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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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weglaufen?«
    »Gute Idee.«
    Gemeinsam rannten sie los.

Kapitel fünf
    E r verfolgt uns nicht«, berichtete Jake.
    Lily blieb im Schatten einer Tanne stehen, beugte sich, Hände auf den Knien, keuchend nach vorne und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Sie waren einen Hügel hinaufgesprintet, vorbei an einem anderen Festzelt, und befanden sich nun auf einem Pfad, der sich durch eine imitierte Wildnis schlängelte. Bäume, Büsche und andere Pflanzen waren gestaffelt angeordnet, sodass sie wie ein natürliches Waldstück wirkten. Im Gegensatz zu einem echten Wald hatte man sie jedoch sorgfältig beschnitten und mit Rindenmulch eingefasst.
    »Du warst fantastisch!«, sagte Jake. »Die meisten flippen total aus, wenn der Gebildete Affe das erste Mal mit ihnen spricht. Aber du … Du hast das super weggesteckt. Ich hatte sogar den Eindruck, er mag dich.« Während er sprach, betrachtete er sie von oben bis unten, als hätte sie soeben ganz allein ohne Flugzeug den Atlantik überquert.
    Lily fühlte ihre Wangen heiß werden. »Uh, danke.« Sie hatte doch eigentlich gar nichts Besonderes gemacht. Und mit Sicherheit nichts, was diesen Ausdruck auf seinem Gesicht rechtfertigte. »Ich will nur den Test bestehen.« Ein einziges Mal war es ihr gelungen, einen halbwegs ähnlichen Ausdruck auf das Gesicht eines Jungen zu zaubern. Damals hatte sie Melissa Grayson eine Packung Schokoladenmilch an den Kopf geworfen, weil Melissa Lilys Mom eine arme Irre genannt hatte. Die Aktion hatte ihr offenen Applaus eingetragen und anschließend ein Gespräch mit dem Schulpsychologen. Aber das war in der zweiten Klasse gewesen. Würde so etwas an der Highschool passieren, wären die meisten aus ihrer Klasse auf Melissas Seite, und alle Schokoladenmilch der Welt würde daran nichts ändern. Wenigstens machte Lilys Mom nicht ohne sie Urlaub auf Hawaii oder versäumte die Elternabende wegen irgendwelcher Maniküretermine wie Melissas ach so perfekte Mutter.
    »Du könntest es vielleicht wirklich schaffen!«, meinte Jake.
    »Dein Vertrauen in mich ist ja überwältigend«, gab sie trocken zurück.
    »Tut mir leid«, erwiderte er, »aber die allermeisten schaffen es nicht. Sie können nicht damit umgehen.«
    »Aber du schon, oder?«
    »Natürlich.«
    Mehr sagte er nicht zu dem Thema, also ging sie den gewundenen Pfad hinunter, der zu einem sorgfältig angelegten Ziergarten mit roten und gelben Tulpen führte. Schmale, geschwungene Blumenbeete bildeten die Form eines Wappenschildes. Die freien Flächen zwischen den Tulpen waren von saftigem, grünem Rasen bedeckt. Genau in der Mitte befand sich ein Springbrunnen. Kristallklares Wasser sprudelte in ein strahlend blaues Becken, aus dem sich eine Skulptur, halb Mensch, halb Pferd, erhob. Sonnenlicht übergoss die Tulpen und ließ ihre Blütenblätter leuchten. Das würde Mom gefallen, dachte Lily. Hier sollte ich sie herbringen.
    Doch vielleicht war Mom ja schon mal hier gewesen. Sie hatte einen Tulpengarten mit einem Springbrunnen erwähnt. Dieser Ort schien, ebenso wie der Angekettete Drache an der Kirche, ganz fest in ihrem Gedächtnis verankert zu sein. »Wo sind wir hier?«, fragte Lily.
    »Prospect Gardens«, erklärte Jake. »Direkt vor uns ist das Gebäude des Studentenwerks, dahinter liegen die Eating Clubs. Rechts befinden sich Wohngebäude für die Studenten. Und links sind die Firestone Library, die Kirche, East Pyne und Nassau Hall. Hast du deinen nächsten Hinweis?«
    Hatte sie leider nicht. Sie wusste jetzt, dass Feeder böse waren und die Old Boys sich ein bisschen zu sehr für Dungeons & Dragons begeisterten, aber sie wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte. Allerdings konnte sie das wohl kaum zugeben, während Jake sie so erwartungsvoll anstrahlte. Also wich sie der Frage aus und stellte ihm stattdessen eine. »Hast du denn bei deinem Test mit Gargoyles geredet?«
    »Oh ja, aber ich habe während des gesamten Gesprächs mit Professor Ape die Figur nach einem Mikrofon und Lautsprechern abgesucht«, erwiderte Jake. »Ich habe sogar eine Platte aus dem Gehweg gebrochen. Grandpa hat mir die Kosten für die Reparatur von meinen Treuhandfonds abgezogen.«
    »Oh.« Sie versuchte, sich vorzustellen, wie sie so ungezwungen mit Ausdrücken wie »Treuhandfonds« um sich warf, aber es gelang ihr nicht. »Dein Großvater hat dir nicht geholfen?«
    »Das wäre unmoralisch gewesen.«
    »Stimmt. Sorry.«
    Seite an Seite gingen sie durch den Garten. Die von Efeu umkränzten Blumenbeete lagen

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