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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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ließ sich schlagen und rührte sich nicht. Über diese Hartnäckigkeit des Pferdes erglühte Pisardo vor Zorn, legte die Hand an das Schwert, das er an der Seite hatte, und erstach es.
    Fiorella, die dies mit ansah, hatte Mitleid mit dem Pferde und sprach: »Ach, mein Gemahl, warum habt Ihr das Pferd getötet? Es war doch ein schönes Tier; es ist ewig schade, daß Ihr es umgebracht habt.«
    Aber Pisardo versetzte mit zornglühendem Antlitz: »Wisse, daß ich alle, die mein Brot essen und meinen Willen nicht tun, mit dieser Münze bezahle!«
    Bei dieser Antwort erschrak Fiorella und sprach bei sich selbst: »Weh mir Armen, mir Unglücklichen, wie übel bin ich mit diesem angekommen! Ich glaubte, ich habe einen besonnenen Mann zum Gemahl, und bin an einen Wüterich geraten. Wie hat er das schöne Pferd um nichts und wieder nichts umgebracht!«
    So beklagte sie sich bei sich selbst, ohne zu ahnen, mit welcher Absicht ihr Mann so spreche. Dieser Vorfall hatte Fiorella solche Furcht und solchen Schrecken vor ihrem Manne eingeflößt, daß er sich nur zu rühren brauchte, so zitterte sie an allen Gliedern; und wenn er etwas befahl, so tat sie es auf der Stelle. Kaum hatte der Mann den Mund geöffnet, so verstand sie, was sein Wille war, und niemals fiel ein unfreundliches Wörtchen zwischen ihnen vor.
    Silverio, der den Pisardo sehr liebte, besuchte ihn oft und aß zu Mittag und zu Abend bei ihm. Als er aber Fiorellas Betragen und Aufführung bemerkte, wunderte er sich sehr und sprach bei sich selbst: »O Gott, warum mußte ich nicht das Glück haben, Fiorella zum Weibe zu bekommen, wie mein Bruder Pisardo? Schaut, wie gut sie das Haus in Ordnung hält und ihn ohne das geringste Widerstreben bedient! Wie sie ihrem Manne gehorcht und alles tut, was er befiehlt! Aber die meinige (ich Unglücklicher!) tut just das Gegenteil und behandelt mich so übel wie nur möglich!«
    Eines Tages war Silverio bei Pisardo, und nach allerlei Gesprächen sagte er zu ihm: »Lieber Bruder Pisardo, du weißt, wie sehr wir uns lieben. Ich möchte von dir hören, wie du es gemacht hast, deine Frau so zu ziehen, daß sie dir so unbedingt gehorcht und dir so viel schmeichelt und dich liebkost. Ich mag Spinella eine Sache noch so liebreich befehlen, so gibt sie mir eine barsche Antwort und tut dann gerade das Gegenteil von dem, was ich ihr befehle.«
    Pisardo lächelte und erzählte ihm von Wort zu Wort, wie er es gehalten, als er sein Weib heimgeführt habe, riet ihm, auch ein Gleiches zu tun und zu sehen, ob es anschlage; denn wenn es nicht anschlage, so wisse er nicht, was er ihm weiter raten solle. Dem Silverio gefiel dieser Rat äußerst wohl; er verabschiedete sich von ihm, rief, als er nach Hause kam, unverweilt seine Frau, nahm ein Paar seiner Hosen und zwei Stöcke und tat, was ihm Pisardo geraten hatte.
    Als Spinella dies sah, sprach sie: »Was macht Ihr da für Streiche, Silverio? Was für Grillen sind Euch in den Kopf gefahren? Solltet Ihr etwa närrisch geworden sein? Glaubt Ihr, ich wisse nicht, daß die Männer und nicht die Frauen Hosen tragen? Wozu jetzt ohne allen Anlaß dergleichen Zeug machen?«
    Aber Silverio antwortete nichts, sondern befolgte die einmal begonnene Ordnung und gab ihr jetzt die Regeln für die Führung des Hauswesens. Spinella, deren Verwunderung immer stieg, sagte mit spöttischem Lächeln: »Glaubt Ihr vielleicht, Silverio, ich wisse noch nicht Eure Sachen in der Ordnung zu erhalten, daß Ihr mich so ernstlich darüber belehrt?«
    Aber der Ehemann schwieg und begab sich jetzt mit der Gattin nach dem Stalle, wo er mit den Pferden ganz so verfuhr, wie Pisardo getan hatte, auch eines davon tötete. Als Spinella diese Torheit erblickte, dachte sie bei sich, ihr Mann müsse in Wahrheit den Verstand verloren haben, und sprach: »Was wollen diese Narrheiten sagen, die Ihr so unbesonnen vollführt? Solltet Ihr etwa zu Euerm Unstern verrückt geworden sein?«
    Silverio antwortete: »Ich bin nicht verrückt; aber alle, die mein Brot essen und meinen Willen nicht tun, bestrafe ich so, wie du gesehen hast.«
    Nun merkte Spinella den törichten Vorsatz ihres einfältigen Gatten und sprach: »O Tropf, man sieht wohl, daß Euer Pferd ein dummes Tier war, weil es sich so jämmerlich umbringen ließ. Aber wo denkt Ihr hin? Meint Ihr vielleicht, mit mir zu verfahren wie mit dem Pferde? Wahrhaftig, wenn Ihr das glaubt, so irrt Ihr Euch gewaltig, und viel zu spät versucht Ihr jetzt dafür zu sorgen, wofür Ihr früher hättet

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