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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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schon bereit bist, mit ihm zu sprechen!«
    Lilys Augenbrauen ruckten hoch. Dann war der Angekettete Drache auch einer von den manipulierten Gargoyles, genau wie der Gebildete Affe. Vielleicht verdankte sie diesen Hinweis Moms Unterbewusstsein. »Warum denn nicht?«, fragte sie.
    »Hat Professor Ape dir etwas über den Drachen erzählt?«, fragte Jake zurück. Er schien aufgeregt. »Irgendwas über seine Geschichte? Du darfst noch nicht mit ihm sprechen!«
    Vermutlich sollte sie dem Drachen erst viel später während des Tests begegnen. Allerdings gefiel ihr der Gedanke, ein bisschen vorzupreschen. Sie könnte den Test eher beenden und dann Grandpa und Mom wie geplant am Samstag zur Parade begleiten. »Was ist denn mit seiner Geschichte?«
    »Ich … das kann ich dir nicht sagen.« Er wollte reden, das war klar. Sein ganzes Gesicht spiegelte das Dilemma wider, in dem er steckte. Lily sah, wie sich seine Stirn in Falten legte und wieder entspannte. Wie seine Lippen begannen, Buchstaben zu formen, und sich dann wieder aufeinanderpressten. Es sah aus, als ob die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, lebendige Wesen seien, die er mit aller Kraft daran hindern wollte, seinen Mund zu verlassen.
    »Ist schon okay«, sagte Lily. »Du musst mir gar nichts erzählen. Ich finde es selber raus.« Wenn sie jetzt noch nicht mit dem Drachen reden sollte, dann brauchten die Old Boys den Typen an der Technik ja einfach bloß anzuweisen, nicht zu antworten. Aber vielleicht, nur vielleicht, unterlief ihnen ja auch ein Fehler, und sie bekam die Chance, den Weg zum Ende dieses lächerlichen Tests ein wenig abzukürzen.
    Lily marschierte entschlossen auf die Kirchentreppe zu. Genau in dem Moment, als sie ihren Fuß auf die erste Stufe setzte, schoss eine steinerne Zunge aus dem Maul des Drachen hervor.
    Sie blieb stehen. Das hatte unglaublich echt ausgesehen.
    Jake packte ihren Arm und sagte: »Du musst das nicht tun. Wir können zurückgehen zu Professor Ape. Ihn nach dem nächsten Hinweis fragen. Der Drache kann es nicht sein. Er ist mit Sicherheit nicht Teil deines Tests.« Wüsste sie es nicht besser, würde sie sagen, diese Skulptur flößte Jake ernsthaft Angst ein. »Er kommt erst viel später in der Ausbildung dran. Nur die Älteren stellen sich ihm. Anwärter nie. Nicht mal ich habe bis jetzt mit ihm gesprochen.«
    Jake schien wirklich zu glauben, was er da sagte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ein derart guter Schauspieler war. Die Old Boys mussten ihn äußerst gründlich vorbereitet haben. Jetzt war sie sich ganz sicher, auf der richtigen Spur zu sein. »Ich muss näher ran«, sagte sie. Sie wettete, es würde genauso ablaufen wie bei Professor Ape: Die Figur würde zu ihr sprechen, wenn sie erst mal nahe genug dran war, dass niemand mithören konnte.
    Allerdings war hier nirgendwo ein passendes Fenster über der Figur zu sehen. Der aus Stein gehauene Fries mit dem Drachen war direkt in den Türbogen eingebettet. Sie musste ihn von unten erreichen, am besten mithilfe einer Leiter.
    Lily stieg die Eingangstreppe hinauf und trat in den Vorraum der Kirche. Durch die innere Tür hindurch konnte sie ins Mittelschiff sehen. Reihe um Reihe erstreckten sich hölzerne Kirchenbänke bis hinunter zu dem weit entfernten Altar. Mächtige, steinerne Pfeiler reckten sich zum Deckengewölbe empor. Alles war in ein sanftes blaues Licht getaucht, das durch Hunderte von Bleiglasscheiben fiel. Sie fragte sich, ob ihre Mom diesen Ort ebenfalls wiedererkennen würde, wenn sie ihn sah, und schwor sich, mit ihr auch hierherzukommen, sobald der Test vorbei war.
    Dann suchte sie den Vorraum nach irgendeinem Gegenstand ab, der als Leiter dienen konnte. Neben der weit geöffneten Innentür zur Kirche befand sich eine Treppe aus Marmor. Sie war mit einer roten Samtkordel versperrt, an der ein Schild mit der Aufschrift Empore geschlossen hing. Neben der Treppe lehnte ein schwarzer Klappstuhl aus Metall. Der tut’s doch, dachte Lily, griff sich den Stuhl und trug ihn nach draußen.
    »Kannst du bitte aufpassen?«, fragte sie Jake. »Paparazzi oder irgendwelche anderen Leute abwimmeln?«
    »Nur wenn du mir versprichst, ihm nicht zu nahe zu kommen«, erwiderte Jake, während sie den Stuhl aufklappte und unter den Türbogen stellte. »Du musst wirklich vorsichtig sein.«
    »Er ist doch aus Stein«, gab sie zurück. »Ich werde ihm schon nicht wehtun.«
    »Wenn ich den Eindruck habe, dass du in Gefahr bist, schubse ich dich runter.«
    Lily zwinkerte ihm

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