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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hause.
    Der Priester war ein sehr verständiger und gelehrter Mann, und man sollte einen solchen nie Pedant nennen, wenn er auch das Pedantenamt übte. Er versah dieses Geschäft einzig wegen der großen Verbindlichkeit, die er gegen seinen Gebieter hatte, der ihn lange Zeit von klein auf erzogen, ihn in der Tugend hatte unterweisen lassen und ihm endlich die Pfründe, die er genoß, erteilt hatte. Der Priester legte sich zu Bette und brachte die ganze Nacht in mannigfaltigen Gedanken hin. Denn als der Morgen kam, putzte sich der Pädagog, so gut er konnte, fing an, um das Haus seiner Geliebten herumzustreichen und brachte den ganzen Morgen mit Spazierengehen zu. Als dann die Stunde des Mittagessens kam, tat der Priester, als komme er von seiner Gebieterin, und sprach ganz bewegt: »Misser Giovambatista, diesen Abend müßt Ihr unfehlbar sie besuchen. Ich kann Euch versichern, seit Ihr von ihr weggingt, ist sie wie halbtot: sie will ihren Gatten nicht mehr sehen und tut nichts, als über Eure Angelegenheiten sprechen. Ach Gott, ich glaube Francesco von Ascoli hat nicht so viel von der Zauberei verstanden, als Ihr wißt. Ich sag' Euch, Ihr seid doch grausam mit ihr umgegangen. Schaut zu, ob sie nicht durch Euch zugrunde geht! Sie hat mir Geld gegeben, daß ich heute abend außer dem Hause speise, um desto besser die Sache mit Euch verabreden zu können.«
    Nach diesen Worten machten sie miteinander aus, sich am Abend zusammenfinden zu wollen. Sie nahmen Abschied voneinander und gingen jeder zum Mittagessen nach Hause. Der Priester besprach nun in großer Heiterkeit mit seinem Gebieter, am Abend dem übelberatenen Pedanten den Streich zu spielen. Nachdem das Essen vorüber war, ging der Priester ganz vergnügt aus und suchte den verliebten Hauslehrer in seinem Studierzimmer auf.
    »In der Tat, Misser Giovambatista«, fing er an, »ich habe Angst, Ihr habt mich auch bezaubert: ich kann keine Stunde ohne Euch sein und nicht von Euch loskommen; ich wundere mich nicht mehr über meine Herrin. Kommt, wir wollen ein Kitzlein kaufen für das Geld, das mir die Frau gegeben hat, und dann miteinander bei ein paar Freunden von mir zu Nacht essen. Nach dem Essen wollen wir dann, sobald es uns Zeit scheint, zu dieser glücklichen Hochzeit gehen, oder vielmehr, Ihr sollt hingehen. Sie hat mir angedeutet, was wir tun sollen, und alles gerüstet.«
    Meister Schafskopf deuchte die Zeit eine Ewigkeit, bis er zu seiner Dame kommen durfte; ohne viele Umstände sagte er daher zu dem Priester: »Mit Vergunst, gehen wir und besorgen wir schnell, was noch zu tun ist; denn mir kommt es unendlich lang vor.«
    Nach diesen Worten gingen sie aus, begaben sich zu einem Fleischer und kauften ein fettes Ziegenböckchen. Nachdem es bezahlt war, schickte es der Priester in das Haus gewisser Freunde von ihm, mit welchen er bereits den Spuk verabredet hatte. Dann gingen sie spazieren, bis die Stunde des Abendessens herankam, und der verliebte Herr Pädagog sprach zu dem Geistlichen: »Kommt, wir müssen nun nach Hause gehen, um zu sagen, daß sie mich heute abend weder zu Tisch noch zum Schlafen erwarten; denn ich werde ja bei ihr schlafen, nicht wahr?«
    »Freilich«, sagte der Priester. »Geht Ihr, Misser Giovambatista, nur nach Hause, um dort anzusagen, daß sie Euch nicht erwarten sollen; ich werde mich unterweilen dahin verfügen, wo wir speisen werden, um nach dem Essen zu sehen, ob nichts mehr fehlt; dann lasse ich die Mahlzeit auftragen, denn es ist schon spät. Sobald Ihr dann Euer Geschäft besorgt habt, macht, daß ich Euch an der Brüstung der Brücke sitzend finde unter der Säule, nicht am Brunnen. Kennt Ihr den Brunnen nicht? Es ist die Tränke der Pferde und dort, wo man die Kleider wäscht.«
    »Freilich, freilich kenne ich jenen Brunnen«, antwortete der Hauslehrer.
    »Wenn Ihr ihn kennt«, fuhr der Priester fort, »so wißt Ihr auch, was Ihr zu tun habt; denn dorthin gehen wir zum Nachtessen.«
    »Gut, ich will es nicht vergessen und meine Geschäfte besorgen.«
    Nachdem der Hauslehrer dies gesagt hatte, verließ er den Priester, flog nach Hause und zeigte daselbst an, sie sollten ihn heute nacht nicht erwarten weder zum Essen noch zum Schlafen. Der gute Priester suchte einige seiner Freunde an der Brücke auf, denen er schon das Böckchen ins Haus geschickt hatte, erzählte ihnen alles und meldete ihnen von der Narrheit des Pedanten. Er ließ in ihrer Wohnung ein sehr gutes Abendessen bereiten und ging eilig nach Hause, um seinen

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