Italienische Verführung
wertvollsten ist, aufpassen, nicht wahr?“
Doch für Diana schien dies bereits zu spät zu sein.
7. KAPITEL
„Ich sage Ihnen etwas, Onkel“, meinte Edward bedrückt am nächsten Morgen beim Frühstück. „Dieser Dame liegt nichts an mir. Zumindest nicht so viel, dass sie einen Antrag von mir annehmen würde.“
„Unsinn, Edward“, erwiderte Reverend Lord Patterson und rührte genau einen halben Teelöffel Zucker in seinen Tee. „Du übertreibst auf eine wirklich pessimistische Art. Soweit ich erkennen kann, hat Lady Diana sich dir gegenüber nicht ablehnend gezeigt.“
„Nun, ich sehe in dieser Sache ganz klar.“ Edward zog sein Messer über dem rosafarbenen Schinken auf seinem Toast langsam hin und her. „Wenn ich nicht als Erster etwas sage, redet sie kaum mit mir.“
Sein Onkel ließ ein glucksendes Lachen hören und schlug eine neue Seite in der Zeitung auf. „Es gibt viele Ehemänner, für die das bei einer Frau eine geradezu göttliche Eigenschaft wäre.“
„Nur um höflich zu sein, lächelt sie mir zu“, fuhr Edward fort. „Es sieht nicht aus, als wäre sie wirklich glücklich darüber, mich zu sehen.“
„Ein mädchenhaftes Betragen ist etwas sehr Schönes, Edward“, meinte sein Onkel. „Der Tochter eines Duke sind in ihrem Benehmen Grenzen gesetzt.“
„Sie ist eher kalt als bloß zurückhaltend.“ Edward erinnerte sich daran, wie sie zurückgeschreckt war, nachdem er es endlich gewagt hatte, ihr Knie zu berühren. „Kalt wie der erste Januartag.“
Sein Onkel ließ die Zeitung sinken und blickte ihn über die Brille hinweg streng an. „Du kannst nicht den ganzen lieben langen Tag Einwände erfinden, Edward. Diese Dame ist eine echte Dame . Sie erwartet, sittsam umworben und erobert zu werden. Sie wird dir nicht in den Schoß fallen wie irgendein Schankmädchen. Du musst schon etwas Galanterie in dein Trachten legen.“
„In mein Trachten nach ihrem Vermögen, meinen Sie.“
„In dein Trachten nach beidem, dem Mädchen und dem Vermögen“, erklärte sein Onkel. „Edward, Lady Diana ist eine schöne, bezaubernde junge Frau, und ja, ihr Vermögen ist beträchtlich, besonders für einen Mann in deiner Lage. Doch ich bitte dich inständig, dich daran zu erinnern, dass die Ehe ein heiliges Sakrament ist. Ich werde dir meinen Segen zu dieser Verbindung nicht geben, wenn ich bei dir nicht etwas Gefühl, ich meine aufrichtiges Gefühl für die Dame bemerke.“
„Sie wollen, dass ich sie liebe?“
„Liebe wäre am wünschenswertesten, ja.“ Sein Onkel nickte. „Doch ich gebe zu, dass die Liebe manchmal in der Ehe erst aus dem Samen der gegenseitigen Achtung und Zuneigung entstehen muss. Das würde ich bei dir im Umgang mit Lady Diana gerne erkennen.“
Edward seufzte tief und schnitt einen kleinen Kreis aus der Mitte des Schinkens. „Vielleicht sollten Sie diese Predigt auch ihr halten und nicht nur mir allein.“
„Lady Diana ist nicht meine Nichte“, meinte der Reverend und widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Zeitung. „Du jedoch bist unglücklicherweise mein Neffe, und um meiner Schwester willen bin ich für dich verantwortlich.“
Bedrückt blickte Edward von seinem Toast auf. „Ich glaube, sie trifft sich mit einem anderen Mann.“
„Lady Diana?“ Sein Onkel lächelte über solch eine absurde Vermutung. „Dafür hat ihre Gouvernante ein viel zu waches Auge auf ihre Schutzbefohlene. Eine bewundernswerte kleine Frau, diese Miss Wood, und dieser noblen Familie so ergeben!“
Edward seufzte wieder. Eine große Fliege war durch das offene Fenster neben ihrem Tisch geflogen und krabbelte jetzt über den Rand seines Tellers. „Bei einem so hübschen Mädchen wie Lady Diana ist es völlig natürlich, dass eine ganze Meute von Männern hinter ihr herjagt.“
„Ein Grund mehr für dich, ein wenig mehr Eifer zu zeigen bei deiner Werbung“, fuhr sein Onkel fort. „Wir haben mit den Damen darüber gesprochen, uns heute die Katakomben anzuschauen. Gibt es einen besseren Ort, dich Lady Diana als angenehme Begleitung zu zeigen? In der Dunkelheit, wo eine ängstliche Dame überall Gespenster sieht, aufschreit und sich Trost suchend an dich klammert.“
Edward beobachtete, wie die Fliege den Schinken erkundete und mit zierlicher Akkuratesse die Vorderbeine aneinander rieb.
Als ob ihm auch nur das Geringste an diesen Katakomben läge. Es mochte sein, dass sein Onkel und diese unscheinbare Gouvernante sich letzten Abend hatten täuschen lassen, er aber nicht. Das
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