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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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trat ein herzliches Lächeln. »Oh ja, Richard! Guter Mann. Freut mich sehr, dass er hier ist. Wir hatten zusammen Griechische Mythologie. Er war der Klassenbeste, musst du wissen.«
    Das war ja alles gut und schön, aber …
    »Carter«, wiederholte die Frau, und plötzlich nahm ihr Gesicht einen Ausdruck schmerzvoller Erinnerung an. »Oh! Die Tragödie vom FitzRandolph Gate.«
    »Die was?«, fragte Lily, da dröhnte auf einmal ein vertrautes Lachen durch das Zelt. Er war hier! »Ist schon gut«, sagte sie und ließ ihren Blick umherschweifen. Überall auf dem Rasen und unter dem Zeltdach tummelten sich Alumni. Kinder spielten zwischen Zeltstangen und Tischen mit Klappstühlen Fangen. Jenseits eines Tanzbodens, der auf dem Rasen ausgelegt war, entdeckte sie ihren Großvater. Er sprach mit jemandem, den sie von hier aus nicht sehen konnte.
    »Grandpa!«, rief sie laut.
    Mindestens zwanzig Großväter in orange und schwarz gestreiften Zebrajacken sahen zu ihr herüber. Sie lief los, drängelte sich durch zwischen Rollstühlen und Feiernden und Kleinkindern und Teenagern. »Grandpa!«, rief sie noch einmal.
    Endlich drehte ihr Großvater sich um. Und der Mann, mit dem er sprach, ebenfalls. Es war Mr Mayfair. Lily strauchelte. Er blickte finster. Tiefe Falten durchzogen seine Stirn, die Lippen presste er fest zusammen – alles an ihm drückte Missbilligung aus. Es gibt nichts, was er missbilligen müsste, redete Lily sich Mut zu. Sie war nicht wegen des Legacy Tests hier. Sie war hier, weil Tye Hilfe brauchte. Er konnte dieses Biest nicht auf ewig festhalten. Sie befahl ihren Füßen, den Rest der Strecke durch das Zelt zurückzulegen.
    Auch Grandpa blickte sie finster an. »Lily, ich sagte dir doch … «
    Stumm entblößte sie die Bisswunden auf ihrer Schulter. Seit der dritten Klasse, als sie eine von Grandpas Antiquitäten zerbrochen hatte, wusste sie, dass Blut ein ausgezeichnetes Mittel war, um jede Gardinenpredigt im Keim zu ersticken.
    Ihr Großvater packte sie bei den Armen, drehte sie um und inspizierte die Verletzung. »Was ist passiert?«, fragte er eindringlich. »Geht es dir gut?«
    »Sieht aus wie Bisswunden«, warf Mr Mayfair ein. In seiner Stimme lag ein Hauch Besorgnis.
    »Lily, was hat dich da gebissen?« Grandpa klang hektisch. Sie musterte ihn kritisch. Grandpa klang niemals hektisch. Er hatte sich noch nicht mal aufgeregt, als Mom damals steif und fest behauptet hatte, zwischen den Rosen im Blumenladen hätte sich ein Kobold eingenistet. Das war einer der schlimmsten Momente in Lilys Leben gewesen – Mom hatte rundweg abgestritten, dass es sich um eine Halluzination handelte –, aber Grandpa war die Ruhe selbst geblieben.
    Halb wünschte sie sich, das Affen-Ding wäre ebenfalls nur Einbildung. »Na ja, es sah aus wie ein runzliges Äffchen, aber es war grün und hatte kein Fell … «
    Grandpa fühlte ihren Puls und blickte ihr tief in die Augen. »Dein Atem geht zu schnell, und du hast Herzrasen«, stellte er fest. »Ist dir übel? Schwindelig?«
    Lily schüttelte den Kopf. »Ich bin hierher gerannt. Ich muss bloß wieder zu Atem kommen.« Sie fragte sich, warum er nicht mehr über die seltsame Kreatur wissen wollte. Er hatte doch verstanden, dass sie grün war, oder?
    Grandpa tätschelte immer noch ihre Schulter. »Hast du heute eine Extradosis Medizin genommen?«
    Lilys Augen weiteten sich. Woher wusste er das? »Gibt es Nebenwirkungen? Habe ich aus Versehen zu viel genommen? Ich weiß, ich hätte das nicht tun dürfen. Aber ich hatte Angst, dass ich einen Hirnhickser bekomme. Und da hab ich eins von Moms Fläschchen ausgetrunken.«
    »Das hat dir das Leben gerettet«, sagte Mr Mayfair. Lily starrte ihn völlig verblüfft an, doch Grandpa wartete nicht, bis sie diese außergewöhnliche Feststellung verdaut hatte.
    »Wie konnte das passieren?«, fragte er und sah seinen ältesten Freund böse an. »Deine Sicherheitsvorkehrungen … «
    Mr Mayfair hob abwehrend die Hände. »Vielleicht solltest du sie nach Hause bringen.«
    »Vielleicht solltest du ihr einen Beschützer zuteilen«, fiel Grandpa ihm ins Wort.
    Lily erhob ihre Stimme. »Mein Beschützer hat die Kreatur gefangen, im Innenhof von East Pyne. Aber ich weiß nicht, wie lange er sie noch festhalten kann. Er braucht Hilfe. Und er wollte nicht, dass ich die Notrufzentrale verständige … « Die beiden starrten sie an, und Lily verstummte. »Was ist denn?«, fragte sie.
    Mr Mayfair und Grandpa tauschten einen bedeutungsvollen Blick. Dann

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