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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Genossen, wenn sie zufällig vorübergingen, bemerkt würde, unbekümmert um das, was aus seinem Abenteuer sonst entstanden sein mochte. Da er nun in beiden Taschen einen Geldsack hatte, den einen voll Zechinen, den andern mit kleiner Münze, kleidete er sich ehrbar, staffierte sich aus und enthielt sich viele Tage lang, seine Gefährten wiederzusehen, die, als sie ihn nicht wieder erscheinen sahen und keine Kunde von ihm erhielten, für gewiß annahmen, daß er ermordet worden sei, da er darauf beharrt hatte, so unberufenerweise in ein fremdes Haus einzudringen und seine Ehre zu beflecken. Da sie nun kein Unterkommen mehr fanden und kein Geld mehr hatten, verkauften sie ihre Mäntel und kehrten in ihre Heimat zurück.
    Sowie der abenteuerliche Cechino die Abreise seiner Gefährten vermutete, fiel es ihm ein, das schöne Kind wiederzusehen, und er erinnerte sich seines ihr gegebenen Versprechens. Nichtsdestoweniger wollte er keinen Schritt desfalls tun, bis sechs volle Monate vorüber wären, obwohl er sie beständig in Herz und Sinn trug. Es war nun einmal ein Sonntag, an welchem Tage sie ihm gesagt hatte, daß sie in die Kirche von Santa Maria Formosa zu kommen pflege. Er war eben recht gekommen: denn sie trat in dem Augenblicke ein, ganz in Trauer gekleidet, mit einem Gefolge vieler Frauen. Er stellte sich ihr gegenüber, fing an, mit ihr zu liebäugeln, und suchte sich, so gut es gehen konnte, mit den anständigsten Winken, die er vorzubringen wußte, ihr zu erkennen zu geben, bis sie endlich bemerkte, daß er kein Auge von ihr abwandte, ihn dann auch aufmerksamer betrachtete und schließlich merkte, daß es ihr Cechino war, der sie immerfort mit Gebärden und überlegten Winken begrüßte. Sie erwiderte ihm daher den Gruß und war sehr verwundert, ihn in so stattlichem Aufzug zu sehen. Sie versank in verschiedene Gedanken über seiner Wiederkunft, zog seine Handlungsweise in reifliche Überlegung, und da ihr Vater vier bis sechs Tage nach jenem Vorfall gestorben war, ferner der Edelmann, der ihre Gunst genossen, sich verheiratet und sie ganz und gar im Stich gelassen hatte, da sie sich endlich als einzige Erbin der vielen Reichtümer des Vaters zurückgeblieben und nun ihren Cechino vor sich sah, erinnerte sie sich auch, welch ein rüstiger Ringer er sei im Liebeskampfe, und tat ihm daher durch eine ihrer Dienerinnen zu wissen, wasmaßen sie ihn zu sprechen wünsche, und er möge nach Beendigung der Messe sie geradezu in ihrem Hause besuchen. Er erfüllte ihren Wunsch; sie ging ihm bis auf die Hälfte der Treppe entgegen und empfing ihn liebevoll. Sie traten hierauf in ein sehr schönes Gemach, wo sie sich ihm gegenübersetzte und ihn sodann fragte, welcher günstige Wind und was für ein gutes Geschick ihn angetrieben habe, sie nach so langer Zeit einmal wieder aufzusuchen, wo er sich bis jetzt befunden habe, und anderes dergleichen. Sie schloß endlich mit der Frage, ob er sich noch jener Nacht erinnere.
    »Ich bin darum, mein Fräulein«, antwortete er, »nicht früher als jetzt gekommen, um Sie wiederzusehen, weil ich genötigt war, unterdessen, nicht lange nach jenem glücklichen holden Ereignis, nach Hause zu gehen, um daselbst meine Angelegenheiten zu ordnen, die durch den Tod meines Vaters in Verfall geraten waren. Ich brachte es so schnell als möglich ins reine und kehrte, sobald als es anging, zurück, immer eingedenk der mir so süßen, teuern Erinnerungen, die mehr als je in mir lebendig sind, mich mit wachsender Glut erfüllen und sich stündlich in mir erneuern. Vermöchte ich zur Erkenntlichkeit für eine so große und ausgezeichnete Gunst Euch nur einen geringen Teil des Lohnes abzutragen, den sie verdient, so wäre ein ganzes Leben, ja tausend Leben, wenn ich so viele hätte, nicht hinreichend, um Euch dadurch, daß ich Euch diente, meinen Dank zu bezeugen.«
    Mit diesen wahrscheinlich aussehenden Ausreden wollte er sich wegen seines langen Ausbleibens entschuldigen, wiewohl es in der Tat nur durch seine Flucht aus dem Magazin und das daselbst gefundene Geld veranlaßt war; denn er hielt es in jeder Hinsicht für geraten, eine gute Zeit darüber hinstreichen zu lassen. Das Mädchen hatte aufmerksam seine Vorschläge angehört, und da es ihr einfiel, daß sie lange Zeit mit den Liebesfreuden gefastet hatte, fing das schon lange beschwichtigte und gedämpfte Liebesgelüst allmählich in ihr zu erwachen und sie zu durchglühen an; auch vergaß sie ihre häufigen und schmackhaften Liebesbegegnungen

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