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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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daß er ihn stets wie seinesgleichen behandelte.
    Es gefiel Malatesta nach Verlauf einiger Zeit, um gewisser Absichten willen einen Sommer in Lugo, einem Schloß im Ferraresischen, zu sein, und er nahm Ercole, den er keinen Tag mehr von sich ließ, mit sich dahin. Wie es nun die Gewohnheit der Edelleute ist, in der schönsten Jahreszeit die Städte zu verlassen und auf ihre Güter zu ziehen, so kam auch ein Ferrarese aus der Familie der Turchi, Poro genannt, mit seiner sehr schönen und sittsamen Gemahlin nach Lugo, wo er gleichfalls angesessen war.
    Weil Poro mit einem in der Nähe wohnenden Edlen, Renato mit Namen, der in Lugo Verwandte hatte, in Feindschaft lebte, so schloß er sich eng an Giacomo um dessen Gunst willen an. Aus demselben Grunde pflegte er auch vertrauten Umgang mit Ercole, der ihm noch über den Ruf von seinem großen Werte angenehm erschien, und lud ihn häufig, bald zu Spiel, bald zu Tafel, zu sich ein, gewissermaßen gegen des Jünglings Wunsch, der da bescheidener war, als es sich für einen Krieger und Hofmann vielleicht geziemen will.
    Eben diese letztere große Freundschaft mißfiel über die Maßen einem seiner Schlechtigkeit wegen Magagna zubenannten Söldner Poros, dem es vorkam, er selbst stehe nicht mehr in solchem Ansehen und in solcher Gunst bei seinem Herrn, als ehe von Ercole die Rede war. Bösewichter hassen von Natur alle rechtschaffenen wackeren Männer und dulden keinen leicht neben sich. Magagna begann also, aus bloßer Tücke, Ercoles nichtsdestoweniger immer löbliches Tun und Lassen scharf zu beobachten, um womöglich einmal imstande zu sein, ihn auf diese oder auf jene Weise aus dem Wege zu räumen, und ersann einen ihm von der eifersüchtigen und leichtgläubigen Gemütsart seines Herrn an die Hand gegebenen Betrug, der zwar gegen Ercole gerichtet war, doch zu seinem eigenen und zu des unklugen Poro Verderben endete.
    Magagna hatte wahrgenommen, daß Ercole, wenn er in Poros Hause war, und wenn Poro sich mit seinen Freunden beim Spiel beschäftigte, oft abseits in einem grünen Laubengange allein zu lustwandeln pflegte, um über seine Angelegenheiten nachzudenken, wie eben kluge und verständige Menschen tun. Ercole unbewußt, befand sich ein Fenster in dem Laubengange, das nach dem Zimmer der Gemahlin Poros ging. Magagna hatte ferner ausgeforscht, daß Ercole die Gewohnheit angenommen hatte, in seinen einsamen Selbstgesprächen gewisse Bewegungen mit den Händen zu machen, die dem, der sie übel auslegen wollte, scheinen konnten, andern erteilte Winke zu sein. Auf diesen Umstand gründete er den schmählichen Verrat, den er in Gedanken trug. Er ging drum eines Tages, während der gute Jüngling nach seiner gewohnten Weise sorglos auf und nieder schritt, zu seinem Herrn, der eben wie fast alle Eifersüchtigen kein großer Prophet zu nennen war, und ließ ihn mit vieler Hinterlist geheimnisvoll von weitem schauen, wie Ercole zufälligerweise eben in seinen tiefen Gedanken einige Handbewegungen machte, die auf ein Haar nach jenem Fenster gerichteten Winken glichen.
    Der törichte Poro verlangte keine gültigeren Beweise und keine größere Augenscheinlichkeit. Er hielt sich für überzeugt, daß Ercole mit seiner Gattin in heimlichem Einverständnisse begriffen sei, und daß sie den schönen Jüngling nicht weniger liebe als er sie. Er versetzte sich darob in solche Wut, daß er sich gern auf Ercole losgestürzt und ihm das Schwert durch den Leib gerannt hätte. Abgesehen aber auch davon, daß er es bei der weit berühmten Tapferkeit desselben nicht für so leicht halten mochte, eine offenbare Rache zu bewerkstelligen, hielt ihn Magagna mit guten Gründen, nicht sowohl aus Menschlichkeit, als um sicherer zu gehen, zurück, machte ihn auf die Gefahren aufmerksam, die seine Ehre und sein Recht bei einem solchen Mord bedrohten, ließ ihn ferner die notwendige Achtung vor Giacomo bedenken, der also liebreich gegen Ercole gesinnt und also für ihn eingenommen sei, und forderte ihn schließlich auf, ihm allein die Sorge zu überlassen, seinen Feind in kurzem und geräuschlos zu beseitigen.
    Blutdürstig und entschlossen, es nicht lange dabei bewenden zu lassen, fügte sich der verblendete Ferrarese in diese Anordnung und übertrug dem boshaften und treulosen Magagna, wie er sich dazu erboten hatte, die Sorge, Mittel und Wege auszufinden, um den vermeintlichen Ehebruch und die Unkeuschheit seines Weibes ungeschehen zu machen, unterließ aber bei seiner Rückkehr zum Spiele auf den

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