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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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lange wegbleibe, so bin ich sicher, daß alle meine Angelegenheiten in Venedig schief gingen. Ich weiß aber, daß Ihr meinen Schaden nicht begehrt.«
    »Keineswegs«, antwortete er; »und wenn Ihr nicht noch zehn Tage bleiben wollt, so bleibt wenigstens sechs!«
    Sie behauptete von neuem, es sei ihr unmöglich, und so brachte er sie dahin, noch die vier Tage zu bleiben, mit welchen sein Regiment ablief. So ging denn die Lebensweise und die Bedienung in derselben Ordnung und Überfülle fort, daß sie Filippo für nichts anderes als einen großen Herrn halten mußte.
    Am Morgen des zehnten Tages kam der Graf zurück nach Ferrara, ließ Filippo zu sich rufen und sprach: »Nun, Filippo, wie ist die Sache abgelaufen? Hast du deiner Geliebten Ehre erwiesen?«
    »Ja, gnädiger Herr«, antwortete er, »Dank Eurer Güte, und ich wollte, ich hätte tausend Zungen und eine Stimme von Stahl, um Euch vollständig und anhaltend danken zu können für so große Gefälligkeit, für die ich Euch immer unendlich verbunden sein werde, solange ich lebe.«
    Der Graf versetzte: »Ich weiß nicht, ob du nicht vielleicht noch länger im Besitze des Meinigen zu bleiben wünschest; sage mir's: du wirst keine Fehlbitte tun!«
    »Nur zu lange, Herr Graf, habt Ihr mich darin gelassen«, antwortete er, »und es war nahezu eine Unzartheit, daß ich gestattete, daß Ihr so lange aus Eurem Hause wegbliebet, um mich, der ich Euer Diener bin, Eure Stelle darin einnehmen zu lassen. Überdies will die Dame morgen früh unfehlbar nach Venedig zurückreisen, und ich habe sie nur mit Mühe bis heute aufgehalten.«
    »Da sie nun weggehen will»«, sagte der Graf, »möchtest du ihr nicht gerne ein Geschenk machen, damit sie dich im Andenken behalte?« »Wenn ich nur so viel hätte, Graf«, fügte Filippo bei, »als ich ihr zu geben wünschte! Da ich aber sonst nichts habe, so werde ich sie mit Versprechungen befriedigen, so gut ich kann.«
    »Ich wünsche aber«, sagte der Graf, »daß du sie mit einem Geschenk entläßt, das der ihr getanen Kundgebung entspricht. Darum nimm diesen Ring und schenke ihr ihn!«
    Bei diesen Worten gab er ihm einen kostbaren Diamant. Filippo wollte ihn durchaus nicht annehmen in der Überzeugung, daß der Graf bis hierher nur allzuviel getan habe, und daß er ihn nicht noch weiter beschweren dürfe. Aber er war genötigt, ihn doch anzunehmen, was denn seine Freude verdoppelte. Hierauf wollte der Graf auch mit ihm nach Hause gehen, um zu sehen, ob der Ruhm der Schönheit, den Filippo der Frau zuerkannt, in der Tat derart sei, wie er geschildert. Er trat in den Palast, und Filippo tat, als wäre es ein ihm befreundeter Edelmann, der ihn besuche. Er zeigte ihm die Frau und ließ sie ihm die Hand reichen. Da glaubte der Graf, Filippo habe noch wenig gesagt im Verhältnis zu dem, wie er es gefunden hatte, und konnte sich nicht satt an ihr sehen.
    Filippo wußte, daß der Graf ein großer Verehrer von schönen Frauen war und keine Ausgabe scheute, um den Besitz einer jeden zu erwerben, die ihm wünschenswert schien. Er stellte sich daher vor, der Graf habe sich auch in diese Frau verliebt, und sagte zu ihm: »Graf, sie ist weder meine Tochter noch meine Frau noch meine Schwester, sondern ein Weib, das zwar nicht jedermann angehört, aber doch gegen vornehme Herren, die nach ihr trachten, nicht karg ist. Da mir nun vorkommt, ihre Schönheit habe Eindruck auf Euch gemacht, so gestattet mir, wenn es Euch recht ist, daß ich Euch bei ihr lasse; und damit Ihr ungestört mit ihr seid, will ich mich von Hause entfernen und ihr andeuten, daß ich nichts dawider habe, wenn sie zu Euch hält, nicht als wollte ich auf diese Weise Eure Großmut vergelten, der ich nicht im geringsten es gleichtun könnte, und wenn ich mein Leben für Euch ließe, – sondern ich möchte nur nicht für einen niedrigen Menschen gelten und Euch das verweigern, was ich ohne allen Nachteil für mich Euch zu Eurer Genugtuung gewähren kann.«
    Der Graf, der zu anderer Zeit und unter andern Umständen den ihm angebotenen Besitz der schönen Venezianerin nicht nur mit Freuden angenommen, sondern selbst gern um den höchsten Preis erkauft hätte, wollte doch nicht durch eine törichte Lust die Handlung der Edelmut beflecken, die er im Dienste seines Freundes geübt hatte. Er sagte daher: »Filippo, deine Geliebte ist weit schöner, als du mir gesagt hast, und die Lust könnte mich wohl dahin bringen, auf deinen Vorschlag einzugehen. Behüte aber der Himmel, daß mich

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