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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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fortsetzten, machten sie sich heiter über die Speisen her. Und nachdem sie genug gegessen und getrunken hatten, wollte der Stiavone dem jungen Manne nicht mehr länger im Wege stehen und rief daher aus: »Ei, meiner Treu, mein liebster Herr, über unserem Ausgang habe ich nun ein Geschäft vergessen, das ich in Chioggia ins reine zu bringen hatte. Seid so gut, Missere Antonio, wartet hier auf mich wenigstens eine Stunde, wenn es Euch nicht unangenehm ist! Ihr könnt Euch ja unterweilen mit Madonna Giachena unterhalten. Ich will keine Zeit verlieren.«
    Sodann fügte er noch hinzu: »Seht, Missere Antonio, wartet hier, bis ich zurückkomme, denn Ihr würdet den Weg nach Hause nicht finden.«
    Dann ging er hinweg und ließ Antonio allein mit Madonna Giachena. Der junge Mann wünschte nichts anderes, denn es war ihm, als sei er an der Seite einer Königin. Er fing an, ihr tausend süße Wörtchen zu geben, nahm sie bei der Hand, und nach vielen Worten erdreistete sich Antonio endlich, ihr die Hände an jene blendenden festen Brüstchen zu legen, sie auf den Mund zu küssen und hold mit ihr zu scherzen. Die wackere Frau wich ihm nicht aus; vielmehr da sie seiner sicher zu sein glaubte, erwiderte sie seine feurigen Küsse. Durch diese fortgesetzten Scherze kamen beide allmählich in wollüstiges Verlangen, sie umarmten sich und traten einträchtig in ein schön geschmücktes Schlafgemach, wo sie sich auf ein reiches Bett warfen und in kurzer Zeit unter großem Vergnügen vier rüstige Umarmungen vollbrachten. Als sie damit fertig waren, kehrten sie in den Saal zurück, wo sie unter allerlei Scherzen gar vertraulich beisammenblieben. Auch trafen sie beide die Übereinkunft und Verabredung, heute nacht beieinander schlafen zu wollen. Um nicht als ein Schelm dazustehen, nachdem er mit einer so schönen Frau seine Lust gehabt, schenkte ihr Antonio für dieses Mal einen Goldtaler, eine für sie sehr anständige Belohnung.
    Nachdem sie eine gute Weile beisammen gewesen waren und der Stiavone dachte, er habe sich lange genug entfernt gehalten, kehrte er in das Haus der Flamänderin zurück und fragte Antonio, ob er nun mit ihm gehen wolle. Antonio hatte über der genossenen Lust seinen Stiavonen bereits völlig vergessen, ja die Schulen und die Geschäfte, die Heimat und seine Gattin, und wußte im Augenblick in der Tat nicht, was er antworten sollte. Die Flamänderin merkte seine Verlegenheit und sagte zu dem Stiavonen: »Misser Zanobi, ich wünsche, daß Missere Antonio heute mit mir zu Nacht speise.«
    Der Stiavone aber war in der Tat auf das Wohl und den Nutzen des jungen Mannes bedacht und sagte: »Wißt, Madonna, wir haben diesen Abend einige Geschäfte für diesen Edelmann zu Mellone zu erledigen wegen wichtiger Waren. Sobald dies abgemacht ist, bringe ich ihn zu Euch zurück.«
    Als die Flamänderin dies hörte, glaubte sie es wirklich und meinte, der Stiavone rede die Wahrheit. Sie sagte daher zu dem Jüngling: »Vergeßt nicht, Missere Antonio, daß ich Euch zum Abendessen erwarte! Kommt gewiß!«
    Antonio wußte nicht, was der Stiavone mit jener Ausrede sagen wollte, nahm daher Abschied von der Flamänderin und versprach, sicher wiederzukommen. Hiermit ging er hinweg; die Flamänderin aber war sehr zufrieden mit ihm, denn sie glaubte heute die Kundschaft eines vornehmen Herrn erworben zu haben, weshalb sie ihn denn auch mit großer Aufmerksamkeit erwartete. Antonio war also mit dem Stiavonen weggegangen; sie schlugen unter Gesprächen den Weg am Ballspiel vorbei ein, und Misser Zanobi sprach: »Wißt, mein lieber Herr, ich habe Euch zu Eurem besten aus diesem Hause weggeführt: denn diese Flamänderin wird von einem venezianischen Edelmann unterhalten, und darum will ich nicht, daß Ihr zum Abendessen oder bei Nacht hingehet, ohne daß Ihr vorher das Geld, das Ihr bei Euch habt, ablegt; denn wenn unglücklicherweise jener Edelmann Euch im Hause träfe und merkte, daß Ihr ein Kaufmann seid, ließe er Euch keinen Bezzo im Beutel. Wenn Ihr doch hingehen wollt, so laßt Euer Geld anderswo, etwa bei Manetti! Dort ist es viel sicherer. Dann könnt Ihr getrost Eurem Vergnügen nachgehen und ohne Besorgnis; denn wenn er Euch etwas genommen oder angetan hätte, so hättet Ihr gegen ihn durchaus kein Recht gefunden.«
    Als Antonio dies hörte, gefiel ihm der Rat, so sehr er auch von der Liebe zu der Flamänderin eingenommen war. Er dankte seinem Stiavonen und machte sich die Warnung zu Nutzen, und da es ein zuverlässiger

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