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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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könne, um wenigstens der augenblicklich drohenden Gefahr zu entgehen oder doch sie auf eine Weile in die Ferne zu rücken; aber sein neidisches Geschick raubte ihm auch diese Hoffnung, indem es in demselben Augenblicke einige Kaufleute kommen ließ, um von jenen Waren aufzuladen, und diese blieben auch bis zur Nacht. Deswegen war der arme Schelm nahe daran, vor gewaltiger Betrübnis zu sterben. Während der bekümmerte Cechino in solcher Furcht und Todesangst schwebte, war es finstere Nacht geworden; die Kaufleute waren mit dem Aufladen ihrer Waren fertig, und eben kam der Schreiber heran, um die Baumwollballen abzuholen. Er hatte den Diener mit einer Laterne bei sich, zündete damit die Lampe an, die mitten in der Niederlage hing, und sagte zu dem Diener: »Geh und besorge, daß das Boot gleich vom Schiffe abstößt, um die beiden Ballen einzunehmen! Ich erwarte dich unterdessen hier.«
    Dann zog er seinen Kaftan aus, legte ihn auf eine Kiste mit Gewürznelken, die neben dem Baumwollballen stand, in dem der arme Cechino versteckt war und wie Espenlaub zitterte, schlug sodann die Hände auf dem Rücken übereinander und ging in der Niederlage auf und nieder. Da er nun bemerkte, daß die beiden Baumwollballen gar nicht bezeichnet waren, so ergriff er das Tintenfaß, um mit dem Pinsel ein Zeichen darauf zu malen. Cechino sah ihn auf sich zukommen, und sein gutes Glück gab ihm den Gedanken ein, dem Schreiber Furcht einzujagen und sich vielleicht solchergestalt das Leben zu retten. Sobald also der Schreiber, der von Geburt ein Grieche war, seinen Pinsel an den Ballen brachte, erblickte ihn Cechino, der die Augen unter einigen kleinen Rissen in der Leinwand des Ballens verborgen hatte, um hier durchzusehen und Atem zu holen. Der Schreiber hob mit dem Pinsel einen der Lappen auf; sobald er aber das Auge erblickte, fuhr er plötzlich zurück. Sowie Cechino dies bemerkte, fing er an seltsam zu stöhnen und die furchtbarsten Gebärden und Gesichter von der Welt zu schneiden, bei deren Anblick dem armen Schreiber die Haare auf dem Kopf zu Berg standen. Da derselbe in vollem Ernst glaubte, es sei ein Teufel darin, so fing er an zu fliehen, läufst nicht, so gilt's nicht, zum Magazin hinaus, ließ auf der Kiste den Kaftan mit einigen Säcken Geld, die er unter dem Arm gehabt und dort niedergelegt hatte, und verschloß das Magazin behutsam, und das war keine geringe Geistesgegenwart. Er stieß zufällig auf den Diener, der zurückkam, um ihm zu sagen, daß das Boot für diesen Abend beschäftigt sei und deswegen heute nicht kommen könne. Wie er nun den Schreiber ohne den Kaftan und ganz in Schrecken sah, fragte er ihn: »Was habt Ihr, gestrenger Herr, daß Ihr so zittert und so bestürzt ausseht? Wo ist Euer Kleid hin? Hat es Euch vielleicht ein Dieb entwendet?«
    » Istimbistim matateotocon «, antwortete er; »der Teufel ist im Magazin, ich habe ihn eingeschlossen: gehen wir, gehen wir nach Hause!«
    Er wandte sich auch kein einziges Mal um, bis er daselbst angelangt war.
    Sobald der glückliche Cechino dies sah, sprach er bei sich selbst: »Jetzt ist keine Zeit mehr zu verlieren.« Er hatte ein Messerchen bei sich, das ihm das Mädchen zu diesem Zweck mitgegeben, zerschnitt damit im Nu alle Nähte und Stricke des Ballens, sprang ganz mit Baumwolle bedeckt heraus, eilte der Tür der Niederlage zu und löste mit Hilfe der Zange und des Hammers leicht das Schloß davon ab. Dann bemerkte er den Kaftan des erschrockenen Schreibers, und da er ganz voll von Baumwolle war, nahm er ihn über sich, damit er nicht auf der Straße jemand begegne, der aus seinem weißen Aussehen einen ungünstigen Verdacht gegen ihn schöpfe, und die Geldsäcke, die er darauf fand, hob er gleichfalls freudig auf. Dann legte er ohne alles Geräusch den eisernen Querbalken wieder in die Tür des Magazins und ging, ohne von jemand bemerkt zu werden, fort und auf das Haus eines Schneiders zu, der ihm befreundet war. Er klopfte an die Tür, wurde eingelassen und blieb die ganze Nacht über bei ihm. Der Schneider war über seine Ankunft sehr erfreut, denn er bedurfte seiner sehr, da er in diesem Handwerk ein sehr geschickter Arbeiter war. Als ein schlauer und vorsichtiger Mensch warf er den Kaftan des Schreibers noch in derselben Nacht aus einem Fenster in den Kanal und säuberte sich bestmöglich von der Baumwolle, die ihm anhing. Er brachte hierauf zwei volle Tage in der Schneiderwerkstatt arbeitend zu, nahm sich aber wohl in acht, daß er nicht von seinen

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