Italienische Verführung
Gebrauch gedacht. Vor den Wänden und den Fenstern hing roter Samt, und an allen Kandelabern und Leuchtern hingen Kristalltropfen, die das Kerzenlicht wie tausend Sterne erstrahlen ließen. Auf einem niedrigen Tisch war ein Abendessen vorbereitet, und Wein wartete darauf, in Kristallkelche gegossen zu werden.
Doch was Diana den Atem verschlagen hatte, war die übergroße Bettstatt, der Mittelpunkt des kleinen Zimmers. Das Bett stand auf einem erhöhten Podest, zwei Stufen höher als der übrige Boden. Vier geschnitzte, vergoldete Hirsche, fast lebensgroß, knieten mit gebeugten Köpfen besiegt und unterworfen an den vier Ecken des Bettrahmens, den sie mit ihren Rücken und ihren Geweihen stützten. Das Bett hatte keine Vorhänge, nur ein zartes Silbergewebe floss von einem Ring über dem Bett hinunter bis auf die Hirschgeweihe. Die Bettdecke war aus rotem Samt, verziert mit einer erlesenen Stickerei aus kostbaren Garnen, und die Tücher und Kissen waren aus fein gebleichtem Leinen, mit schweren, seidenen Fransen an den Kanten der Kissen.
Fast schon ein Teil des Bettes, hing ein großes Gemälde an seiner Kopfseite. In exquisiter Genauigkeit zeigte es eine junge, in eine kurze, hauchzarte Tunika gekleidete Frau mit silbernen Sandalen an den Füßen. In der einen Hand hielt sie einen Bogen, in der anderen einen Pfeil, und im hellen, goldblonden Haar trug sie einen Silberreif mit einem mit Brillianten besetzten Halbmond.
„Ich sagte dir doch, ich müsste dir noch ein ganz spezielles Gemälde von Tizian zeigen, cara mia“, meinte Anthony. „Du wirst sicher die Jagdgöttin Diana erkennen.“
Ehrfurchtsvoll nickte sie. Das Gemälde war wundervoll ausgeführt. Es schien ganz aus kühlem Silber und hellem Blau zu bestehen, als würden Mondstrahlen es erhellen. Und die Göttin wirkte so lebendig. Wie sie mit halb geöffneten rosigen Lippen über die Schulter blickte, schien sie im Begriff zu sein, etwas sagen zu wollen. „Göttin der Jagd und Göttin des Mondes. Sie ist schön, Anthony.“
„So wie du.“ Er stellte sich hinter sie, legte die Arme leicht um sie und beugte sich ein wenig vor, gerade weit genug, um sie auf den Hals zu küssen. „Als ich dich auf dem Balkon das erste Mal sah, mit den weichen grauen Regenwolken hinter dir, da dachte ich an dieses Bild hier. Noch bevor ich deinen Namen wusste, sah ich dich als Tizians Göttin.“
„Wirklich?“ Diana drehte sich in seinen Armen zu ihm um und betrachtete die feste Linie seines Kinns. „Wie konntest du es wissen, Anthony? Wie nur?“
„Ich kann es dir nicht erklären, Diana, aber ich wusste es.“ Er neigte den Kopf, und sie streckte sich ihm entgegen. Leicht und zärtlich trafen sich ihre Lippen. Es war eher ein Versprechen der gegenseitigen Hingabe als der Leidenschaft. „Ich sah dich, und seitdem muss ich immer an dich denken. Warum sonst sollte ich das hier getan haben?“
„Du hast das für mich getan?“, fragte sie mit ungläubigem Kopfschütteln. „Dieses Zimmer, dieses Gemälde, dieses – dieses Bett?“
„Das Bett kann ich mir nicht zurechnen“, gestand er, während er die Hände um ihre Taille legte. „Alles andere ja, aber nicht das Bett. In der Geschichte der Prosperi wird behauptet, es habe einmal der Katharina von Medici gehört. Ich glaube lieber, dass es die ganze Zeit auf meine Göttin gewartet hat.“
„Oh.“ Diana spürte, dass sie wieder kurz davor war zu weinen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und senkte den Kopf. Kein anderer Mann hatte je daran gedacht, sich solche Mühe zu geben, um ihr zu gefallen.
War das ein Anzeichen dafür, dass Anthony dabei war, sich in sie zu verlieben?
Und hatte sie sich selbst bereits in ihn verliebt? War sie deswegen mit ihm hierhergekommen, wo doch kein Zweifel an seinen Absichten bestand? Und wünschte sie sich deswegen, nirgendwo anders auf der Welt zu sein als hier mit ihm?
„Sieh mich an, Diana.“ Er legte den Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf, sodass sie ihn ansehen musste. „Versteck dich nicht. Ich möchte, dass du dich an mich erinnerst, wie ich mich an dich erinnern werde. Und an diese Nacht. Ich möchte, dass du dich an alles erinnerst, mia dea di innocenza.“
Mit einem zittrigen Lächeln blickte sie ihn an. „Es ist nicht fair, dass du Worte sagst, die ich nicht verstehe.“
Er lachte leise und beugte sich vor, um sie zu küssen. „Was werde ich wohl anderes sagen als Liebesworte?“, flüsterte er, den Mund dicht an dem ihren. „Ich nannte dich Diana,
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