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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Herrn aufzusuchen. Es wurde mit ihm verabredet, er solle ihn an einem Seile zum Fenster hineinziehen. Nachdem sie alles miteinander ausgemacht hatten, kehrte der Priester an die Brücke zurück, wo sie speisen sollten, und wohin er Misser Giovambatista den Pedanten beschieden hatte. Er fand ihn auch, denn er hatte schon eine gute Weile gewartet. Es war schon fast Nacht, als er ihn in das Haus seiner Gesellschaft einführte. Als sie daselbst ankamen, wurden sie unter vielen erheuchelten Liebkosungen aufgenommen, und mit mannigfaltigen und verschiedenen Gesprächen unterhielten sie sich eine gute Weile, so daß die Stunde der Mahlzeit schon lange vorbei war. Als es ihnen Zeit schien, setzten sie sich zur Tafel und speisten mit den feinsten Weinen und guten Gerichten zu Nacht. Dem armen Hauslehrer gaben sie listig lauter stark gesalzene und gewürzte Speisen, und jeder sagte zu dem Pädagogen: »Eßt, Misser Giovambatista, und trinkt!«
    Dabei legten sie ihm immer vor und schenkten ihm unaufhörlich ein, mit den Worten: »Wer auf ein solches Unternehmen ausgeht wie Ihr, muß sich gehörig stärken, um sich vollständig kampfrüstig zu machen.« Am Ende des Essens stießen sie fortwährend mit ihm an, grade wie die Deutschen zu tun pflegen. Am meisten von allen reizte ihn der Priester und sagte: »Esset, trinket, stärkt Euch, damit Ihr Euern Ritt auf so holder Unterlage um so rüstiger ausführen könnt!«
    So erhitzten sie ihn bald mit diesem, bald mit jenem dermaßen, daß er gar nicht mehr wußte, wo er war. Sie brachten ihn dahin, daß er übermäßig aß und trank, und hielten ihn lange bei Tische; und damit ihn nicht der Schlaf überwältige, ließen sie ihn das tollste Zeug von der Welt plaudern und hatten ihren Scherz bis Mitternacht.
    Als nun endlich die heißersehnte Stunde kam, hatte der Hausherr des Geistlichen schon einige vertraute Freunde aufgesucht und ihnen den Spuk erzählt, der veranstaltet werden sollte. Sie gingen in das Haus, brachten das Seil in Ordnung und warteten sehnsüchtig: denn es schien ihnen tausend Jahre, bis sie ihn mit dem Seile emporziehen konnten. Sobald es nun dem Priester Zeit schien hinwegzugehen, sagte er zu dem Pedanten: »Wohlan, Missere, gehen wir: ich will heute nacht Euer Gnaden und meiner Gebieterin mit einem Schlage einen Dienst erweisen.«
    Dann fuhr er fort, zu den Begleitern sich wendend: »Mit Vergunst, leiht mir die Waffen, die ich in der letzten Nacht anwandte, als ich zu einer ähnlichen Unternehmung ausging!«
    Misser Giovambatista war von Wein erhitzt und rief: »Ich will mich bewaffnen, denn ich gehe ja zum Kampfe.« Er erinnerte sich, wie er jüngst die Schuhe verloren hatte, und begehrte sich zu bewaffnen. Die jungen Leute, die von dem Priester gut unterwiesen waren, brachten einen von jenen alten Harnischen herbei, schnallten ihm ihn an und sprachen zu ihm: »Was sagt Ihr, Missere? Wollt Ihr Euch besser bewaffnen? Wenn Ihr Euch rüsten wollt wie neulich der Priester, so könnt Ihr auch. Wißt Ihr nicht, wie heutzutage in Siena sich die Leute mit Schwertern und Stangen anfallen, einander auf die Beine, den Kopf und das Gesicht losgehen? Nun bedenkt Eure Lage! Wir sagen es nur zu Euerm Besten.«
    »Ja, ja«, sagte der Herr, »bringt mir nur eine sichere Rüstung, damit ich, wenn Not an Mann geht, nicht umgebracht werde!«
    Die wackern Jünglinge, die alles vorbereitet hatten, zogen ihm über den Küraß noch ein wohlausgepolstertes Wams an und darüber noch einen Rock, so daß kein Stoß verfangen konnte. Als er bekleidet war, gürteten sie ihm ein Schwert und einen sehr großen Dolch um. Nachdem er auf diese Weise gewaffnet und gekleidet war, zogen sie ihm den höfischen Mantel an und versteckten die Ärmel in Armschienen, als hätte er bei Tag einer Dame den Hof zu machen gehabt. Nachdem sie ihn nun nach ihrem Geschmacke aufgestutzt hatten, sagten sie: »Nun geht nach Euerm Belieben hin, wohin Ihr wollt!«
    Misser Giovan der Pedant fühlte sich durch den Wein ganz gehoben und spürte gar nicht, welche Last er auf sich trug. Voll Begierde, mit der Frau handgemein zu werden, ging er wahrhaftig geradesweges auf das Pförtchen zu, hinter welchem seine Geliebte weilte. Der Priester aber begleitete ihn und sagte ihm unterwegs: »Seht, Misser Giovambatista, zur Tür könnt Ihr nicht hereinkommen, denn der Hausherr verwahrt die Schlüssel. Sie muß Euch an einem Seile zum Fenster hereinziehen, damit man es nicht merkt, wenn Ihr anderswo hineinginget.«
    Diese Art des

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