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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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kämpfte, bald voll Hoffnung war, bald wieder alle Aussichten auf Gelingen schwinden ließ und so von einem Gedanken zum andern hin und her schwankte, da es ihm immer unmöglich schien, die Liebe zu der Frau, die er so glühend liebte, je auszulöschen, sich zuletzt entschloß, abzuwarten, was der Graf bei seiner Tochter ausrichte. Er verließ daher das Gemach, und wiewohl er ganz traurig und niedergedrückt von widrigen Empfindungen und voll Mißvergnügens war, zwang er sich doch, unter einer heitern Miene die Leidenschaft zu verbergen, die innerlich an ihm nagte.
    Als der Graf vom König geschieden war, ging er geradeswegs nach seiner Wohnung und überdachte hin und her, was der König ihm mitgeteilt hatte. Als er zu Hause angekommen und in sein Zimmer getreten war, ließ er, da er vieles Vorgefallene zu berichten hatte und wußte, daß seine Tochter zu Hause war, mit der er ausführlich zu reden beschlossen hatte, sie zu sich bitten. Sie kam sogleich ohne Verzug zu ihrem Vater.
    Der Graf hieß nun seine Tochter ihm gegenüber Platz nehmen und fing alsdann folgendermaßen mit ihr zu reden an: »Ich hege die bestimmte Überzeugung, meine liebste Tochter, daß nicht wenige von den Dingen, die du heute von mir hören wirst, die ich dir jetzt sagen will, dich in Verwunderung setzen werden, daß du aufs äußerste erstaunen wirst, da es dir von Rechts wegen scheinen muß, es schicke sich gar nicht für mich, bei dir ein ähnliches Amt zu versehen. Aber da man immer von zwei Übeln das geringere wählen muß, zweifle ich nicht, daß du als meine weise Tochter, wie ich dich von Kindheit auf erfunden, die Wahl treffen wirst, die ich ebenfalls getroffen habe. Ich, meine Tochter, seit ich über Gut und Böse ein Bewußtsein zu haben glaubte, habe schön als Knabe und bis auf die Gegenwart immer die Ehre höher geschätzt als das Leben; denn, nach meiner Ansicht wenigstens, ist es ein viel geringeres Übel, unschuldig und unbefleckt zu sterben, als in Schande zu leben und das Gerede des Pöbels zu werden. Du weißt, was es heißt, fremder Herrschaft unterworfen zu sein, wo man oftmals das Gegenteil von dem tun muß, was man im Sinne hat, und sich in Anbetracht der Beschaffenheit der Zeit nach den Wünschen der Gebieter in eine neue Tracht zu stecken genötigt ist. Nun, was ich dir sagen wollte, ist das: Der gnädigste König hat mich heute rufen lassen, und als ich bei ihm war, hat er mich mit den heißesten Bitten dringend ersucht und genötigt, ihm in einer Sache, die er von mir verlangen werde, und die ihm so wichtig sei wie sein Leben, dienen zu wollen, wobei er mir alles anbot, was mein Mund verlangen könne, sofern es in seiner Gewalt stehe. Ich, der ich ein geborener Lehnsmann und Untertan dieser Krone bin, verpfändete ihm unumschränkt mein reines Wort, alles, was er mir befehle, mit all meiner Macht zur Ausführung bringen zu wollen. Als er mein freies Versprechen hörte, entdeckte er sich mir endlich nach vielen von Tränen und Seufzern unterbrochenen Worten, daß er so sehr und so heftig in dich und deine Reize verliebt sei, daß er ohne deine Liebe unter keiner Bedingung leben könne. Und wer, bei Gott, hätte sich jemals eingebildet, daß der König von einer solchen Angelegenheit mit mir sprechen werde?«
    Darauf erzählte der Graf die lange Geschichte der zwischen dem König und ihm vorgefallenen Gespräche, ganz Wort für Wort, und fügte dann bei: »Du siehst, meine Tochter, zu welchem Ziele mein unbedingtes einfältiges Versprechen und die zügellose Lust des Königs mich gebracht haben. Ich habe dem König gesagt, es stehe in meiner Gewalt, dich zu bitten, – aber nötigen könne ich dich nicht; daher bitte ich dich, und diese Bitte soll für tausend gelten, dem König, unserem Herrn, zu Willen zu sein. Sieh es so an, meine Tochter, als machest du deinem Vater ein Geschenk mit deiner reinen Zucht und Keuschheit! Die Sache wird so vor sich gehen, daß sie jedermann verborgen gehalten wird. Außerdem wirst du Veranlassung sein, daß deine Brüder die ersten Barone dieses Eilandes werden. Alles, meine Tochter, habe ich dir sagen wollen, um nicht gegen den König wortbrüchig zu werden. Du bist weise, und wenn du an das denkst, was ich dir gesagt habe, zweifle ich nicht, daß du eine dir angemessene Wahl treffen wirst.«
    Nach diesen Worten schwieg der Graf. Die junge Frau war während der Rede ihres Vaters so heftig errötet und von keuscher Entrüstung so entflammt, daß, wer sie jetzt gesehen hätte, sie

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