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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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dafür, daß sie, um die Sache zu Ende zuführen, ihm eine solche Falle gelegt habe. Er lebte glücklich mit Nonna und hielt Mesa beständig wert dafür, daß sie ihn mit Nonna zusammengebracht hatte.

Pietro Fortini
1500 – 1562
Die Flamänderin
    Es war vor nicht langer Zeit in Siena ein Handwerker, der zu seinem Auskommen eine Spezereibude hielt und dadurch sehr gut sich seinen Unterhalt erwarb. Der junge Mann war sehr hübsch gewachsen, nahm sich schmuck aus und kleidete sich fein. Und weil es ihm in seinem Geschäft so gut ging, erwarb er sich einiges Vermögen. Nun hatte ein ihm ähnlicher Gewerbsmann einige heiratsfähige Töchter, und da er glaubte, dies fehle jenem noch, gedachte er ihm eine Tochter zur Frau geben zu wollen. Seine ausgesuchte Kleidung gefiel ihm sehr: denn er trug immer einen Rock von Atlas, Hosen mit Taffet gefüttert, ganz klein geschlitzt und gespalten, und anderes, wie es die jungen Leute heutzutage der Mode nachmachen. Da nun der andere ihn so reichgekleidet und so nach der Art einhergehen sah, meinte er, er stehe weit besser, als er in der Tat stand, und faßte bei sich den festen Entschluß, ihm diese seine Tochter zur Frau zu geben. Er ließ daher durch einen seiner Freunde mit ihm reden und sie ihm anbieten. Der junge Mann durfte weniger daran denken, sie zu nehmen, als der Vater, sie ihm zu geben. Da er also das Mädchen, um das es sich handelte, mehrmals gesehen hatte und sie ihm außerordentlich gefiel, denn sie war ein sehr schönes Kind, fing Antonio nach kurzer Unterredung an, weit mehr an das Mädchen zu denken als an seine Bude; und da er sich schon die Liebesflammen an das Herz schlagen fühlte, dachte er bald an nichts anderes mehr als an sie.
    Der Vermittler war vom Vater des zarten schönen Kindes angetrieben; er brachte Tag für Tag diese Verbindung wieder in Anregung. So hatte Antonio bald mehr Lust dazu als ihr Vater, und in wenigen Tagen war die Sache unter ihnen abgemacht: beide Teile waren zufrieden und trafen Anstalten zur Hochzeit. Man kann sich denken, daß ein eitler junger Mann, der überdies äußerst zufrieden über die Sache war, seinerseits die prachtvollsten Zurüstungen machen ließ, weit mehr als es für seine Verhältnisse sich eignete. Als nun die Hochzeitszeremonien vorüber, sie als Frau gekleidet und die Messen gehört waren, führte er sie nach wenigen Tagen üblicherweise in sein Haus.
    Viele, viele Tage lang dachte er nun wenig oder nie an seine Bude oder etwas der Art, bis er zuletzt, wie alle Bräutigame zu tun pflegen, nach einigen Wochen bei einer Zusammenkunft mit seinem Schwiegervater und seinen Schwägern nach dem Heiratsgut zu fragen begann, das sie ihm versprochen hatten. Der Schwiegervater, welcher wohl wußte, daß er hierzu verpflichtet war, hatte dafür vorgesorgt; er setzte einen Vertrag auf und zahlte ihm die ganze Summe aus. Als der junge Gewürzkrämer die Mitgift in Empfang genommen hatte, gedachte er seiner Bude wieder aufzuhelfen und sie instand zu setzen. Nach einigen Monaten entschloß er sich daher, eine Reise nach Venedig zu unternehmen und daselbst Gewürze einzukaufen, wie es die meisten Gewürzkrämer machen, die haushälterisch zu Werke gehen. Er rüstete sich, nahm langen und wortreichen Abschied von seiner Frau und trat dann die Reise an nach jener hochberühmten großen Stadt Venedig.
    Über Florenz, Bologna, Ferrara und Padua kam er in Venedig an, und da er noch nie dort gewesen war, wußte er als Fremder nicht, wo er am besten absteigen müsse; und indem er sich erkundigte, sagte er, wo er her sei. Indem er nun so fragend umherlief, traf er zufällig auf einen Landsmann von uns, der beständig in Venedig wohnte, namens Giovanni Manetti. Diesem teilte er mit, in welcher Absicht er herkomme, und bat ihn, ihm Nachweis zu geben, wo er gute Ware und wo er eine passende Herberge finden könne. Manetti, der sich von den Sienesen ziemlich losgesagt hatte und ebensogut allen andern Nationen sich gefällig erzeigen mochte, wie es überhaupt die Art ist von uns Sienesen, mehr die Fremden als unsere Landsleute zu schätzen, verwies ihn in ein Zimmer oder eine Wohnung eines ihm befreundeten Stiavonen, welcher Kostgänger aufnahm, wenn ihm ein rechtschaffener Mann dazu begegnete, wie das in Venedig Sitte ist, daß, wie ich erzählen höre, fast alle Edelleute, wie die Bürgerlichen, Herberge gewähren. Er wies ihn also an den Stiavonen, ließ ihm von einem Diener das Haus zeigen und ihn als einen ihm Angehörigen ihm

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