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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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verspeisen, gleich als ob er sie in der Tat noch in so reicher Menge wie vordem besessen hätte, als er sie zu bezahlen imstande war. Ebenso pflegte er es mit seiner Kleidung und andern Bedürfnissen des Lebens zu halten, an denen es ihm gebrach. Wie große Not er aber auch litt und wie viele Edelleute ihm auch aus Mitleid mit seiner Armut ihre Unterstützung anboten, so wollte er doch durchaus nicht das mindeste von ihnen annehmen, sondern behauptete, er könne ebensowohl ihnen Geschenke geben als sie ihm.
    Es lebt in Ferrara der Graf Paolo Costabili, nicht weniger freigebig und edel gesinnt, als sich bei seinem großen Reichtum schickt; dieser, als ein Freund tüchtiger Menschen, fühlte sich von Filippos Festigkeit, seiner Anmut in der Unterhaltung, seiner Geschicklichkeit in Geschäften und andern seiner obengenannten Eigenschaften, die jedem großen Fürsten teuer sein müssen, so angezogen, daß er ihn ins Haus nahm, nicht als Diener, sondern als lieben Freund, und alle seine Bedürfnisse mit freigebigster Hand befriedigte, so daß er sagen konnte, er habe in diesem edeln Hause, was er wünsche.
    Derweil nun Filippos Schicksal diese Wendung genommen hatte, erwartete die obenerwähnte Buhlerin in Venedig sehnsüchtig seine ihr zugesagte Rückkehr; und da sie Monate, ja vielleicht Jahre verstreichen sah, ohne daß er zu ihr kam, fürchtete sie von ihm vergessen und verschmäht zu sein, und da sie weder Brief noch Botschaft von ihm erhielt, beschloß sie, getrieben vom scharfen Stachel der Liebe, die Filippos Liebenswürdigkeit und ritterlich freigebiges Wesen in ihr entzündet hatte, nach vielem Besinnen, nach Ferrara zu gehen, um ihn aufzusuchen; denn sie meinte, er sitze in demselben Reichtum, wo er reichlich spenden und geben könne, wie er es in Venedig seinerzeit geübt habe. Sie schickte also einen Diener nach Ferrara voraus, um eine Wohnung auf einige Tage zu mieten; dann ließ sie eine Barke für sich zurechtmachen, bestieg sie in Gesellschaft ihrer Dienerinnen und fuhr nach Ferrara ab. Als sie sich bei ihrer Ankunft nach einem Herrn Filippo Sala erkundigte, fand sie keine Spur von ihm auf, weil die Armut, worin er versunken war, seinen Namen fast in gänzliche Vergessenheit begraben hatte; außerdem ließ er sich in Venedig Herr Filippo nennen, während er in Ferrara nur unter dem Namen Filippino oder Philippchen bekannt war und ihm niemand den Titel »Herr« gab, den er sich durch seine Freigebigkeit in Venedig erworben hatte.
    Die Frau bereute nun fast, die Reise um seinetwillen unternommen zu haben. Während sie nun so darüber nachdachte, erblickte sie zufällig einen der Gefährten Filippos, der in Venedig gleichfalls ihre Bekanntschaft gemacht hatte. Sie rief ihn zu sich und fragte nach Herrn Filippo. Er kannte seine Verhältnisse genau, antwortete ihr aber vorsichtig, er habe ihn schon geraume Zeit nicht gesehen, weil er in bedeutenden Geschäften seines Herrn zu tun gehabt habe, halte aber dafür, daß es ihm wohlergehe. Auf diesen Bescheid konnte die Frau noch in der Hoffnung beharren, ihn in guten Umständen wiederzufinden und mit ihrem Besuche in Ferrara ihm nicht ungelegen zu kommen.
    »Seid doch so gut«, sagte sie, »zu ihm zu gehen und ihm zu sagen, ich sei, von meiner großen Liebe zu ihm angetrieben, nach Ferrara gekommen, um ihn zu sehen, und veranlaßt ihn, mich zu besuchen! Ihr könntet mir keinen größeren Gefallen und Freundlichkeit erzeugen, als damit.«
    Filippos Freund antwortete ihr, sobald er ihn sehe, wolle er mit Vergnügen sich dieses Auftrages entledigen. Er nahm von ihr Abschied und begab sich sogleich zu Filippo, um es ihm zu melden.
    »Du weißt wohl nicht,« sagte er, »daß die Wohlbekannte nach Ferrara gekommen ist und dich eifrig aufsucht. Ich fürchte, sie erlangt am Ende Kunde von deinen jetzigen Umständen und geht unzufrieden mit dir und mit den geringen Ehren, in denen du stehst, nach Venedig zurück, und während du dort bisher für einen großen Herrn gegolten hast, gibt man dir am Ende einen von dem jetzt erworbenen sehr verschiedenen Namen.«
    Diese Worte gingen Filippo durchs Herz, und er fragte seinen Freund, wie er zu dieser Nachricht gekommen sei. Der Freund erzählte alles, was zwischen ihm und der Kurtisane besprochen worden sei, und was er zu seinen Gunsten gesagt habe, und Filippo dankte ihm vielmals dafür, daß er sich so behutsam gegen sie ausgedrückt habe, ward aber ganz betrübt und niedergeschlagen, als er nach diesem Gespräche bedachte, wie

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