedingung nach Mailand zu gehen. Hast du vergessen, daß du als Empörer verbannt bist und alle deine Güter eingezogen sind? Kaum wirst du von hier abgereist sein, so wird man's in Mailand wissen. Es ist jetzt Faschingszeit und diese Stadt täglich voll Vermummter; so sind auch viele hier, die alles ausspähen, was du sagst und tust. Man hat dich bereits von Mailand aus benachrichtigt, daß du nichts tun kannst, was man nicht dort erführe. Wenn du, was Gott verhüte, hingehst und unglücklicherweise den Franzosen in die Hände fällst, so könnte alles Gold in der Welt nicht verhüten, daß dir der Kopf abgeschlagen wird. Willst du um ein kurzes, flüchtiges Vergnügen das Leben verlieren? Und ferner, hast du nur Gewißheit, sicher hinzugelangen? Du mußt über Cremona, über Soncino gehen oder nach Pizzighetone und Lodi; an all diesen Orten aber bist du so bekannt wie eine Nessel. Nehmen wir aber an, du gehest auf ungewohnten Wegen, um nicht in jenen Städten gesehen zu werden, – welche Sicherheit hast du, wenn du dort bist, von ihr das erhalten zu können, was du so sehr wünschest? Ich meinesteils glaube, daß sie, da sie weiß, daß du auf keine Weise nach Mailand kommen kannst noch darfst, dir auf diese Art geschrieben hat, um dir zu beweisen, daß sie deiner eingedenk lebt und dich mehr als mittelmäßig liebt; wäre sie aber versichert, daß du hindürftest, so glaube ich, daß sie dir ganz anders geschrieben hätte. Aber wenn auch, –nehmen wir als sicher an, daß sie ganz bereit sei, sobald du dort bist, zu tun, was du willst, – mußt du nicht auch bedenken, was das heißen will, und daß, wenn auch ihr Gemahl verreist ist, doch noch viele Leute vom Gesinde im Hause bleiben? Weißt du nicht, was für ein strenges Weib die Alte ist, die ihr nie von der Seite weicht, und die vielleicht während der Abwesenheit ihres Mannes bei ihr schläft? Willst du für eine Stunde bitteren Genusses und verdrießlicher Wonne dein Leben aufs Spiel setzen? Was würde man von dir sagen, wenn dir unglücklicherweise diese Reise übel ausschlüge? Du giltst trotz deiner Jugend für einen klugen und vorsichtigen Mann, der reifer ist, als seine Jahre vermuten lassen. Täusche nicht die allgemeine Meinung, die man von deiner Klugheit hat! Wenn du nach Mailand gehen müßtest im Dienste und zum Vorteil deines Fürsten, und du wärest unglücklich dabei, so würde dir wenigstens von jedem und von den Feinden selbst Mitleid gezollt, und du würdest als ein treuer, aufopfernder Diener deines Herrn gepriesen; aber bei einem solchen Anlasse würdest du in der Tat ewigen Tadel und Schimpf und Schande neben dem Schaden haben. Spare, lieber Bruder, dieses Leben, um das du dich so wenig kümmerst, zu einem bessern Gebrauch und zu ehrenvolleren Unternehmungen, als diese sind!«
    Cornelio schien sich bei diesem Rate sehr abzukühlen, wiewohl ungern, und da er nicht wußte, was er antworten solle, sagte er, die Nacht sei die Mutter der Gedanken: er wolle die Verhältnisse noch besser überlegen, und dann könnten sie zusammenkommen. Hiermit verließ er Delio. Als es Nacht wurde und Cornelio sich ganz allein sah, konnte er nicht schlafen und ließ seinen Gedanken die Zügel frei. Verschiedene Dinge zogen ihm durch den Kopf; er überdachte das mit Delio gepflogene Gespräch, und da jetzt niemand

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