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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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weil er überzeugt war, daß er durch solche nichtsnutzige Heldentat den Edelstein sich erworben habe.
    Sinnerling, der sein Leben mit nicht weniger Faulenzerei hinbrachte als die beiden andern, verheiratete sich und nahm zur Frau ein Weibsbild, das es an Nichtsnutzigkeit mit ihm aufnahm. Sie hieß Bedovina. Als beide eines Abends nach dem Essen in der Nähe der Haustür saßen, um ein wenig frische Luft zu schöpfen, weil es die heiße Jahreszeit war, sagte Sinnerling zu der Frau: »Bedovina, mach die Haustür zu, denn jetzt ist es Zeit, daß wir zur Ruhe gehen.«
    Worauf sie erwiderte: »Mach du sie zu!«
    Beide stritten sich deswegen, und keiner wollte die Haustür zumachen. Da sagte Sinnerling: »Bedovina, wir wollen untereinander einen Vertrag schließen: Wer von uns zuerst sprechen wird, der soll die Tür zumachen!«
    Die Frau, die von Natur faul und von Gewohnheit widerspenstig war, war damit einverstanden. So blieben Sinnerling und Bedovina bei ihrer Faulheit und wagten nicht zu reden, um nicht in die Strafe zu verfallen, die Haustür zu schließen. Die gute Frau, der die Geschichte schon leid tat und die der Schlaf ankam, ließ ihren Mann auf seiner Bank sitzen, zog sich aus und ging ins Bett.
    Nicht viel später kam auf der Straße ein Diener eines Edelmannes vorbei, der in seine Herberge ging. Zufällig war ihm das Licht in der Laterne, die er trug, ausgegangen; und wie er die Tür dieses Häuschens offen sah, trat er ein und rief: »Heda! Ist jemand da? Zündet mir bitte dies Licht an!« – aber niemand antwortete.
    Wie der Diener nun näher hineinging, fand er Sinnerling, der mit offenen Augen auf der Bank lag; er bat ihn, ihm sein Licht anzuzünden, erhielt aber keine Antwort. Der Diener glaubte, Sinnerling schlafe, nahm ihn am Arm und begann ihn zu schütteln, wobei er sprach: »Bruder, holla, was ist los? Antworte!« Aber Sinnerling, der keineswegs schlief, jedoch Angst hatte, die Strafe des Türschließens auf sich nehmen zu müssen, wollte nicht sprechen.
    Wie der Diener nun noch etwas mehr hineinging, sah er ein wenig Licht, das aus einer Kammer herausschimmerte; er ging hinein, erblickte aber niemand, außer Bedovina, die allein im Bette lag. Er rief sie an und schüttelte sie mehrmals; sie aber wollte sich weder rühren noch reden, aus Furcht, in die besagte Strafe zu verfallen, die Haustür schließen zu müssen. Der Diener sah, daß sie schön war, aber zu bequem war zu reden, legte sich sachte neben sie; er führte seine Hand an seine Eisen, die fast eingerostet waren, und brachte sie in die Schmiede.
    Bedovina sagte nichts, duldete alles sanft und ließ den jungen Mann – immer ihre Augen auf ihren Mann gerichtet – seine Freude haben.
    Als der Diener weggegangen war und einen guten Abend erhalten hatte, erhob Bedovina sich aus dem Bett, ging zur Haustür hinaus und fand ihren Mann, der keineswegs schlief; da sagte sie ihm in Form eines Vorwurfs: »Du bist mir aber ein schöner Mann! Du hast die ganze Nacht die Haustür offen gelassen, läßt fremde Männer schamlos ins Haus kommen, ohne sie daran zu hindern! Man müßte dir aus einem zerrissenen Schuh zu trinken geben!«
    Jetzt stellte sich der Faulpelz Sinnerling auf die Füße und sagte statt einer Antwort: »Geh, mach die Haustür zu, dumme Gans, die du bist! Endlich habe ich dich erwischt! Du hast geglaubt, mich dazu zu bringen, sie zuzumachen; aber darin hast du dich getäuscht: So straft man widerspenstige Weiber!«
    Bedovina sah, daß sie die Wette mit ihrem Mann verloren, aber trotzdem einen guten Abend gehabt hatte, und schloß schnell die Haustür; dann ging sie mit ihrem gehörnten Ehemann zur Ruhe.
    Als der verabredete Tag gekommen war, fanden sich alle drei vor Gavardo ein. Dieser hörte ihre obenerzählten Heldentaten, würdigte ihre Gründe, wollte nun aber keinen Schiedsspruch fällen, weil er meinte, unter dem Himmelsgewölbe gäbe es keine anderen drei Faulenzer, die diesen vergleichbar seien. Daher nahm er den Ring, warf ihn auf die Erde und sagte: »Wer ihn nimmt, dem gehöre er!«

Die gezähmte Keiferin
(Shakespeare, Der Widerspenstigen Zähmung)
    Der weise und vorsichtige Arzt, wenn er sieht, daß sich eine Krankheit im menschlichen Körper festsetzen will, ergreift zu seiner Erhaltung diejenigen Mittel, die ihm die beste Vorkehrung dagegen zutreffen scheinen, und wartet nicht erst, bis die Krankheit da ist, denn ein frisches Übel ist leichter zu heilen als ein eingewurzeltes. Ebenso (die Frauen werden mir

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