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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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fort war, sagte Ghita zu der gnädigen Frau: »Was sollen wir nun mit diesem Brief tun?«
    »Gib ihn mir«, erwiderte sie, »denn der Bote, der mich für dich gehalten hat, muß ja wiederkommen, und dann werde ich ihn ihm geben, und ich werde die Anführerin bei diesem Scherz sein.«
    Am folgenden Tag kamen die Schwestern; sie gab ihnen den Brief, und sie brachten ihn der Nonne, die ihn wieder dem Liebhaber gab. Und so ging es viele Male: der eine schrieb, und die andere antwortete, wobei immer der Ehemann (da seht die ungewöhnliche Verschlagenheit und Gemeinheit!) sein eigener Kuppler wurde und der Liebhaber die Nonne zur Kupplerin ihrer Freundin werden ließ.
    Es schien nunmehr dem Jüngling, als ob die Sache so ginge, wie er es wünschte, und zum besonderen Vergnügen der geliebten Frau, die leidenschaftlich in ihn verliebt war, und zur Freude der Magd, die ihn keineswegs liebte, machte er seine Fensterpromenaden. Als er nun eines Tages gehört hatte, daß die Geliebte die Absicht hatte, in das Kloster jener Ordensschwestern zu gehen, ging er auch dorthin, aber früher als die Dame, fragte nach seiner Verwandten und unterhielt sich mit ihr. Mittlerweile kam die Frau, und wie die Nonne, die sie sehr gut kannte, sie bemerkte, sagte sie: »Bruder, da kommt ja die Frau jenes Edelmannes, mit dem Ihr Streit habt! Ich werde Euch hier mit ihr sprechen lassen, damit Ihr Frieden schließen könnt.«
    »Aber ich möchte lieber«, sagte er, »daß auch Ihr dabei seid, so daß vielleicht Eure Vermittlung das zustande bringen könnte, was ich allein nicht fertigbekomme.«
    So fingen also alle drei an, sich miteinander zu unterhalten; denn sie allein wollte nicht mit dem Jüngling reden, um sich nicht dem Verdacht auszusetzen, und die Nonne bat die Dame mit liebenswürdigen Worten, sie möchte ihrem Verwandten den Gefallen tun und dafür sorgen, daß er die Gunst ihres Mannes wiedergewinne; sie würde damit ein gottgefälliges Werk und eine ihres Adels würdige Handlung tun.
    Die Frau, die den Worten der Nonne eine andere Bedeutung beilegte als die, mit der sie sie aussprach, erwiderte, sie würde sehr gern diesem Jüngling einen Gefallen tun, wenn sich nur Möglichkeit und Gelegenheit ihr böte. So sprach sie nämlich, weil sie bereits durch die heimlichen Briefe des Liebhabers erfahren hatte, unter welchem Vorwande er sich der Vermittlung der Nonne bediente. Sie fügte aber hinzu, daß ihr Mann mehr seinem eigenen Kopf folge, als andere dächten; doch schlage sie ihrem Verwandten vor, sich gegen Abend in der Loggia am Garten einzufinden, so daß er in ihrer Gegenwart mit ihrem Manne sprechen und dafür sorgen könnte, die gehörige Bescheidenheit zu zeigen; sie würde sich mit solchem Erfolge bei ihrem Manne ins Mittel legen, daß der Frieden geschlossen würde, bevor er ihren Mann verließe.
    Der Jüngling, der die Bedeutung der Worte der Dame sehr wohl erkannte, zeigte sich sehr geneigt, dies zu tun. Mit solchen nur von ihnen beiden verstandenen Worten trafen sie ihre Verabredung, wobei ihre Unterhaltung eine andere Bedeutung zu haben schien, als sich wirklich ergeben mußte.
    Da im Staate Dinge von großer Bedeutung sich ereignet hatten, hielt sich der Mann im Sommer, wie wenn es Winter wäre, mit seinen Kollegen bis drei oder vier Uhr nachts im Rate auf, um die dringend notwendigen Angelegenheiten zu erledigen. Am folgenden Abend ging der Jüngling an eine Seite des Gartens, einen so einsamen Ort, daß nie ein Mensch dort vorbeikam, und sah, daß die Dame ihm da schon vom Fenster eine Strickleiter herabgelassen hatte, auf der er sicher zu ihr hinaufsteigen konnte. Der Jüngling kletterte auf ihr hinauf und betrat das Zimmer, in welches die Dame mit dem Gebetbuch und einem Licht in der Hand unter dem Vorwande ging, ihre Gebete sagen zu wollen. Als sie hier den Liebhaber fand, war sie sehr zufrieden und empfing ihn höchst liebevoll. Nachdem sie sich zärtlich geküßt hatten, gingen sie beide ins Bett und vergnügten sich geraume Zeit. Dann verabredeten sie sich vorsichtig für die Zukunft, und der Jüngling kletterte dieselbe Strickleiter hinunter und ging von dannen. Dieses Spiel setzten sie viele Tage fort, ohne daß es jemals jemand merkte.
    Nun wollte es Fortuna, die Störerin der Freuden, oder auch Gott (wie mehr zu glauben ist), zu dem der Gestank der Schande gedrungen war, die diese Frau so listig ihrem Mann zufügte, der sie mehr als sein eigenes Leben liebte, daß ein alter Diener des Hauses eines Tages sah, wie

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