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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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diejenige zurückzubekommen, mit der er die Ehe vollzogen zu haben glaubte. Aber Mesa sagte zu ihm: »Ich will nicht unterlassen, Euch meine Meinung zu sagen; tut hernach, was Euch lieb ist und was Euch angemessen scheint! Ihr habt das Mädchen genossen, und nachdem Ihr ihre Blume gepflückt, ist sie in eines andern Hand übergegangen. Das muß Euch, wie mich dünkt, eher Freude machen, als daß Ihr nun sie dem wieder nehmen wollt, der sie seither genossen hat. Dies könnte Euch nur zur Schande gereichen; denn jedermann würde Euch, um es geradeheraus zu sagen, für einen Hörnerträger halten, und es könnte leicht kommen, daß der, der jetzt das junge Weib besitzt, sie Euch ohne Widerrede zurückgäbe, um mit einer andern in die Ehe zu treten. Darum, wenn ich Ihr wäre, ließe ich dem Wasser seinen Lauf und würde mich nach einer neuen Frau umsehen, da ja bei der ersten die Kirche ihren Segen noch nicht erteilt hat, sie somit auch nicht wirklich Eure Frau war. Tut Ihr das, so könnt Ihr immer über jenen lachen, der Eure erste zur Frau genommen, nachdem Ihr zuerst ihr beigewohnt, gerade wie er über Euch lachen würde, wenn Ihr sie ihm zu entreißen und als Eure Frau zu behalten suchtet. Es fehlt hierzulande nicht an Frauen, die für Euch passen. Da ist unter andern die Nonna, die Euch bekanntlich liebt, und die Euch eine würdige Gattin wäre. Jetzt hat sie auch durch den Tod ihres Oheims ein so großes Vermögen geerbt, daß sie eine ganz andere Mitgift Euch zubrächte, als Ihr von der andern bekommen hättet, und wenn Euch etwa mehr die Schönheit bestimmen soll, eine Frau zu nehmen, als der Reichtum, so ist Nonna nicht minder schön als irgendeine im Lande. Ich glaube daher, Ihr tut wohl, die andere jenem, der sie einmal hat, zu lassen und Nonna zu heiraten, mit der Ihr vielleicht viel zufriedener und bequemer leben werdet, als mit der andern der Fall gewesen wäre.«
    Die Worte der Alten blieben nicht ohne Wirkung bei Pantheone. Er zog namentlich in Betracht, daß Lipera, bei der er geschlafen zu haben glaubte, ihm doch nicht mehr ohne Schande für ihn angehören könne, und entschloß sich, Nonna zu nehmen, sobald er sich überzeugt hätte, daß wegen Mangels der kirchlichen Feier bei seiner Vermählung mit Lipera sie nicht wirklich seine Frau geworden sei. Als er nun fand, daß die besten Gewährsmänner der Ansicht waren, daß solche heimlich geschlossenen Eheverträge keine Gültigkeit haben, nahm er Nonna zum Weibe.
    Es dauerte aber nicht lange, so hielt er sich für den unglücklichsten und betrogensten Mann, der je sich mit einem Weibe eingelassen hätte. Nonna war nämlich von ihren ersten Berührungen, die sie unter fremdem Namen mit Pantheone gehabt hatte, schwanger geworden, was Pantheone zwei Monate nach seiner wirklichen Verheiratung bemerkte. Der Kummer über diese Wahrnehmung ließ ihn nicht Ruhe noch Rast finden, und oft sprach er bei sich: »Seht doch, wie ich Schafskopf mir selber Hörner angesetzt habe, indem ich diese zum Weibe nahm, die schon schwanger in mein Bett gekommen ist!«
    Ganz schwermütig sann er fortwährend auf Mittel, sich von dem Weibe loszumachen, und oft hatte er geradezu im Sinne, sie ohne weiteres zu verlassen. Freilich sah er wohl ein, daß dies nicht das rechte Mittel war, um zu machen, daß sie nicht mehr seine Frau wäre; er kam daher auf einen viel grausameren Plan und bedachte, wie er ihr das Leben nehmen wollte, da er wußte, daß nichts als der Tod den Knoten lösen könne, mit dem er zu seinem Unheil an Nonna gefesselt zu sein wähnte.
    Von so lästigen Gedanken gepeinigt, verwünschte er sein Geschick und Mesa, die ihn an eine solche Klippe geführt, um daran zu scheitern. Als Nonna dies merkte und wußte, mit welch großer Mitgift sie ihren Gatten erkauft hatte, beschloß sie, ihm zu entdecken, was zwischen ihr und ihm durch Vermittelung der guten Alten vorgefallen war. Sie erzählte ihm daher in einer Stunde, die ihr geeignet schien, wie sie von ihm schwanger sei, enthüllte ihm vollständig das Verfahren, wodurch sie auf Mesas Rat seine Frau zu werden gesucht habe, und zeigte ihm die Ringe, die er ihr zur Verlobung gegeben. Als Pantheone die Wahrheit ihrer Erzählung einsah, erkannte er, wie groß die Liebe Nonnas zu ihm gewesen, und wie sehr sie verdiene, von ihm geliebt zu werden. Er verwandelte den Argwohn, den er gefaßt hatte, in die anhänglichste Liebe und freute sich, daß sie durch solche Täuschung seine Gattin geworden sei. Auch Mesa erntete Lob

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