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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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gewartet haben?“
    „Die Antwort ist ganz einfach, Mylady.“ Er seufzte und legte die Hand aufs Herz, bevor er eine Verbeugung vor ihr machte. Irgendwie brachte er es fertig, die Geste ehrerbietig und höflich, von Herzen kommend und selbstironisch, und alles in allem umwerfend charmant erscheinen zu lassen. „Wie nicht, da ich doch all meine Erdentage lang auf Sie gewartet habe?“
    Bei diesem Kompliment verspürte Diana einen freudigen kleinen Schauer, den sie bei ihm eigentlich nicht hätte spüren dürfen.
    Mit beiden Händen rückte sie sich den Hut zurecht. Es war eine nüchterne, praktische Geste, mit der sie auf seine antwortete.
    „Nun, das ist nichts als leeres Gerede“, sagte sie. „Wie können Sie Ihr ganzes Leben lang gewartet haben, wenn Sie vor einer Woche noch nicht wussten, dass es mich gibt?“
    „Weil es bella fortuna war, die mich zu Ihnen schickte.“ Langsam kam er auf sie zu, die Arme wie flehend ausgestreckt. „ Bella fortuna, das Glück, das Schicksal. Oder ist Ihr London zu nüchtern und ernst für solche Begriffe?“
    „Ich glaube nicht an das Schicksal“, gab sie zurück. „Schicksal bedeutet, dass man Verstand und Entscheidungsfreiheit aufgegeben hat.“
    „Sie hören zu sehr auf Ihren Kopf.“ Er tippte sich mit dem Finger an die Stirn. „Für London mag das hingehen, denke ich. Doch hier in Rom müssen Sie sich auf Ihr Herz verlassen. Die Römer denken nicht. Sie fühlen.“
    Wieder legte er die Hand aufs Herz. Diesmal war die Geste noch bedeutungsvoller, weil er so viel näher bei ihr stand. Unbewusst wich Diana zurück und stieß dabei gegen ihre Stute. Sie fühlte, wie der Steigbügel gegen ihren Rücken drückte.
    „Wieso wussten Sie, dass ich hier bin?“ Ihre Stimme klang seltsam atemlos. „Ich habe es Ihnen gewiss nicht gesagt.“
    Er lächelte. „Das mussten Sie gar nicht. Ich wusste, dass Sie kommen würden. In meinem Herzen wusste ich es.“
    „Sie können es nicht gewusst haben“, behauptete sie hartnäckig und folgte nur ihrer Logik, als könnte die sie beschützen. Ach, warum konnte Edward nicht so zu ihr sprechen? „Ich hatte nicht vor, hierherzukommen. Ich … ich bin fortgelaufen. Also ist es nicht möglich, dass ich es Ihnen gesagt haben könnte.“
    „Oh, doch.“ Er streckte die Hand aus, um mit den Fingerspitzen leicht ihre Stirn zu berühren. „Ihr Kopf wusste es nicht, aber Ihr Herz …“
    „Das reicht“, sagte sie und schlug rasch seine Hand fort, bevor er auch noch ihr Herz berühren konnte. „Mein Kopf – mein englischer Kopf – trifft die Entscheidungen für mich.“
    Er zuckte die Achseln. „Vielleicht. Gestern aber, als ich Sie in der Kutsche überraschte, sagte ich, wie gerne ich Ihnen die Aussicht zeigen würde, die man vom Palatin hat. Diesen Gedanken habe ich Ihnen ins Herz gepflanzt, carissima.“
    „Sie taten es nicht!“
    „Ach nein? Warum sind Sie dann heute hierhergekommen, wenn sie nicht die Hoffnung gehegt hätten, mich hier zu treffen, und ich Sie nicht in Ihren Träumen verfolgt hätte, wie Sie mich in den meinen?“
    „Ich … ich kam, weil Lord Edward mir die antiken Orte zeigen wollte“, stotterte sie, und es war so offensichtlich nur die halbe Wahrheit, dass sie damit noch nicht einmal Miss Wood hätte täuschen können. „Und ich habe nicht von Ihnen geträumt.“
    „Wenn Sie es sagen, Mylady, wenn Sie es sagen.“ Da war es wieder, dieses träge Lächeln mit halb geschlossenen Augen unter dichten dunklen Wimpern. Er besaß die ungewöhnlichsten Wimpern, die sie je bei einem Mann gesehen hatte, lang und seidig. Sie passten zu seinen blauen Augen.
    Wie hatte Edward es noch einmal ausgedrückt? Das „Übermaß an Sinnlichkeit“ bei den Römern? Konnte solch eine Bezeichnung genauso gut auf die Wimpern eines Mannes zutreffen wie auf eine Kathedrale?
    Sie schluckte und wünschte sich, wegzuschauen zu können. „Ich sagte es, weil es wahr ist.“
    „Genauso wahr ist, dass Sie sich daran erinnerten, dass ich Sie gerne zu Pferd sehen würde. Sie erinnerten sich daran, und jetzt sind Sie hier. Zu Pferd.“
    „Lord Edward entschied, dass wir reiten sollten.“
    „Er stimmte zu, cara. Sie schlugen es doch vor, oder etwa nicht?“
    „Ich … ich muss gehen.“ Endlich konnte sie den Blick von seinem Gesicht wenden und sah jetzt stattdessen auf das weiße Leinen, das seine muskulöse Brust bedeckte. Es war feinstes ungebleichtes Leinen, und eine geschickte Wäscherin hatte es fachmännisch gebügelt. Zweifellos

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