Italienische Novellen, Band 3
gewesen, sagte: »Wißt, Misser Giovambatista, wären nicht diese Beine hier, ich wäre nicht von selbst hierhergekommen. Aber Gott sei Dank, sie haben mich mit wütender Geschwindigkeit hierhergebracht. Ach Gott, ich bin angefallen worden. Habt Ihr nicht den Lärm gehört von der Rotte da droben? Es hätte recht schlimm mit mir gehen können. Aber Gott hat es wohl mit mir gemacht, daß er mich furchtsam schuf; wäre ich wie Ihr bewaffnet gewesen, ich hätte mich nicht rühren und nicht fliehen können. Der Henker, meint Ihr etwa, es seien nur ein Paar, drei oder viere gewesen? Potz Sapperment, Orlando hätte nicht so viele auf der Haube haben mögen, und ich mochte sie auch nicht erwarten; und wißt, sie waren alle mit Stangen bewaffnet! Es wäre eine Narrheit, ja eine wahre Verrücktheit von mir gewesen, gegen so viele standhalten zu wollen.«
Darauf erwiderte der Pedant: »Wißt, ich hätte mich gegen vier bis sechs um keinen Schritt vorwärts bewegt; aber da ihrer so viele waren, wollte ich sie nicht erwarten; ich tat es auch, um nicht die ganze Stadt in Aufruhr zu bringen; ich bin versichert, es wären nicht über ein Paar übriggeblieben.«
Wer diesen Kielhasen hätte so großprahlen hören, hätte ihn für einen Roland nehmen müssen, – und doch war er nur ein Schafskopf.
Darauf sagte der Priester: »Sagt mir, habt Ihr niemand von allen gekannt?«
»Nein«, antwortete der Missere; »ich hatte nicht Zeit, viel umzuschauen; auch ist an diesem Orte hier nicht gut weilen; vielleicht möchte es uns noch übel gehen und wir unser Ende finden. Warum gehen wir nicht in das Haus, wo wir zu Nacht speisten? Dort können wir sicherer uns aufhalten, als wir sind. Es wäre ein Fehler, wenn man uns zum zweiten Male fände.«
Der Priester war von Lachen und von Hinterdreinlaufen ganz müde; er führte ihn daher in das Haus seiner Freunde, entwaffnete ihn daselbst, und sie blieben dort und schliefen; und als naher und getreuer Freund des Hauses legte er den Missere zu Bett, der sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, teils wegen der Angst, teils vor Müdigkeit von dem Gewicht der Waffen; so ruhten sie dort die Nacht über.
Als der Morgen kam, ließ der Priester den Pädagogen trostlos und verstimmt zurück und ging nach Hause, erzählte seinem Herrn und seiner Frau den ganzen Vorfall und lachte mit ihnen über die Torheit des Menschen. Ja, ich glaube, sie lachen noch jetzt oft darüber und verhöhnen ihn, sooft sie ihn sehen, mit tausend Possen.
Pietro Fortini
Geistesgegenwart einer Paduanerin
In Padua lebte vor nicht langer Zeit eine sehr schöne, vornehme und reiche junge Frau, die wie viele andere Frauen sich nicht mit ihrem Lebensgefährten begnügte, obwohl er jung, schön und kräftig war, sondern, von einer unehrbaren Lust gelockt, wie viele dumme Frauen tun, sich in einen fremden Jüngling verliebte, der sich zum Studium dort aufhielt. Weil sie maßlos in ihn verliebt war, begann er, wie es Brauch der Studenten ist, da er merkte, daß sie ihn mehr als üblich anblickte, ihr nachzusteigen. Sie kam ihm mit ihren Liebkosungen so sehr entgegen, daß sie in wenig Tagen die ersehnten Früchte der Liebe pflückten.
Nachdem so die beiden Liebenden miteinander vertraut geworden waren, verging kein Tag, wo sie sich nicht zärtlich umarmt hätten, und so gingen sie in großer Sicherheit ihrer Liebe nach.
Aber zum Unglück war an einem sehr heißen Tage, wie sie beide zusammen in der Stube waren, besiegt und matt von den Liebeskämpfen und infolgedessen wenig vorsichtig, die Tür nach draußen offen geblieben. Und während sie im Bette lagen, kam ihr Mann und sprang die Treppe hinauf. Da die Stubentür ebenfalls offen war, hörte sie, wie er die Treppe hinaufeilte, und merkte, daß es ihr Mann war, worauf sie ganz erschreckt ausrief: »O weh, ich muß sterben!«, aufstand und zu dem Liebhaber sagte: »Versteckt Euch hinter der Tür, und sowie Ihr Gelegenheit habt, geht hinaus, damit unsere Liebe nicht heute zu Ende ist!«
Nach diesen Worten ging sie ganz heiter und fröhlich ihrem Mann entgegen und sagte: »Mein teurer Lebensgefährte, Ihr kennt gewiß noch nicht den schönen Streich, den eine Frau ihrem Mann gespielt hat!«
»Na«, erwiderte er, »was ist denn losgewesen?« Und um die Geschichte zu hören, blieb er auf der Türschwelle stehen und erwartete von hier aus ihren Schwank zu hören.
Die Frau fuhr fort: »Ihr sollt den schönsten Spaß hören, den Ihr je gehört habt!«
Er war neugierig, ihn zu
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