Italienische Novellen, Band 2
fast gestorben wäre. Als er sich wieder gefaßt hatte, bat er, sie möge nicht an seinem Tode schuld sein. Savia tat, als ob sie Mitleid mit ihm habe, beschloß ihn zufriedenzustellen und verabredete sich, sich den andern Abend mit ihm zu treffen, da ihr Gatte morgen fortreisen wolle, um außerhalb der Stadt Holz einzukaufen. Als Magister Tiberio das gehört hatte, ward er der zufriedenste Mensch, den es je gegeben hat, nahm Abschied und ging fort.
Dann kam Meister Chechino nach Hause, und seine Frau erzählte ihm ohne Umschweife, was sie gemacht habe. Er sagte: »Das genügt nicht, sondern ich will, daß wir ihm einen Schimpf antun, daß ihm dies Haus aus dem Kopf kommt und er nie wieder wagt dich zu belästigen. Geh und richte das Bett großartig her und räume alles weg, was sich im Zimmer befindet, außer den Kasten, die da herumstehen, und dann bringe die zwei Schränke in Ordnung, daß nichts oben daraufbleibt, und ich werde die Werkstatt ebenso herrichten und alles wegräumen; denn ich möchte, daß wir ihm den Streich spielen, den ich dir jetzt erklären werde«, und er erzählte ihr genau, was sie zu tun hätte. Als Savia die Absicht ihres Gatten vernommen hatte, versprach sie es ihm recht zu machen. Dem Magister Tiberio schienen es tausend Jahre zu sein, bis jene Nacht kam, um in der engen Umarmung der heftig begehrten Frau zu sein. Er ging auf den Marktplatz und kaufte viele Dinge, sandte sie ins Haus der Savia und ließ ihr sagen, sie solle alles sorgfältig zubereiten, da er zur richtigen Stunde kommen werde, um mit ihr zu Abend zu speisen. Als Savia die Sachen erhalten hatte, begann sie das Nachtmahl vorzubereiten, und Meister Chechino verbarg sich in Erwartung, daß Magister Tiberio nun kommen würde.
Wie nun Meister Chechino im Hinterhalt lag, siehe, da kam Magister Tiberio und ging ins Haus. Als er die Geliebte sah, die die Mahlzeit bereitete, wollte er ihr einen Kuß geben; aber sie widerstand und sagte: »Leidet nur noch ein wenig, meine gute Seele, die Ihr so viel durchgemacht habt: denn es ist unpassend, daß ich Euch so schmutzig von der Küche berühre«, und dabei steckte sie die Hühner auf den Bratspieß und tat das Kalbfleisch in die Pfanne. Meister Chechino hatte sich an ein geheimes Guckloch gestellt, das in das Zimmer ging, um zu hören, was sie untereinander sagten, und zu sehen, was sie täten, vielleicht auch, damit der Streich nicht doppelseitig würde. Während also nun Savia in den angemessenen Grenzen blieb und so tat, als ob sie nun dies und jetzt das verrichtete, da war es dem Magister Tiberio, als ob seine Seele den Körper verließe, und damit sie schneller zu Rande käme, legte er mit Hand an, um die Sachen fertig zu machen; aber sie beeilte sich nur noch weniger. Als Magister Tiberio sah, daß sich die Sache in die Länge zog, und es ihm schien, daß die Zeit ungewöhnlich dahineilte, sagte er zu der Frau: »Ich habe solches Verlangen, mit Euch zusammen zu sein, daß mir der Appetit vergangen ist, und ich möchte heute abend überhaupt nicht zu Nacht essen«, zog sich die Kleider vom Leibe und ging ins Bett.
Savia, die sich über ihn lustig machte, sagte schalkhaft: »Nur eine Törin würde das Nachtessen aufgeben: wenn Ihr, Vater, so töricht seid, nicht essen zu wollen, so ist es Euer Schaden; ich will das Abendessen nicht entbehren«, und unterdessen fuhr sie fort, ihren Verrichtungen zu obliegen.
Magister Tiberio flehte sie sehr an, sie möchte ins Bett kommen, aber nur um so mehr trödelte sie herum. Schließlich aber sah sie ihn mißlaunig werden und sagte, um ihn zufriedenzustellen: »Mein Vater, ich werde nie mit einem Manne schlafen, der nachts ein Hemd anhat; und wenn Ihr wollt, daß ich zu Euch ins Bett komme, zieht es aus – und dann bin ich bereit zu unserm gemeinsamen Vergnügen.«
Als Tiberio ihren Wunsch vernommen hatte, schien ihm das eine Kleinigkeit; er streifte sofort das Hemd ab und blieb nackt, wie er geschaffen war. Savia sah, daß sie den guten Vater dahin gebracht hatte, wohin sie es wünschte, nahm das Hemd mit all seinen Kleidern, tat sie in eine Truhe und verschloß diese. Dann stellte sie sich, als wollte sie sich entkleiden, waschen und parfümieren, und erledigte dazwischen einige Haushaltsgeschäfte, so daß der klägliche Tor sich im Bett allein verzehrte.
Meister Chechino, der durch das Guckloch alles gesehen hatte, ging ganz leise aus dem Hause und pochte ans Tor. Als die Frau das Pochen hörte, tat sie ganz bestürzt und sagte, an
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