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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Eintritts in das Haus gefiel dem Schulmeister ganz wohl, und indem sie sich darüber unterhielten, erreichten sie das so sehr ersehnte Haus. Kaum sahen sie es von ferne, als Meister Schafshirn zu dem Priester sagte: »Pfeifet, daß wir nicht lange warten müssen!«
    Der Geistliche hatte dazu noch weniger Lust als er, und sobald sie dort waren, gab er das verabredete Zeichen, und beim ersten Laute schon erschien das treffliche Seil. Der wackere Priester band, um dem Pädagogen keine Zeit zur Reue zu lassen, ihn sogleich mitten fest und gab, sobald es geschehen war, ein Zeichen an dem Seil, sie sollten ihn emporziehen. Als der Gemahl der Geliebten des Pedanten merkte, daß der Liebhaber angebunden war, zog er mit all seinen Genossen ihn auf einmal, so stark sie konnten, um den Spaß vollzumachen, empor, ziemlich hoch über den Boden. Als sie glaubten, ihn hoch genug zu haben und er schon nicht mehr weit zu den Fenstern hatte, befestigten sie das Seil an einer Säule des Fensters; dann trat er mit einem Tuche über dem Kopf ins Fenster und sprach mit verstellter Stimme zu dem Hofmeister: »Mit Vergunst, Missere, wartet ein Weilchen so! Geht nicht weg! Ich höre Leute im Hause.«
    Nach diesen Worten zog er sich zurück, schloß das Fenster und begab sich in das Zimmer zu den andern, um über die Torheit zu lachen; und das taten sie auch in so reichlichem Maße, daß man ihnen hätte ohne Schmerz die Zähne ausnehmen können.
    Der arme unglückliche Pedant, der so warten mußte, sagte: »Gerne!« In der Luft schwebend, erwartete er mit Verlangen den Augenblick, wo er seine Geliebte umarmen und mit ihr die süßen Früchte der Liebe genießen dürfte.
    Die jungen Leute hatten sich nach langem Gelächter aus Müdigkeit teils auf das Bett, teils auf Kästen niedergestreckt; keiner konnte mehr sprechen. Sodann ging der Gatte der wackern Frau mit allen seinen Gefährten durch die Hintertür aus dem Hause, und sie kamen miteinander an die vordere Tür. Sobald sie das Tor erreicht hatten, öffnete der Hausherr die Tür mit einem Schlüssel, um der Sache mehr Anstrich zu geben. Nachdem er aufgemacht hatte, trat er noch mit jenen eine Weile hin, um zu plaudern, tat, als wisse er gar nichts von der Sache, und sie sprachen untereinander von verschiedenen Gegenständen. Der arme Missere, der über ihnen aufgehängt war, erkannte in der Tat den Gatten seiner Geliebten und befürchtete sehr, es möchte ihm etwas Mißliebiges widerfahren; und um nicht gehört zu werden, zwang er sich, so sehr er konnte, den Atem anzuhalten. Der Hausherr des Geistlichen, als ein sehr spaßhafter Mann, kam auf den Einfall, ihm noch einen andern, schöneren Possen zu spielen, und sagte, da er wußte, wie gut gewaffnet er war, leise zu seinen Begleitern: »Wir wollen ihn zum Laufen bringen.«
    Nach diesen Worten rief er einen Knecht zu sich und sagte ihm mit gedämpfter Stimme, er solle ihnen fünfundzwanzig Packstöcke bringen; das sind gewisse nicht sehr dicke und zwei Spannen lange Hölzchen zum Schleudern. Der Diener gehorchte und ging in der Tat dahin, wohin sein Herr ihn gesandt hatte. Während der Diener nun die Stöcke brachte, gingen die jungen Leute und der Hausherr nicht von der Tür unten hinweg und machten daselbst tausend Späße; dem Herrn Hauslehrer aber, der am Abend zuvor über Gewohnheit gegessen und sehr gut getrunken hatte und ganz besonders angefüllt war, kehrte sich in seiner unbequemen Lage der Magen um und begann wie ein Strom die Brühe zu entleeren, so daß er die jungen Männer samt dem Hausherrn mit dem Schmutze übergoß, der in seinen Magen eingepfropft gewesen war. Während sie diesen Regen nebst dem schauerlichen Gedonner des Magens hörten, flohen sie, teils wegen des hierdurch verbreiteten Gestankes, teils weil alle mit solcher Hefe überzogen waren, in das Haus, als wüßten sie gar nicht, woher ihnen diese Bescherung komme.
    Misser Giovambatista, als er von sich gegeben, was er nicht bei sich zu behalten vermochte und was ihm das Gehirn beschwert hatte, kam nach dieser Entlastung wieder mehr zum Bewußtsein. Von den jungen Leuten, die er gebrüht hatte, ging ein Teil hinauf, um sich zu reinigen, ein anderer blieb unten, und als diese sich unten gesäubert hatten, gingen sie wieder hinaus. Der, der schon zuvor in Frauenweise mit dem Pedanten gesprochen hatte, trat an das Fenster und sagte mit weiblicher Stimme: »Herr Giovan Schafskopf, geduldet Euch für heute nacht! Ich kann nicht tun, was ich wünschte, wegen meines

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