Italienische Verführung
die Rosen und die Lorbeerblätter zu werfen. Mit strahlendem Lächeln sah sie dann Edward und seinen Onkel an. Sie saßen immer noch am Tisch, wo sie alle gerade ihr Mittagsmahl eingenommen hatten. „Lord Anthony war gestern Abend in seinem Palazzo von Ihrer Ladyschaft sehr angetan. Er zeigte ihr persönlich die schönsten Bilder seiner Sammlung. Es erstaunt mich nicht, dass er ihr heute mit dem Bukett seine Ehrerbietung erweist.“
Entrüstet schnaubte Reverend Lord Patterson: „Dieser Mann ist ein Schurke und ein Gauner, Miss Wood und keiner, den man ermutigen muss, wenn es um eine Dame geht. Wie er behaupten kann, Engländer zu sein, ist mir rätselhaft. Ein Blick, und man weiß doch, dass er keiner von uns ist. Ich wundere mich, dass Sie seine Einladung überhaupt angenommen haben.“
„Wir hätten es nicht getan“, sagte Edward und schob seinen Stuhl zurück. „Selbst wenn man uns eingeladen hätte. Randolph umgibt sich mit der schlechtesten Gesellschaft von ganz Rom, verrufene Frauen und Quacksalber. Wohl kaum passend für Damen.“
„Ich bin überrascht, meine Herren“, verteidigte sich Miss Wood. „Unsere Gesellschaft gestern Abend, mit Sir Thomas als unserem Gastgeber, war die angenehmste, die ich mir hier in Rom vorstellen kann. Und der Palazzo di Prosperi ist der herrlichste Privatpalast, den ich je gesehen habe.“
„Protzig, überladen und ausschweifend im vatikanischen Stil.“ Reverend Lord Patterson schnaufte verächtlich. „Ich ziehe jederzeit die ehrliche, ehrbare antike Art diesem vergoldeten Mist vor.“
„Ist Lord Anthonys Diener noch unten?“, fragte Diana, immer noch die Blumen in den ausgestreckten Händen. Wie konnten sie nur über Architektur schwätzen, während ihr das Herz brach?
„Ja, Mylady“, entgegnete das Dienstmädchen. „Er sagt, er habe Befehl, auf Antwort zu warten.“
„Dann gib ihm dies für seinen Herrn zurück.“ Sie drückte dem Mädchen den Strauß so heftig in die Hand, dass einzelne Blütenblätter auf den Teppich fielen. „Und sag ihm bitte, dass ich in Zukunft weder für Seine Lordschaft noch für dessen Blumen Verwendung habe.“
„Mylady!“ Miss Wood war schockiert. „Das sind schroffe Worte von Ihnen, wirklich sehr schroff!“
„In Anbetracht dessen, dass ich Lord Anthony nicht wiederzusehen wünsche, halte ich meine Worte für angemessen.“ Erregt stand Diana auf. „Bring Seiner Lordschaft sofort die Blumen zurück, Anna.“
„ Brava, Mylady, gut gesprochen!“ Edward applaudierte an erkennend. „Geben Sie dem ausländischen Gauner, was er verdient!“
Diana wirbelte herum und funkelte ihn an. „Lord Anthony ist weder Ausländer noch ein Gauner, Lord Edward. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre beschämende Unkenntnis seines Charakters in meiner Gegenwart nicht so zur Schau stellen würden.“
Edward wurde rot. „Ich bitte um Verzeihung, Mylady, aber ich wollte Ihnen nur ein Kompliment machen, wegen Ihres Urteilsvermögens, Ihrer Weisheit, Ihrer …“
„Entschuldigen Sie mich, Lord Edward, Reverend Lord Patterson, aber ich fühle mich erschöpft und möchte mich zurückziehen, um etwas auszuruhen“, unterbrach Diana ihn scharf. „Ich wünsche Ihnen beiden einen guten Tag.“
„Eine Mittagsruhe zu halten ist bei diesem Klima eine gute Idee, Mylady“, meinte Edward mit gespielter Herzlichkeit. „Ich bin sicher, danach werden Sie sich viel erholter fühlen.“
Sein Onkel nickte. „Das ist wahr, Mylady. Sie wollen doch ausgeruht sein, wenn wir morgen die Katakomben besichtigen.“
Aber Diana stand schon in die Tür zu ihrem Schlafzimmer. Noch ein paar Schritte, und sie knallte die Tür hinter sich zu und warf sich bäuchlings auf ihr Bett.
Warum hatte Anthony ihr Blumen geschickt? Wieso verstand er nicht, was sie ihm gestern Abend hatte erklären wollen? Dass es in ihrem Leben keinen Platz für ihn gab!
„Mylady?“ Vorsichtig trat Miss Wood an ihr Bett. „Mylady, bewegt Sie etwas? Ist gestern Abend etwas geschehen, das Sie gerne …“
„Nichts ist geschehen“, sagte Diana ins Kissen, ohne das Gesicht zu wenden. „Alles ist völlig in Ordnung.“
„Ich sprach zu offen über Lord Anthonys Aufmerksamkeit Ihnen gegenüber, Mylady …“
Entschuldigen Sie sich nicht“, klangen Dianas Worte gedämpft aus dem Kissen hervor. „Es gibt keinen Grund dazu.“
Sie spürte, wie die Matratze sich senkte, als Miss Wood auf der Bettkante Platz nahm und Diana tröstend die Hand auf die Schulter legte. „Ich habe
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