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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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nicht und sagte daher zu ihm: »Seid Ihr verheiratet, Cechino?«
    »Ich war es nie, mein Fräulein«, antwortete er.
    »Wenn ich Euch nun eine Gattin gäbe«, fuhr sie fort, »würdet Ihr sie annehmen? Ich würde Euch eine wählen, von der ich versichert bin, daß Ihr mit ihr zufrieden sein könntet; überdies würdet Ihr auch mir durch Eure Annahme eine ausgezeichnete Gunst erzeigen.«
    »Es gibt nichts auf der Welt«, antwortete er, »das ich auf Euer Gebot nicht mit Freuden tun würde; ich würde mich für überglücklich halten, wenn Sie sich herabließen, mir zu befehlen.«
    »Ist es aber auch wahr«, sagte sie, »was Ihr da sagt?«
    »Macht denn eine Probe, welche Ihr immer wollt, und Ihr werdet Euch darüber ins klare setzen.«
    Da sprach sie denn, von Liebe glühend: »So will ich mich denn jetzt vergewissern: Wollt Ihr mich zur Gemahlin?«
    »Wenn Ihr im Ernst sprecht, mein Fräulein«, antwortete er, »so antworte ich Euch, und wenn auch nicht, so werde ich doch nie unterlassen, Euch mehr als je ein getreuer Diener zu bleiben.«
    »Wie sollte ich mich gegen Euch verstellen, liebe Seele?«
    Mit diesen Worten fiel sie ihm um den Hals, küßte ihn zärtlich und sagte: »Verstelle ich mich jetzt, mein Cechino, oder ist es Ernst?«
    Als er sich denn unerwartet ein so großes Geschenk in den Schoß fallen sah und solche Gunst und solche Liebkosungen, hätte er ein so großes Gut und Vergnügen nicht mit allen Reichtümern der Welt vertauscht; denn er meinte schon vor übermäßiger Wonne mit den Fingern an den Himmel reichen zu können.
    »Mein süßestes Fräulein«, versetzte er, »und meine holdeste Seele, denn dafür will ich Euch stets halten, glücklich, ja wahrhaft selig darf ich die erste Stunde nennen, in der Eure honigsüße Stimme, ohne zu wissen, wer ich war, sich herabließ mich zu rufen und zu Euch hereinzuführen; denn jetzt erweist sie sich mir als glückliches Vorzeichen für die Zukunft, daß ich Euch ganz besitzen solle. Und da weder Worte noch Gedanken mir hinreichen, um Euch vollkommen danken zu können, bleibe ich dabei und sage bloß, daß ich Euch zu gehorchen bereit bin und stets bereit sein werde.«
    Die sehr prächtige Hochzeit wurde am folgenden Tage gehalten zum höchlichen Erstaunen und zur Verwunderung fast der ganzen Stadt darüber, daß ein so reiches und schönes Mädchen sich zu einem so niedrigen armen Menschen herabgelassen habe; aber freilich wußten sie nicht, was zwischen ihnen im Dunkeln vorgegangen war. Nach der Hochzeit befleißigten sie sich eines glücklichen Lebens; und der gesegnete Cechino vergaß nicht das seinen Gefährten gegebene Versprechen, sie an seinem Erwerb teilnehmen zu lassen, den er etwa machen würde, wenn er in das Haus hineinginge; er ließ sie daher kommen, nahm sie freundlich auf, bewirtete sie einige Tage bei sich und schickte sie dann getröstet und reich beschenkt in ihre Heimat zurück mit der Mahnung, nie das wahre Wort zu vergessen: Wagen gewinnt.

Ascanio de Mori
1533 – 1591
Ercole Torelli
    Das Geschlecht der Torelli ist eines der ältesten und edelsten Mantuas und hat während eines langen Zeitraumes von Jahren eine Reihe außerordentlicher Männer jeder Art erzeugt.
    Es ging einst auch ein Jüngling namens Ercole daraus hervor, der durch Tapferkeit und Tüchtigkeit bereits in seinem fünfundzwanzigsten Lebensjahre viele Stufen des Waffenhandwerks erstiegen hatte und zu großen Hoffnungen berechtigte, dessen Tugend und Freundlichkeit ihm zwar in der Stadt so große Achtung und Liebe erworben hatte, daß ihn die kampffähige Jugend bei allen Gelegenheiten zu ihrem Haupt und Führer erkor; dem es aber nichtsdestoweniger geschah, als er eines Tages mit einem vertrauten Freunde über Land ging, wo dieser mit andern Edelleuten verfeindet war und in einem zufalligen, ihrer ganzen Schar das Leben kostenden Zusammentreffen und Handgemenge mit ihnen die meisten eigenhändig tötete, daß er ob dieser Verschuldung aus seinem Vaterlande vertrieben und seines ansehnlichen väterlichen Vermögens verlustig erklärt ward.
    Also flüchtig und gezwungen, sein Leben mit dem Verdienste seines Schwertes zu fristen, hatte Ercole indessen kaum das Gebiet von Mantua hinter sich, so bewarben sich viel vornehme Herren um den Vorteil und die Ehre, einen so guten und tapfern Ritter in ihrem Dienste zu haben, und auf das wärmste vor allen andern suchte ihn Giacomo Malatesta von Rimini nach, der so große Stücke auf ihn hielt, nachdem er sich ihm ergeben hatte,

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