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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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aufgeschütteltes Federbett und kleideten ihn ganz leise aus bis aufs Hemd, so daß er es kaum spürte. Es sah nun aus, wie man einen Toten auszieht. Sie nahmen alle seine Kleider mit und ließen ihn liegen hinter wohlverschlossener Tür.
    Der Erlauchte befahl seinen Dienern nochmals reinen Mund zu halten, hob die Kleider des Arztes auf und schickte sogleich nach dem Possenreißer Monaco aus, der besser als irgend jemand in der Welt alle Personen in der Rede nachmachen konnte. Sobald dieser vor ihm erschien, führte ihn Lorenzo in sein Schlafzimmer, entließ seine Diener zur Ruhe und setzte dem Monaco auseinander, was er von ihm ausgeführt wünsche, worauf er selbst wohlgemut zu Bette ging.
    Monaco nahm alle Kleider des Arztes zusammen, schlich sich heimlich nach dem Hause zurück, zog die seinigen aus und kleidete sich von Kopf bis zu Fuß in erstere; worauf er sich, ohne jemand ein Wort zu sagen, entfernte und, als schon überall die Frühmette geläutet wurde, nach dem Hause Meister Manentes ging, der damals in der Grabengasse wohnte. Da es September war, hatte er seine Familie aufs Land nach Mugello geschickt, nämlich seine Frau, ein Knäbchen und die Magd; er selbst war allein in Florenz geblieben und kam nur nachts zum Schlafen nach Hause, denn er speiste immer im Gasthause mit Gesellschaft oder im Hause seiner Freunde. Sowie nun der als Meister Manente verkleidete Monaco bei dessen Hause angekommen war, holte er den Schlüssel aus der Tasche, schloß ohne Beschwerde die Tür auf, verschloß sie wieder hinter sich und legte sich, munter und guter Dinge darüber, dem Erlauchten dienstlich zu sein und zu gleicher Zeit den Arzt zu prellen, zu Bette.
    Indessen kam der Tag. Als Monaco bis zur dritten Stunde nach Sonnenaufgang geschlafen hatte, sprang er von seinem Lager auf, zog die Kleider des Arztes an und einen langen Hausrock über das Wams, setzte sich einen großen Hut auf den Kopf und rief, des Arztes Stimme nachahmend, von dem nach dem Hofe zu gehenden Fenster aus einer seiner Nachbarinnen zu, er fühle sich ein wenig unpaß, er habe etwas Schmerzen am Halse, den er sich wohlweislich mit Werg und Fettwolle umwickelt hatte. Die Stadt Florenz stand eben damals im Verdachte, von der Pest angesteckt zu sein, die bereits in einigen Häusern in den letzten Tagen sich gezeigt hatte. Die Nachbarin erkundigte sich daher erst vorsichtig, was er von ihr fordere. Monaco bat sie um ein paar frische Eier und um ein wenig Feuer und empfahl sich ihr. Dann stellte er sich mit Worten und Gebärden, als könne er nicht mehr aufrecht bleiben, und entfernte sich vom Fenster. Die gute Frau holte Eier und Feuer herbei, rief ihrem Nachbar mehrmals und tat ihm zu wissen, daß sie ihm beides vor die Tür nach der Straße stellen werde, und vollbrachte es. Dreist, als ob er Meister Manente wäre, ging Monaco, mit seinem langen Hausrocke bekleidet und mit dem großen in die Augen gedrückten Hute bedeckt, an den Eingang, nahm die Eier und das Feuer auf und schlich damit ins Haus zurück, wie wenn er sich nicht mehr auf den Beinen erhalten könnte; und den Hals hatte er dabei über und über verbunden, so daß ihn alle Nachbarn, die ihn sahen, zu ihrem Leidwesen schon ganz mit Pestbeulen bedeckt glaubten.
    Das Gerücht von diesem Vorfalle verbreitete sich plötzlich in der Stadt und zog denn auch einen Bruder von Meister Manentes Frau, der ein Goldschmied namens Niccolajo war, im Fluge herbei, um sich zu erkundigen, wie die Sache stehe. Er pochte an die Tür, pochte abermals, erhielt aber keine Antwort, weil Monaco seine guten Gründe hatte, nicht darauf zu hören. Hingegen bestätigte ihm die ganze Nachbarschaft, daß der Arzt ohne Zweifel die Pest habe. In diesem Augenblick ritt Lorenzo wie von ungefähr in Gesellschaft vieler Edelleute die Straße entlang und fragte, als er hier Leute beisammenstehen sah, was das bedeute. Der Goldschmied antwortete, man befürchte sehr, Meister Manente möchte von der Pest angesteckt sein. Der Erlauchte sprach, es werde wohlgetan sein, dem Kranken einen Wärter beizugeben, und ließ dem Niccolajo eröffnen, er solle in seinem Namen nach Santa Maria Nuova gehen und sich für Messere einen tüchtigen und erfahrenen Mann geben lassen. Der Goldschmied machte sich eiligst auf den Weg, richtete dem Spitalverwalter seinen Auftrag aus und erhielt sofort einen Wärter, den Lorenzo bereits in sein Geheimnis gezogen und zu dem, was er zu tun habe, abgerichtet hatte. Lorenzo der Erlauchte war indessen ab- und

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