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Italienische Verführung

Italienische Verführung

Titel: Italienische Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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gefällt.“ Das stimmte. Die kleine Stute, die man für sie gemietet hatte, war lebhaft und schnell. Unter anderen Umständen wäre es ein Genuss gewesen, sie zu reiten. Doch geübt oder nicht, seit sie vor fast vier Monaten England verlassen hatte, war Diana nicht mehr geritten. Der Damensattel, bei dem ein Knie über den Sattelknopf gelegt werden musste, ließ sie Muskeln spüren, die sie sonst gar nicht bemerkte. Das sorgfältige Ausbalancieren des Gleichgewichts während des Reitens verursachte ihr Rückenschmerzen. Und das wollene Reitkleid, das so gut zum englischen Frühling passte, sorgte jetzt dafür, dass sie sich verschwitzt fühlte, ihr viel zu heiß war und ihre Stimmung auf den Nullpunkt sank.
    Sehnsüchtig blickte sie den Hügel hinauf zu den Schatten spendenden Zypressen, die aus den gezackten Silhouetten zerbrochener Säulen und Mauern hervorragten. „Wieso reiten wir nicht dort hinauf, wo es kühler ist?“
    „Weil uns die Kutsche dorthin nicht folgen kann“, antwortete er mit einer Geduld, die sie wütend machte. „Und ich möchte Ihren guten Ruf nicht aufs Spiel setzen.“
    Ihr guter Ruf war ihre Sache, nicht seine. Doch wieder schluckte sie ihre Antwort hinunter und war fest entschlossen, den Frieden zwischen ihnen aufrechtzuerhalten, zumindest noch eine kleine Weile.
    „Und wenn ich nun aber mehr über diese Ruine von Ihnen erfahren möchte, Mylord?“ Um die Unterhaltung etwas angenehmer zu gestalten, rührte sie an seinen Stolz auf seine Gelehrsamkeit.
    „Sie meinen Domus Flavia?“ Er lächelte. Seine Miene entspannte sich. „Es ist ein bemerkenswertes Gebäude, nicht wahr? Wenn man bedenkt, wie alt es ist, dann ist es erstaunlich, dass überhaupt noch etwas davon überdauert hat. Auch wenn es heute nur noch ein wüstes Durcheinander von Steinen ist.“
    Diana nickte. Es war ihr ziemlich egal, ob dieser scheußliche Palast vor tausend Jahren oder erst letzte Woche gebaut worden war. Wichtiger erschien ihr, dass die Spannung zwischen ihnen etwas nachgelassen hatte und Edward wieder der entgegenkommende Gentleman war, als den sie ihn kennengelernt hatte.
    Aufmunternd lächelte sie ihm zu. „War er so groß wie unser königlicher Palast?“
    „Oh, viel größer“, antwortete er. Während er die Reihen zerbrochener Mauernbögen betrachtete, erwärmte er sich immer mehr für das Thema. „Domus Flavia war die offizielle Residenz der Kaiser und repräsentierte nicht nur deren Majestät, sondern die des ganzen Kaiserreichs. Auch wenn man es ihm heute nicht mehr ansieht.“
    Zustimmend nickte Diana, während sie die antike Ruine mit Kensington Palace, Whitehall und den anderen Palästen in London verglich, wo sie, wenn sie ehrlich war, jetzt, an einem kühlen Herbsttag, viel lieber gewesen wäre.
    „Und das liegt wieder an diesen faulen neuzeitlichen Römern, Mylady“, verkündete Edward mit Bestimmtheit. „Sie haben all diese Paläste zusammenbrechen lassen. Wissen Sie, dass alles, was zur Entdeckung und zur Restaurierung dieser Paläste geführt hat, von Engländern vollbracht worden ist? In diesem unserem Jahrhundert hat englisches Geld diese Arbeiten finanziert! Nun, den kaiserlichen Thronsaal selbst hatte man bis vor zwei Jahren noch gar nicht entdeckt!“
    Diana schüttelte den Kopf und wünschte sich, er würde bei ihr die gleiche Leidenschaft zeigen wie jetzt, wo er über diese bemoosten Säulen sprach.
    „Man dürfte die antiken Stätten nicht diesen Römern überlassen, Mylady“, sagte er und rümpfte überheblich die Nase. Er hatte seine Halsbinde an diesem warmen Tag zu eng gebunden, und eine glänzende rosa Hautfalte wölbte sich über dem feuchten weißen Leinen. „Ihre ganze Vorstellung von Moral änderte sich in der Minute, in der sie zuließen, dass das Papsttum ihre Seelen in seinen schmierigen Griff bekam und ihnen die Entschuldigung lieferte, die sie brauchten, um faul zu werden und sich nicht mehr um das herrliche antike Erbe ihrer Stadt zu kümmern.“
    „Also gefällt Ihnen nichts von dem, was nach dem Fall von Rom gebaut wurde, Mylord?“, fragte Diana, die inzwischen genug von Rom hatte sehen können, um zu wissen, dass es sehr viele wunderschöne Gebäude gab, die erst in den letzten tausend Jahren errichtet worden waren.
    „Viele Jahrhunderte lang war der römische Glaube der einzige christliche Glaube“, fuhr sie fort. „Missbilligen Sie etwa alles, was seither geschaffen wurde?“
    „Oh, zugegeben, es gibt da sicherlich eine Handvoll Ausnahmen,

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