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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Leben zu retten. Aber obwohl er seine Geschichte gut angelegt und sie sogar den Anschein der Wahrheit hatte, glaubte die Frau sie doch keineswegs und sagte zu ihm: »Das könnt Ihr Kindern weismachen, aber mir könnt Ihr das niemals einreden! Glaubt Ihr denn, daß ich nicht oft gemerkt habe, wie Ihr mit einer Börse voller Geld das Haus verlassen habt, aber mit leerem Beutel zurückgekehrt seid? Und wenn Ihr mir erzählt habt, Ihr hättet Zahlungen zu leisten gehabt, glaubt Ihr, daß ich jetzt nicht sehe, daß Euer Gläubiger die Buhldirne war, die Euch das Fell über die Ohren gezogen hat? Aber da ich, trotz so vieler Kränkungen, die Ihr mir erwiesen habt, doch nicht umhin kann, Euch zu lieben, will ich, daß meine Güte Eure geringe Treue übertreffe! Deshalb hört auf, mir Märchen zu erzählen, die Euch nicht einmal die Dummköpfe glauben würden, und sorgt bitte lieber dafür, in Zukunft ein anderer Mann zu sein, als Ihr bisher gewesen seid! Wenn Ihr das nicht tut, jetzt, wo ich Euch verzeihe, was geschehen ist, und Gott danke, daß er mir durch seine Güte Euch am Leben und frei von Schande bewahrt hat, so schwöre ich Euch beim Kreuze Gottes, wenn Ihr mich noch ein einziges Mal wegen einer anderen Frau vernachlässigt, werde ich Eure Schlechtigkeit jedermann offenbaren und werde in das Haus meiner Verwandten gehen, denn lieber lebe ich allein, als mit Euch in solchen Sorgen.«
    Der Herr Richter war sehr zufrieden, so große Güte bei seiner Frau zu sehen, drückte sie an die Brust und sagte: »Ich möchte, liebe Frau, daß du mir glaubst, daß das wahr ist, was ich dir gesagt habe; lassen wir die Klagen, und leben wir in Zukunft einträchtig zusammen! Und ich verspreche dir – und ich werde es dir halten –, zu dir immer so treu und liebevoll zu sein, daß du keinen Grund haben wirst, dich über mich zu beklagen.«
    »Ich möchte nicht, lieber Mann«, erwiderte sie, »daß jemals etwas, was Euch gefällt, mir nicht gefällt, und ich will Euch alles glauben, was Ihr möchtet, daß ich es glaube. Ich bitte Euch herzlich, so zu mir zu sein, wie Ihr mir jetzt versprecht; denn auf diese Weise werden wir uns des Friedens erfreuen, den Gott zwischen Mann und Frau eingesetzt hat.«
    Nachdem sie sich so miteinander versöhnt hatten, gingen sie einträchtiglich zu Bett und schlossen Frieden unter liebevollen Umarmungen. Dann standen sie am Morgen zeitig auf. Damit der Kasten sein richtiges Gewicht hätte und es kein Grund zu Lärm wäre, wenn man ihn zu leicht gefunden hätte, holten sie aus der Küche einen Sack mit Sand, der eigentlich zum Putzen des Zinngeschirrs und zur Reinigung des anderen Geschirrs bestimmt war, und legten ihn in den Kasten, und die Frau verschloß ihn mit dem Schlüssel, mit dem sie ihn aufgemacht hatte.
    Der Herr Richter verließ in aller Stille das Zimmer, bevor jemand von dem Gesinde aufstand, ging die Treppe hinunter und klopfte an die Tür, wie wenn er von draußen käme. Als die Stunde der Gerichtssitzung gekommen war, begab er sich auf seinen Richterstuhl. Der Gläubiger ließ den Kasten vor den Richter schleppen, und nachdem er einen Schlosser rufen ließ, ließ er ihn öffnen. Während er glaubte, viele Sachen darin zu finden, fand er den Sand, der an Stelle des Richters hineingelegt worden war, und war infolgedessen sehr betrübt. So ließ er nur den Kasten verkaufen und nahm, was er dafür bekommen konnte.
    Diese Geschichte wurde erst nach dem Tode des Richters bekannt; denn Bice wagte es nicht, davon zu sprechen, aus Furcht vor Panfilo, und die Frau hielt die Ehre ihres Mannes höher als das eigene Leben.
    Später erst, als die gute Frau durch ihr Beispiel eine Verwandte trösten wollte, die sich bitter darüber beklagte, daß ihr Mann sich um andere Frauen kümmere, erzählte sie ihr diese Geschichte und tröstete sie damit, sie sollte diese Dinge nicht tragisch nehmen. Und von dieser verbreitete sich später die Geschichte über das ganze Land, so, wie ich sie euch erzählt habe.

Giovanni Battista Giraldi
Ein Hüter seiner Ehre
    In Florenz, der edlen Stadt Toskanas, lebte zu der Zeit, als Lorenzo de'Medici sie mit seiner Autorität und seiner großen Klugheit regierte, ein sehr vornehmer Edelmann, der wegen seiner ausgezeichneten Fähigkeiten unter den höheren Beamten von Florenz eine ehrenvolle Stelle einnahm. Dieser hatte zur Frau die schönste Dame, die zu jener Zeit in der Stadt lebte. Wie sie wegen ihrer Schönheit von allen gepriesen wurde, so wurde sie auch allgemein

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