Italienische Novellen, Band 3
diesem Grunde wollte er auf jede Weise versuchen, den Streit aus der Welt zu schaffen; und weil ihm gesagt worden wäre, daß er jeden Grund zu Zwist beseitigen würde, wenn er mit der Frau dieses seines Gegners sprechen könnte, hegte er den sehnlichen Wunsch, mit ihr sprechen zu können; aber weil er einsah, daß das für ihn nicht möglich sei, habe er beschlossen, ihr einen Brief zu schicken, durch den er ihr alles Notwendige mitteile in der Überzeugung, daß es der Klugheit der Dame gelingen würde, ihren Mann zu besänftigen. Da er aber keine Möglichkeit habe, ihr den Brief zu übersenden, bäte er sie, so sehr er könnte, sie möchte ihn ihr durch einige ihrer Klosterschwestern übermitteln, wie wenn sie und nicht er der Absender wäre; abgesehen davon, daß er ein frommes Werk täte, wenn er solche Aussöhnung suche, würde er auch ihr immer zu Dank verpflichtet sein.
Die Nonne, die einfältig und von derbem Schlage war (obwohl auch eine klügere Frau als sie sich durch solche Redeweise hätte täuschen lassen), dachte ein gutes Werk zu tun, versprach es zu machen und nahm den Brief des Jünglings, und nachdem sie die Adresse eigenhändig auf den Umschlag geschrieben hatte, pflückte sie ein paar Suppenkräuter und ein paar Blümchen, legte sie unter den Brief und schickte ihn der Dame vermittels derselben Klosterschwestern, die sie gewöhnlich besuchten.
Die Frau nahm den Brief in Empfang, und als sie ihn gelesen hatte und erkannte, daß ihr Liebhaber ihn ihr schickte, lobte sie ihn innerlich sehr, daß er ihr auf diesem Wege seine Liebe kundgetan hätte, hielt ihn für ebenso vorsichtig wie klug und sagte zu den Klosterschwestern, die ihn ihr gebracht hatten: »Sagt eurer Schwester, daß ich ihr sehr danke, und daß ich mich sehr bemühen werde, das, weswegen sie mir schreibt, zu erfüllen; wenn ich so schreiben könnte, wie ich lesen kann, hätte ich ihr die Antwort gleich gesandt; ich werde aber dafür sorgen, daß jemand für mich an sie schreibt, und ich werde euch die Antwort morgen geben, wenn ihr mich deswegen besucht.«
Kaum waren die Schwestern gegangen, als die Frau, deren zügelloses lüsternes Verlangen ihren Scharfsinn zum Bösen drängte, ihre Magd zu sich rief, welche Ghita hieß; sie unterhielten sich zusammen, wie sie zu tun pflegten, von diesem Jüngling – denn sie hatte der Magd sinnreich eingeredet, daß der Jüngling in sie verliebt wäre –, und sie sprach: »Was denkst du von deinem Liebhaber, Ghita? Glaubst du, daß er dich liebt? Diesen Brief hat er dir geschickt; aber sein Bote, der nicht sehr schlau ist, hat mich für dich gehalten und ihn mir gegeben. Wir wollen ihn lesen!«
Darauf las die Frau den Brief zusammen mit dem Mädchen, und wie wenn sie sich über ihn lustig machte, hatte sie viel Vergnügen daran. Da die Frau aber dann bedachte, daß ihr ohne Gefahr für ihren guten Ruf jeder Weg, ihm antworten zu können, verschlossen war, sagte sie: »Wahrhaftig, ich möchte, daß diesmal der Herr dir als Sekretär diene, um an ihn zu schreiben; und wir wollen diesem Tölpel einen Possen spielen, der glaubt, weil er einigermaßen gut aussieht, alle Frauen bekommen zu müssen.«
»Das soll ihm nicht gelingen«, erwiderte Ghita; »Ihr wißt doch, gnädige Frau, ich habe meinen Sinn auf jenen reichen Seidenhändler gerichtet, den Ihr mir zum Mann geben wollt. Aber wenn Ihr meint, daß wir diesem Dummkopf einen Schabernack spielen sollen, – meinetwegen!« Als der Mann nach Hause gekommen war, gingen alle beide lachend zu ihm und sagten ihm, der Verehrer hätte Ghita einen Brief geschickt, und sie gaben ihn ihm zum Lesen. Der Edelmann war gutgelaunt; daher las er ihn, lachte und sprach: »Sicher, Ghita, würde dieser dein Verehrer verdienen, daß wir uns einen Scherz mit ihm machen!«
»Ach ja, bitte, das wollen wir tun!« sagte die Frau zu ihrem Mann; »ich verspreche Euch, wenn ich so hätte schreiben können, wie ich nicht kann, hätte ich für Ghita die Antwort verfaßt. Aber nun seid so gut und schreibt Ihr ihm den Brief, damit er, wenn er denn durchaus den Verstand verlieren will, den Weg dazu gebahnt findet.«
Der Mann, der jung war und einen Spaß gern hatte und schon begonnen hatte, sich über solche Liebesgeschichte zu amüsieren, war bereit, ihm zu antworten, und wie die Frau ihm sagte, so schrieb er die Antwort und gab sie Ghita mit den Worten: »Da, wenn er nun durchaus zum Narren gehalten werden will, so halte du ihn auch ordentlich zum Narren!«
Als der Herr
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