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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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die er erhielt, verlor er seine Schuhe vom Fuße; er fiel mitten in den Kot und wälzte sich darin unwillkürlich wie ein Schwein. Als die jungen Leute dachten, ihn nun gehörig zugerichtet zu haben, verließen sie ihn, da die Motten ausgeschüttelt waren und er in den Schmutz geworfen lag wie ein Büffel im Schlamm. Als der wackere Hauslehrer sich von den traurigen Geistern, die ihn angestachelt hatten, verlassen sah und merkte, daß sein Rücken nicht mehr zerbleut wurde, richtete er sich, so gut er konnte, auf, um fortzugehen, merkte nun aber, daß er seine Schuhe verloren hatte. In der Dunkelheit der Nacht konnte er sie nicht sehen und fing daher an, mit den Augen der Blinden im Kot umherzusuchen, scharrte auch so lange darin umher, bis er zufällig einen fand, und mit diesem ging er hinweg. Noch war er nicht fünfzig Schritte weit gekommen, als er merkte, er habe sein Barett verloren; gedrängt von dem verwünschten Kinderlehrerselend benebst der Not der neidischen Armut, kehrte er um, es zu suchen, und tappte von neuem auf der Erde herum, suchte mit den Händen im Licht der Blitzstrahlen und unter dem Platzen eines heftigen Regens, ja er suchte fort, bis er zufällig darauf trat und es im Wasser fand, das es eben von hinnen tragen wollte. Der Pedant packte es und ging sehr mißgestimmt mit einem Schuh nach Hause zurück.
    Der Gebieter des Geistlichen hatte nun von dergleichen ihm früher gespielten Possen gehört und bekam den Einfäll, ihm noch einen solchen Streich zu spielen.
    »Ihr müßt ihn«, sagte er zu dem Priester, »mit Worten hinhalten und ihm Hoffnung machen, damit wir ein wenig Spaß mit haben!«
    »Laßt mich nur«, sagte der Priester; »ich werde das Erforderliche tun; denn diesem könnte man weismachen, was man wollte. Ich werde die Sache sogleich anordnen.«
    Nach diesen Worten verließ der Priester das Haus und besuchte den Herrn Lehrer.
    »Wißt Ihr noch nicht?« sagte er zu ihm, »ich habe Eure Botschaft an meine Gebieterin ausgerichtet.«
    Und mit einem Seufzer fügte er hinzu: »O Ihr Glückskind! Ja, Glückskind darf man Euch nennen. Ich glaube, Ihr seid Cupido, daß Ihr so die Frauen mit Euern Augen trefft und alle dadurch in Eure Liebe verstrickt, verhext und verkettet.«
    Darauf antwortete der Herr Hofmeister: »Was bringt Ihr mir denn für gute Nachrichten, daß Ihr so heiter seid?«
    Dabei stieß er einen Seufzer aus nicht anders als wie ein altes Kalb, wenn es brüllt, so daß man es eine Meile weit hören konnte. Ebenso tat der Priester und antwortete ihm seufzend also: »Ach Gott, wär' ich doch so bei ihr in Gunst, wie Ihr! Ich glaube, es gäbe dann auf der Welt keinen glücklicheren Hauslehrer als mich. Sie sagte mir, sie wünschte höchlich, Euch morgen nacht unter vier Augen wenigstens auf ein paar Stündchen zu sprechen. Ich denke, Ihr versteht mich und wißt, was sie will; ich sage es aber verhüllterweise, damit Ihr mich nicht für einen Kuppler nehmt.«
    »Das tut nichts«, erwiderte der Hauslehrer, »sprecht nur, wie Ihr wollt! Gebe Gott, daß es wahr ist!«
    »Seid gutes Muts«, versetzte der Priester, »so ist die Wahrheit, und ich schwöre Euch bei der Liebe, die ich für Euch fühle, es ist in Wahrheit so!« Dabei machte er aber für sich eine Gebärde nach hinten.
    Hierauf antwortete der einfältige Pedant mit den übertriebensten Worten, die je ein Einfaltspinsel sprach: »Um Euch die Wahrheit zu gestehen«, sprach er, »ich hatte wohl bemerkt, daß sie um meinetwillen litt; aber ich hatte nicht Gelegenheit, mit ihr zu reden. Sagt mir, um welche Stunde soll ich zu ihr gehen?«
    »Um Mitternacht«, sagte der Priester, tischte ihm tausenderlei Märchen auf und sagte ihm die unglaublichsten Dinge, die je einem Kinde von den Eltern über seine Entstehung vorgemacht wurden. Der Priester sagte zu ihm, er sei der größte Hexenmeister, der je unter dem Himmel gelebt habe, er mache durch seine Kunst, daß die Frauen durch ihn liebeskrank werden, und tausend andere ähnliche Albernheiten, so daß jener wirklich auch im Besitze der Schwarzkunst zu sein glaubte.
    Als sich der Meister Schafskopf solches Lob erteilen hörte, wähnte er schon hochgelehrt und weise zu sein. Der listige Priester hielt ihn den ganzen Abend über bald so, bald anders beschäftigt und begleitete ihn endlich spät in der Nacht nach Hause. Dort verließ er ihn gelehrter als Salomo, schöner als Narziß; nachdem er ihn so aufgebläht und ganz mit Torheit erfüllt hatte, ging er gleichfalls nach

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