Italienische Novellen, Band 3
Rat des falschen Anklägers nicht, dem wieder eintretenden Ercole ebenso freundlich wie zuvor zu begegnen und ihn wie andere Male bei sich zu behalten.
Ähnlicher Verrätereien gewohnt und erfreut über den glücklichen Anfang seines Verbrechens, überlegte Magagna, wie es auch zu einem erwünschten Ausgange zu bringen sei. Sein in der Kürze geschmiedeter Plan ward folgender: Er verabredete mit seinem unbedachten, von ihm wie ein Büffel bei der Nase herumgeführten Herrn, das Gerücht verlauten und zu Giacomos, Ercoles und einiger seiner Anhänger Ohren gelangen zu lassen, man habe sichere Kunde erspäht, jener genannte Feind Renato gedenke in der nächstfolgenden Nacht auf Poros Haus einen Angriff zu tun, riet Poro sodann, sich mit wohl in den Waffen geübten Männern, lauter Genossen Magagnas, zu versehen, die dieser vorher aus Friaul, wo er selbst zu Hause war, heimlicherweise hatte kommen lassen, und zwei arme ihm verhaßte Bergamasker Jünglinge, ebenfalls in der Stille, zu bewaffnen, die man, um zwei Fliegen mit einem Schlage zu treffen, in der anzustellenden Verwirrung niederstoßen und deren Leichen man nachher als angeblich feindliche öffentlich aufweisen möge, und er veranlaßte ihn endhch, sowohl an Giacomo die Bitte zu richten, ihm Ercole, der gewiß gern kommen werde, auf eine Nacht zum Beistande zu leihen, als auch selbst mit ungewöhnlicher Fürsorge und Obhut allerwärts im Hause beschäftigt zu tun: was der Ferrarese alles mit blinder Hingebung in Magagnas Willen verwirklichte.
Die ganze bewaffnete Schar, mit Ausnahme Ercoles und einiger andern vom Lande unter demselben Vorwande herbeigerufener Männer, die man nach dem Abendessen zu verabschieden gedachte, wurde außer dem Hause in einige unbewohnte verfallene Gebäude abseits der Straße in den Hinterhalt gelegt und Magagnas Leitung anvertraut, der da die Veranstaltung getroffen hatte, wenige Stunden vor Tagesanbruch in das Schlafgemach seines Herrn zu dringen, wohin der von ihm zu tötende Ercole unter dem Vorwande, ihn zu ehren, zur Ruhe geführt werden sollte, um nach vollzogener Schandtat unter dem allergrößten Aufruhre zu den Waffen zu rufen und die beiden Bergamasker gleichsam im Kampfe mit den vermeintlichen Feinden zu töten, die den Anschein haben sollten, nach gewähnter glücklicher Beendigung ihrer Absicht, Poro in seinem Bette zu ermorden, geflohen zu sein.
Wie nun, nach allen diesen Vorbereitungen, der gottvergessene Poro wenige Stunden vor dem verhängnisvollen Augenblicke der Ausführung mit Ercole zu Abend gegessen hatte, der als ein wahrer und getreuer Freund bereitwillig zu seiner Hilfe gekommen war und lieber sein Leben daransetzen als ihn beleidigen lassen wollte, so blieben beide noch eine lange Weile beisammen wach, indem der Ferrarese angeblich in Erwartung des Feindes stand. Tief in der Nacht kam dann endlich verabredetermaßen eine Botschaft Magagnas an, daß nichts mehr von dem Feinde zu befürchten scheine, weil er von den gegen ihn getroffenen Empfangsanstalten unterrichtet worden sei. Hierauf entließ der Eifersüchtige, scheinbar beruhigt, die Bewaffneten des Landes, welche er im Hause hatte, und sagte, zu Ercole gewendet, es möge nun wohl geraten sein, schlafen zu gehen, da Renato es bereut habe, diese Nacht ein Ruhestörer zu werden, nahm den Freund bei der Hand und führte ihn, als ob es um ihn zu ehren geschehe, in sein eigenes Schlafgemach, wo er ihn sich auskleiden ließ und sich von ihm verabschiedete. Poro war jedoch so tief in der Sehnsucht nach Rache befangen, daß er nicht nur seiner Gemahlin zu sagen vergaß, er werde diese Nacht in einem andern Zimmer ruhen, sondern daß er auch manche andre Dinge und Geschäfte, die er zu besorgen pflegte, ehe er zu Bette ging, unterließ und auf der Stelle sich zu Magagna und zu dessen Bande begab, der nicht eher losbrechen wollte, als bis er glaubte, sicher sein zu können, daß alles in festem Schlaf begraben liege, und der deswegen noch eine geraume Weile vergehen ließ.
In der Zwischenzeit hatte das schöne Weib des Ferraresers, unbekannt mit allem, was sich ereignete, lange vergeblich geharrt, daß ihr anderwärts beschäftigter und ihrer uneingedenk bleibender Mann seiner Gewohnheit gemäß ihr es sagen lassen werde, wenn er zu Bett gegangen sei. Da sie niemand deshalb zu sich kommen sah und doch auch niemand mehr im ganzen Hause sich regen hörte, so bildete sie sich ein, er möge auch schon schlafen gegangen sein und nur vergessen haben, sie davon zu
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