Italienische Novellen, Band 3
gibt acht, daß du nicht den Namen verwechselst oder dich im Hause irrst! Wer schickt dich, und wohin hast du zu gehen?«
Darauf sagte Beco: »Seid Ihr nicht Frau Margherita Chiaramontesi, die einst die Pippa aufzog? Und noch sind es keine zehn Monate her, daß Ihr ihr hundertfünfzig Lire als Mitgift gabt.«
»Ja, ich bin es«, antwortete die Witwe.
»Ich bin also der Gatte«, versetzte Beco.
»Wie?«, fuhr die Frau fort, »du bist doch nicht der Gatte meiner Pippa!«
»Warum bin ich's nicht?« sagte Beco, »ich weiß, daß ich heute nacht mit ihr schlief und sie heute morgen zu Hause ließ, und daß sie sich den Kopf waschen wollte, um sich zu diesem Johannistage schön zu machen.«
»Wie, um Gottes willen«, erwiderte Frau Margherita fast wütend, »bist du ihr Gatte? Ich weiß doch, als Pippa wegen der Mitgift kam, daß er mit ihr war und von andrer Figur ist, als du bist; ich habe ihn doch gesehen und weiß noch, daß ich sie abends zusammen schlafen schickte, und weiß auch, daß er am Morgen die Mitgift wegtrug, zusammen mit Frau Mea, der Mutter des Mädchens.«
Darüber rief Beco mit lauter Stimme schreiend: »O weh, ich bin betrogen worden!« Als er dann mehr und in Ruhe mit Frau Margherita sprach und sich nach allen Einzelheiten erkundigte, wurde er nach Zeit, Person, Gesicht und Namen sicher, daß der, der sich an seiner Statt als Gatte der Pippa ausgab, Nencio dell' Ulivello gewesen war. Aber das bedeutete ihm wenig im Vergleich dazu, daß er ganz allein mit ihr geschlafen hatte; es schien ihm und ebenso der Witwe die unerhörteste und befremdendste Sache auf der Welt. Er ließ die jungen Gänse da, und ohne daß er hätte essen oder trinken wollen, brach er voll Wut und Eifersucht auf und marschierte derart, daß er abends zu Hause anlangte; und der ersten, die ihm begegnete, es war Frau Mea, sagte er eine grobe Beleidigung, und ebenso auch seiner Frau, die bald darauf erschien. Um sich zu entschuldigen, sagten die guten Frauen, daß der Priester ihnen das geraten hätte, und daß Nencio nichts anderes tat, als mit der Pippa schlafen. Aber Beco konnte sich nicht wieder trösten, da ihm jene Schimpf und Schande angetan zu haben schienen, und er geriet derartig in Zorn, daß er einen Stock nahm, um ihnen die Arme zu brechen; doch hielt er dann aus Furcht vor der Justiz an sich, aber jagte sie zum Hause hinaus und sagte, sie sollten nach Hause gehen, denn er wolle diesen Schimpf nicht bei sich haben, verschloß die Tür gut und ging ohne Nachtessen zu Bett. Die Frauen gingen schmerzerfüllt in das Haus eines Bruders von Frau Mea, das nicht weit weg war.
Beco konnte die ganze Nacht kein Auge schließen und mußte immer an seine Pippa denken. Er beschloß bei sich, sie nicht mehr haben zu wollen und zum bischöflichen Gericht zu gehen und Nencio wegen Ehebruchs vorladen zu lassen. Und so, als der Morgen Tag wurde, sprang er aus dem Bett, und mehr von entfesselter Wut als von vernünftigen Gründen bewegt, begab er sich schreiend nach Florenz und beklagte sich auf dem ganzen Weg und bei allen Leuten, die er traf, über seine Frau. Als er schließlich zum bischöflichen Gericht gelangt war, erhob er die Anklage. Deshalb wurden am selben Tag Nencio dell' Ulivello und Pippa vorgeladen, so daß sie anderntags vor Mittag in Florenz waren, um sich zu verteidigen, beide fest entschlossen, immer zu leugnen und dem Vikar zu sagen, daß Nencio ganz auf seinem Bettrand geschlafen habe.
Als sie schon vor dem Bischofssitz waren und eben eintreten wollten, sahen sie ausgerechnet Herrn Agostino, der gewisser Geschäfte halber dorthin gekommen war, deren ledig er sich nun sehr verwunderte, an diesem Ort Nencio und sie zu sehen, und er fragte, warum sie hier wären. Darum erzählte ihm Nencio Punkt für Punkt die ganze Geschichte, worüber aber Hochwürden das Lachen nicht verhalten konnte; als er Beco am gleichen Ort und aus demselben Grunde sah, nahm er ihn beiseite und machte ihm heftigste Vorwürfe wegen seines törichten Verhaltens und weil er sich so habe von der Wut hinreißen lassen, und sagte ihm, daß Nencio alles gut gemacht habe, und zwar um ihm und den Frauen gefällig zu sein, daß er in jener Beziehung nichts mit der Pippa gehabt habe, wofür er mit seinem Worte bürgen könne, da Nencio letzte Ostern bei ihm gebeichtet habe. Er bewies ihm dann mit tausend Gründen, daß er ein Narr sei, und daß, wie auch immer die Sache ausgehen mochte, es für ihn nicht anders als schlimm sein werde. Schließlich
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