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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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erreichte er, daß er ihn dazu brachte, der Pippa zu vergeben und Frieden mit Nencio zu machen. Dann ging er zu dem Vikar hinein, mit dem er sehr vertraut war, und bewirkte, daß jene entlassen wurden, und einmütig gingen sie dann zusammen nach seiner Kirche, um dort den ganzen Abend zu verbringen. Beco aber konnte durchaus nicht über diesen Schlaf hinwegkommen, den Nencio mit seiner Frau gemacht hatte, und stand nicht wenig verdrießlich da; daher ließ Herr Agostino, um die Sache zur Ruhe zu bringen und sie wirklich zu versöhnen, sich von Nencio unter Eid versprechen, daß, wenn er eine Frau habe, Beco eine Nacht mit ihr zu schlafen hätte unter der Auflage, daß er nichts zu ihr sagen dürfe, nur damit er den Leuten antworten könne: »Wenn Nencio mit meiner, so habe ich mit seiner Frau geschlafen«; auf diese Weise hätte keiner einen Vorteil vor dem andern.
    Nachdem sie sich aufs neue ausgesöhnt hatten, verließen sie den Priester mit guten Wünschen und gingen am andern Morgen fort, und jeder kehrte in sein Haus zurück. Solange jedoch Beco lebte, nahm Nencio kein Weib, da er fest überzeugt war, seine Frau würde nicht besser sein als die Pippa.

Antonio Francesco Grazzini
Ein Schwank Lorenzo Medicis
    Lorenzo der Alte von Medici war ohne Widerrede gewiß einer, wo nicht der erste der aller vortrefflichsten Männer, nicht nur der selbst tugendhaften, sondern auch der die Tugend hebenden und belohnenden, die da jemals in der Welt gefeiert wurden. Zu seiner Zeit nun befand sich in Florenz ein Arzt namens Meister Manente vom Kirchspiel Sankt Stephan, der mehr durch die Erfahrung als durch Wissenschaft gelehrt worden und, wenn auch in der Tat sehr kurzweilig und spaßhaft, doch so anmaßlich und unverschämt war, daß man es gar nicht mit ihm aushalten konnte. So liebte er unter anderem auch über die Maßen den Wein; er gab sich für einen großen Weinkenner und Weinschmecker aus und pflegte sich oftmals, ohne eingeladen zu sein, bei dem Erlauchten einzufinden. Diesem wurde aber seine Zudringlichkeit und Unverschämtheit allmählich so zum Ekel und Überdruß, daß er ihn nicht mehr vor Augen sehen mochte und sich im stillen vornahm, ihm einen recht auffallenden Streich zu spielen, um sich seiner auf eine Weile und vielleicht für immer zu entledigen.
    Er hatte nun eines Abends vernommen, daß Meister Manente in dem Wirtshause zu den »Affen« sich so übernommen habe, daß er nicht mehr auf den Füßen stehen konnte und der Wirt, als er seine Gaststube geschlossen, ihn durch die Kellner unter beiden Armen hinausführen oder besser hinaustragen lassen mußte, nachdem ihn seine Gesellschafter verlassen hatten. Er wurde nun auf eine große Bank vor die Bude bei Sankt Martin niedergelegt, und dort schlief er so fest ein, daß ihn die Bombarden nicht aufgeweckt hätten, und schnarchte wie ein Ratz. Dies schien dem Fürsten die erwünschteste Zeit für seinen Plan. Er tat, als habe er nicht gehört, was jener sprach, der von ihm berichtete, und sei mit anderem beschäftigt, stellte sich, als wolle er zu Bett gehen, denn es war doch schon ziemlich spät; übrigens bedurfte seine Natur wenig Schlaf, und es war immer schon Mitternacht, ehe er zur Ruhe kam. Nun ließ er insgeheim zwei ganz zuverlässige Diener rufen und trug ihnen auf, was sie zu tun hätten. Die Diener gingen sodann mit verhülltem Gesichte und unerkannt aus dem Palaste und nach Lorenzos Auftrage nach Sankt Martin, wo sie auf die zuvor angegebene Weise Meister Manente schlafend fanden. Sie ergriffen ihn, stark und rüstig wie sie waren, stellten ihn aufrecht auf die Erde und vermummten ihn gleichfalls. Dann schritten sie mit ihm, indem sie ihn fast in der Schwebe trugen, von dannen.
    Als der vom Weine wie vom Schlafe betäubte Arzt fühlte, daß er hinweggeführt wurde, glaubte er sicher, die Wirtsjungen oder seine Zechbrüder und Freunde brächten ihn nach Hause; so überließ er sich, schläfrig und betrunken, wie nur einer sein konnte, geduldig der fremden Willkür. Die Diener drehten sich mit ihm eine Weile in Florenz umher, kamen zuletzt in den Palast der Medici und traten vorsichtig, um von niemandem bemerkt zu werden, durch eine Hintertür in den Hof, wo sie den Erlauchten ganz allein fanden, der sie mit unaussprechlicher Heiterkeit erwartete. Sie stiegen die ersten Treppen miteinander empor in einen Zwischenstock inmitten des Hauses und begaben sich in ein ganz geheimes Zimmer. Dort legten sie Meister Manente auf Lorenzos Befehl auf ein

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