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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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gebotenen Respekt, natürlich«, ergänzte Mr Mayfair. »Schließlich hat er unsere Kandidatin hier gerettet. Wir stehen in seiner Schuld.« Bei diesen Worten schenkte er Lily ein warmes, begütigendes Lächeln. Lily erwiderte es. Sie war sehr froh, ihn hier zusammen mit Grandpa angetroffen zu haben.
    »Schon erledigt«, sagte Jake. Dann fragte er Lily: »Bereit?«
    Na ja, sie hatte zwar immer noch drei Milliarden unbeantworteter Fragen, aber sie nickte trotzdem. Lügner oder nicht, Tye brauchte so schnell wie möglich Hilfe. Ihre Fragen konnten warten. »Vielen Dank«, sagte sie zu Mr Mayfair.
    »Wirklich sehr gern geschehen, meine Liebe.«
    »Richten Sie bitte meinem Großvater aus, dass er mich anrufen soll, wenn er Hilfe mit Mom braucht«, bat Lily.
    Jake ging voraus und bahnte sich einen Weg durch das überfüllte Zelt. Lily folgte ihm. Als sie die umzäunte Freifläche erreicht hatten, rannte er los. Lily beeilte sich, zu ihm aufzuschließen, und bekam beinahe sofort Seitenstechen.
    Jake indessen fragte in perfektem Plauderton, als würden sie entspannt auf einer Bank sitzen: »Und, wie gefällt dir dein Besuch in Princeton?«
    Das sollte wohl ein Witz sein. »Was ist ein Feeder?«, fragte sie anstelle einer Antwort.
    »Es ist mir nicht gestattet, mit dir darüber zu sprechen«, erwiderte Jake. Dabei lächelte er sie an, als wolle er ihr versichern, dass es nichts Persönliches sei. Das Lächeln bewirkte, dass ihr Herz einen kleinen Zwischenhüpfer machte. »Ich darf dir weder helfen noch mich einmischen.«
    »Es hat mich angegriffen «, beharrte Lily. Ihre Wadenmuskeln brannten, während sie auf Nassau Hall zuliefen. »Ich denke, ich habe ein Recht darauf zu wissen, was das für ein Wesen ist.« Sie deutete Richtung East Pyne. »Sie sind im Innenhof.«
    »Bleib dicht hinter mir«, wies Jake sie an und erhöhte das Tempo. »Du bist nicht ausgebildet.«
    »Ausgebildet wofür?«, fragte Lily.
    Jake rannte als Erster durch den Torbogen, sie hinterher. Als sie ihn durchquert hatten, machte er abrupt Halt, und Lily stieß unsanft mit ihm zusammen. »’tschuldigung!« Vorsichtig lugte sie um ihn herum. Vor ihnen lag der Innenhof. Still und friedlich … und leer.
    Der Feeder war weg.
    Und Tye auch.

Kapitel vier
    J ake kniete sich neben die zerfetzten, wüst durcheinander geworfenen Blätter und ließ eine der arg ramponierten Efeuranken durch seine Finger gleiten.
    »Vorsicht«, warnte Lily. »Die Ranken … Na ja, sie haben sich bewegt. Wie Schlangen.« Bei diesen Worten zog sich alles in ihr zusammen. Es klang so lächerlich. Aber sie hatte genau gesehen, wie sie sich gekrümmt und gewunden und dieses Feeder-Ding in einen Kokon gewickelt hatten.
    »Dryade?« Jake musterte mit gerunzelter Stirn den Efeu. »Wie sah das Feeder-Ding denn aus?«
    »Wie ein grünes Äffchen ohne Fell«, antwortete sie. »Hast du eben ›Dryade‹ gesagt? So wie in der griechischen Mythologie?« Ihr fiel das Buch ihres Vaters in der Bibliothek wieder ein.
    »Ausgeschlossen«, erwiderte er. »Die Beschreibung passt nicht. Bist du dir ganz sicher, dass die Ranken sich bewegt haben?«
    In der Erde war eine flache Mulde zu erkennen, neben der ein Knäuel abgerissener Efeupflanzen lag. Sie sahen aus wie ein Kokon, den jemand brutal aufgerissen hatte. Überall waren zerfetzte Pflanzenteile verstreut. »Ich hab mir das nicht eingebildet!«, beharrte Lily.
    Und eine Dryade hatte sie sich schon gar nicht eingebildet.
    Er hob beschwichtigend die Hände. »Ich glaub dir ja.«
    »Tut mir leid«, sagte Lily. Sie hatte nicht schreien wollen. Aber die Kreatur war real gewesen. Sie hatte keinen Hirnhickser gehabt. Lily tastete nach den Bisswunden auf ihrer Schulter, um sich zu vergewissern. Wieder gab es einen schmerzhaften Stich. Sie zuckte zusammen. Das Wesen musste entkommen sein, und Tye hatte vermutlich die Verfolgung aufgenommen. Wenn das Ding nun in einem von Kleinkindern und Großvätern bevölkerten Festzelt Amok lief? »Wir müssen sie finden.« Sie schaute sich nach allen Seiten um, als könnte sie so einen Hinweis darauf entdecken, in welche Richtung die beiden gelaufen waren.
    Jake lächelte.
    »Ich finde das nicht lustig«, meinte Lily tadelnd. »Tye könnte zu Schaden kommen. Ganz zu schweigen von unbeteiligten Zuschauern.«
    »Tut mir leid«, sagte er. Das Lächeln verschwand, und die Spitzen seiner Ohren färbten sich leuchtend rosa. Fassungslos starrte sie ihn an. Dieser Goldjunge wurde tatsächlich ihretwegen rot! »Es ist nur …

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