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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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wo ich mir die Mittel fehlen sehe, sie nach meinem Wunsche und nach dem Verdienste ihrer Handlungsweise zu ehren, indem sie herkommt, mich aufzusuchen.«
    Der Graf, dessen Sinn nicht dahin ging, Schätze aufzuhäufen, wie diejenigen zu tun pflegen, die ihren Reichtum nicht besitzen, sondern vielmehr von ihm wie Sklaven in der Weise besessen werden, daß sie keinen Heller für sich selbst, geschweige denn für andere auszugeben wagen, sagte, als er die ihm von Filippo erzählte Geschichte vernommen hatte: »Wie nun, Filippo? Hast du so wenig Vertrauen zu mir, daß du nicht glaubst, ich werde dir das Unrecht vergüten, das dir dein schlimmes Geschick antut? Sei gutes Mutes: denn es ist mein Wille, daß, wenn dich dieses Weib in Venedig für einen Herrn gehalten hat, sie dich in Ferrara für einen König halten soll. Die Meinigen sind, wie du weißt, in Viconovo, und ich bin hier mit acht oder zehn Dienern, Pferden, Wagen und allen Dingen, die nur irgend vonnöten sein würden, irgendeiner großen Dame die schuldigen Ehren anzutun; Mein Haus samt allem, was darin ist, sei für zehn Tage dein! Hole deine Geliebte mit meinem Hofwagen zu dir ab! Ich lasse dir alle diese Diener auf diese Zeit zu Befehl und gehe die wenigen Tage aufs Land. Du magst indessen in meinem Hause gebaren, wie du von mir voraussetzen würdest, daß ich täte, um ein zärtlich geliebtes Weib ehrenvoll darin zu empfangen.«
    Filippo fühlte sich durch die Worte des Grafen vollkommen getröstet, schämte sich jedoch, zuzugeben, daß der Graf sein Haus verlasse, es ihm ganz einräume und ihn nicht nur über das Haus, sondern auch über das, was darin war, schalten lasse.
    »Eure Gefälligkeit gegen mich«, sagte er zu dem Grafen, »ist mir zwar teuer, und ich konnte von Eurer Großmut nichts anderes erwarten; aber da ich nicht durch Annahme Eures mir gütigst gemachten Anerbietens, während ich meine Achtung vor andern zu erhalten suche, nicht mich Euch gegenüber in ein nachteiliges Licht setzen möchte, kann ich dieses Erbieten nicht in seinem ganzen Umfange annehmen. Es genügt mir, mit einer oder zwei Abendmahlzeiten diese meine Geliebte ehrenvoll zu empfangen und sie anständig auszustatten, um nach Venedig zurückzukehren; das Weitere will ich mit Worten abmachen und bin gewiß, sie wird zufrieden wegreisen.«
    Der Graf, dessen Großmut den Umfang seiner Reichtümer noch übersteigt, ließ sich durch Filippos Worte nicht von seinem Plane abbringen.
    »Filippo«, sagte er, »wenn du auch, wie du mir gesagt hast, zufrieden wärest, so wäre doch ich noch nicht zufrieden, da ich sonst nicht das Bewußtsein hätte, für einen Freund alles getan zu haben, was ich in ähnlichem Falle um meinetwillen täte. Darum bleibe es dabei, und wenn es dir zu viel scheint für deine Bescheidenheit, so scheint es mir noch viel zu wenig für das, was ich einem Freunde wie du zu tun verpflichtet bin.«
    Nachdem er dies gesprochen, rief er alle seine Diener vor sich und sagte zu ihnen: »Ich lasse in meinem Palaste auf zehn Tage Filippo als unumschränkten Gebieter über das Haus und alles, was darin ist, zurück, und es ist mein Wille, daß ihr ihm gehorchet und dienet, nicht anders, als wenn ich es selbst wäre. In dieser Zeit sagt ihr der Frau, die er hierher bringt, das Haus und alles, was darinnen ist, gehöre Filippo; und wer von euch hierin mir zuwiderhandelt, hat meine Ungnade zu gewärtigen.«
    Dann faßte er Filippos Hand: »Du wirst«, sagte er zu ihm, »ihnen befehlen, was dir erforderlich scheint, um diese deine Dame hier in Ferrara zu ehren und sie nach Venedig zurückzubringen, so ehrenvoll, als dir zweckmäßig scheint; und diese meine Leute sollen deinen Befehlen aufs bereitwilligste gehorchen, wie wenn ich selbst die Befehle erteilte.«
    Filippo wollte durchaus so viel nicht annehmen; aber der Graf gestattete keine fernere Widerrede, ließ ihn im Besitz von allem und begab sich auf das Land. Filippo zog nun die vornehmsten Kleider an, die der Graf besaß, bestieg das schönste Reitpferd mit reichem Geschirr und suchte mit vier Reitknechten seine Geliebte auf, die ihm, als sie ihn erblickte, mit offenen Armen entgegeneilte.
    »Ach, Herr Filippo«, rief sie ,»wie habt Ihr es so lange können anstehen lassen, ohne mich zu besuchen! Euer langes Ausbleiben hat mich auf die Vermutung gebracht, Ihr liebtet mich nicht mehr. Fürwahr, wenn Ihr das Feuer der Liebe so sehr gefühlt hättet, wie ich es fühle, so hättet Ihr mir gegenüber das getan, was Ihr

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