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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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ein loses Feuer dazu verführe! Ich habe sie zur Genüge genossen, indem ich deiner Leidenschaft zu ihr Vorschub leistete, und wie du sie hierhergebracht hast als die deinige, so führe sie auch als solche von hinnen!«
    Ohne weiter ein Wort hinzuzufügen, ging er aus seinem Hause fort und ließ Filippo in Freiheit, alle nötigen Vorkehrungen zur Abreise seiner Schönen zu treffen. Er brachte sie, reichlich mit Lebensmitteln versehen, in ehrenvollster Begleitung zu Schiffe und gab ihr, als er mit ihr die Barke bestiegen hatte, den schönen Ring, den ihm der Graf geschenkt, mit den Worten: »Nehmt dies und behaltet es zum Andenken an Euren Filippo!«
    Dann verabschiedete er sich zum letztenmal von ihr und verließ sie äußerst befriedigt über ihn.
    Als in der Folge öffentlich verlautete, was der Graf für seinen Freund getan hatte, erachtete ihn jedermann für den allervollkommensten Edelmann seines Landes, zählte ihn unter die wenigen, die ihren Reichtum dann wahrhaft zu besitzen glauben, wenn sie ihn freigebig im Dienste ihrer Freunde und Diener verwenden, und man wünschte nur, daß in der Stadt unter den reichen Edelleuten viele, die ihm glichen, gefunden würden.

Giovanni Battista Giraldi
Maß für Maß
(Shakespeare, Maß für Maß)
    Als Kaiser Maximilian der Große, dieser seltene Spiegel der Ritterlichkeit, Großmut und hoher Gerechtigkeit, das römische Reich mit so vielem Glücke beherrschte, schickte er seine Diener aus, um die Provinzen zu verwalten, die unter seinem Szepter blühten. So trug er unter andern die Statthalterschaft über Innsbruck dem Juriste auf, einem Manne, der sein Vertrauen und seine Liebe besaß. Ehe dieser dahin abging, sprach der Kaiser zu ihm: »Juriste, ich habe, seit du in meinen Diensten stehst, eine so günstige Meinung von dir gefaßt, daß ich beschlossen habe, dir die Verwaltung einer so edeln Stadt wie Innsbruck zu übertragen. Über ihre Verwesung hätte ich dir vielerlei Dinge anzuempfehlen; ich fasse aber alles in die eine Anweisung zusammen, daß du die Gerechtigkeit unverletzlich handhaben mögest, solltest du auch gegen mich selber, der ich dein Herr bin, zu entscheiden haben. Wisse nämlich, daß ich dir alle andern Fehltritte, die du aus Unkenntnis oder auch aus Nachlässigkeit begehen könntest (obgleich es mein Wille ist, daß du auch diese nach allen Kräften vermeidest), vergeben könnte; aber für ein Vergehen wider die Gerechtigkeit würdest du niemals bei mir Vergebung finden. Fühlst du nun vielleicht, daß du nicht also bist, wie ich dich wünsche – denn ein Mensch ist nicht zu allem gut –, so enthalte dich, diese Würde anzunehmen, und bleibe lieber hier am Hofe in deinen gewohnten Beschäftigungen, in denen du mir wert bist; denn indem ich dich zum Statthalter dieser Stadt mache, habe ich dir eine Gnade erwiesen, die ich nur mit großem Widerwillen und aus Rechtsgefühl dann zurücknehmen müßte, wenn du die Gerechtigkeit verletztest.«
    Hier schwieg der Kaiser still, und Juriste, der sich viel weniger selbst kannte, als über das ihm zuerteilte Amt erfreut war, dankte seinem Gebieter für sein huldreiches Andenken und sagte zu ihm, er fühle sich zwar schon durch sich selbst zur Ausübung der Gerechtigkeit angetrieben; er werde sie aber nun um so strenger beobachten, da seine Worte ihm als Fackel dienen müssen, die ihm auf dem Wege der Erfüllung seiner Pflichten vorleuchte. Er wolle sich Mühe geben, sein Amt so zu verwalten, daß Seine Majestät nur Veranlassung haben werde, ihn zu loben.
    Der Kaiser nahm Juristes Worte wohlgefällig auf und sagte: »Gewiß werde ich nur Ursache haben, dich zu loben, wenn deine Handlungen so gut ausfallen wie deine Worte.«
    Er ließ ihm darauf den schon ausgefertigten Bestallungsbrief einhändigen und entließ ihn nach seinem Bestimmungsort.
    Juriste begann die Stadt mit Umsicht und Eifer zu beherrschen, ließ es sich sehr wichtig und angelegen sein, überall die Waage gerade zu halten, ebensowohl in den Gerichten als bei Verteilung von Ämtern, in Belohnung der Tugend und Bestrafung des Lasters. Und lange Zeit gewann er durch solche Mäßigung die größte Gunst seines Herrn und erwarb sich die Liebe des ganzen Volkes, so daß er in der Tat glücklich zu preisen gewesen wäre, wenn er seine Amtsführung auf diese Weise fortgesetzt hätte. Da geschah es jedoch, daß ein Jüngling namens Vico einer jungen Bürgerin aus Innsbruck Gewalt antat und deshalb bei Juriste angeklagt wurde. Dieser ließ ihn alsbald

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