Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
über die Art und Weise, wie er sich zu gelegener Zeit wieder herausmachen könne, und obwohl es dem armen Cechino gar seltsam vorkam, sich so in einen Ballen Baumwolle zu verkriechen und ihren Befehl zu befolgen, so zog er dennoch die Gründe in reifliche Erwägung, die ihm die Jungfrau anführte, ihr Vater habe ihr, als sie nach dem Gelde weg war, zu wissen getan, man werde die beiden Ballen in ein Magazin zu ebener Erde bringen und man habe deshalb bereits nach den Lastträgern geschickt; wenn man ihn nun hier versteckt fände, so müßte für ihn daraus die größte Ungelegenheit entstehen; deswegen entschloß er sich endlich, hineinzuschlüpfen. Sie ließ ihn nun sich vollständig mit Speise erfrischen, damit er nicht Hunger bekäme, wenn er auch bis in die Nacht darin bleiben müsse, küßte ihn darauf vielmals und erhielt ihre Küsse zweifach von ihm zurück, bat ihn auch, sich wieder sehen zu lassen, ließ ihn endlich in den Sack schlüpfen und verbarg ihn so geschickt, daß er sehr gut Atem schöpfen und alles, was vorging, sehen, aber auch auf jeden Fall, sobald er wollte, herausgehen konnte.
    Nicht lange darauf kam der Kaufmann mit den Trägern. Das Mädchen trat mit ihnen herein und bezeichnete ihnen die beiden Ballen Baumwolle, in deren einem der arme Cechino verborgen war. Sie wurden sofort hinuntergebracht, in eine Gondel geladen und nach dem Magazin des Kaufmanns weggeführt, in das er sie zu andern Waren niederlegen ließ. Das Schicksal wollte dabei dem waghalsigen Cechino auch sowohl, daß er beim Ausladen auf die Füße gestellt wurde; denn darüber hatten sie gar nicht nachgedacht, als er hineinkroch, und auch ihr war es nicht mehr eingefallen, da der Kaufmann mit den Lastträgern so schnell daherkam: sonst hätte sie ihn gewiß nicht dieser ihnen beiden gemeinsamen Gefahr ausgesetzt, sondern ihn auf irgendeine andere Art und Weise wieder in Freiheit zu bringen gesucht.
    Nachdem nun der Kaufmann seine Niederlage verschlossen hatte, ging er hinweg und ließ den Cechino in dem Baumwollballen allein, welcher beschlossen hatte, etwa in der ersten Stunde der Nacht dieselbe zu verlassen. Nun kehrte aber bald darauf der Besitzer des Magazins zurück, weil er gute Gelegenheit gefunden hatte, die Baumwolle an einen andern Kaufmann, der sie benötigte, auf ein Schiff zu senden, das in kurzem in See stechen sollte. Nachdem er mit dem Schiffsschreiber die Fracht bedungen hatte, führte er diesen mit sich, um zu sehen, wie schwer die Ballen seien. Als er sie gesehen und das Gewicht ungefähr geschätzt hatte, sagte der Schreiber: »Ich werde sie gegen das Avemaria abholen, wo mich mein Weg ohnedem vorüberführt, um ein anderes Geschäft zu besorgen. Ich lasse sie dann unten im Schiff an einem passenden Platz unterbringen. Bestellt demnach, daß um diese Zeit einer Eurer Diener mit den Schlüsseln des Magazins sich hier befinde und mir die Stücke übergebe!«
    Nach diesen Worten wurde das Magazin wieder verschlossen, und sie entfernten sich. Da der arme Cechino ihre Unterredung mit angehört und vernommen hatte, daß man ihn in kurzem aufladen und unten in ein Schiff packen wolle, braucht man nicht zu fragen, wie es ihm zumute sein mochte; denn er war mehr als überzeugt, daß er hier das Leben verlieren werde. Er konnte zwar wohl nach Belieben aus dem Ballen heraus; aber da es Tag war, hätte man ihn gehört, wenn er das Magazin erbrochen hätte, was er zur Nachtzeit hatte tun wollen; und da er sich auf keine Weise entschuldigen noch rechtfertigen konnte, so hätte ihn ohne allen Zweifel das Gericht aufhängen lassen. Andererseits, wenn man ihn auf das Schiff brachte und unten hineinpackte, so mußte man notwendigerweise andere Waren auf ihn legen, durch die er verhindert worden wäre herauszugehen, so daß er also in dem Ballen hätte ersticken oder Hungers sterben müssen. Wie es also auch hätte kommen mögen, es konnte ihm nichts anderes zuteil werden als der Tod, und da er dagegen gar keine Rettung sah, fing er an, Zeit und Stunde zu verwünschen, wo er in das Haus des Mädchens eingetreten war, und sprach bei sich: »Ach, ich Unglücklicher, wie war doch die vergangene Nacht mir so süß und hold, und jetzt wird mir darum die folgende um so bitterer und schmerzvoller, denn ich muß elendiglich sterben.«
    Nach diesen Worten begann er heftig zu weinen und zu seufzen. Nachdem er aber einige Zeit geweint hatte, fiel es ihm doch ein, daß er ja wohl hervorkriechen und sich hinter den Warenkisten verbergen

Weitere Kostenlose Bücher