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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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zur Hälfte im Schatten. Tulpen wiegten sich in einer atemgleichen Brise hin und her.
    »Grandpa hat mich ausgebildet«, erzählte Jake. »Beim Frühstück unangekündigte Testfragen zu den Hausaufgaben von gestern, Kampfsporttraining ab vier, Sommerreisen nach Europa mit so viel Museumsbesuchen, dass selbst ein Künstler irgendwann eingeschlafen wäre. Er wollte ganz sichergehen, dass ich hier eine Zukunft habe. Durchfallen war keine Option, weder für ihn noch für mich.«
    Lily dachte wieder an ihre Mutter. Wenn es nötig war, diesen Test zu bestehen, um zu verhindern, dass Mom gänzlich wegdriftete, würde sie das tun – auch, wenn sie dafür durch Feuer gehen müsste. »Ist für mich auch nicht wirklich eine.«
    »Ja, verstehe.«
    Ihre Blicke trafen sich, und Jake lächelte. Sie lächelte zurück.
    Stimmengewirr drang zu ihnen herüber, als eine Gruppe Studenten schwatzend und lachend den Garten durchquerte und auf der anderen Seite wieder hinausging. Ein Pärchen, das händchenhaltend hinter ihnen hergeschlendert war, machte Halt, um sich vor den gelben und roten Tulpen zu fotografieren.
    »Also, wohin jetzt?«, fragte Jake.
    Lily dachte einen Augenblick nach. Sie hatte keine Ahnung, wo sie den Schlüssel finden könnte, aber sie wusste, was der Schlüssel (vermutlich) öffnete. Der Gebildete Affe hatte von einem Tor gesprochen, und hier gab es nur ein berühmtes Tor: das Eingangstor zur Universität, das Tor, aus dem niemals ein Student hinausging. Das sähe den Old Boys ähnlich, sich das am schönsten verzierte, berühmteste Tor auf dem gesamten Campus auszusuchen. »Hier entlang«, sagte sie.
    Lily ging ein paar steinerne Treppen hinauf. Jake folgte ihr an einer Reihe kunstvoll beschnittener Sträucher vorbei zu einem Rosengarten. Sie sah rote und gelbe und hellrosa Knospen. Erst eine oder zwei von ihnen hatten begonnen, sich zu öffnen. Ihre Rosen zu Hause hatte Mom bereits zum Blühen gebracht. Sie behauptete, ihr Erfolg hinge damit zusammen, dass sie den Pflanzen etwas vorsang. Lily war der Meinung, es läge eher an den Oberlichtern, die ihre Wohnung in eine Art Gewächshaus verwandelten. Sobald ihr Test vorüber war, würde sie mit Mom in diesen Garten gehen. Vielleicht würde das die Erinnerungen an Dad zurückbringen. Die konnten doch nicht für immer verloren sein, oder? Es musste einen Weg geben, sie wieder lebendig werden zu lassen.
    »Gefällt’s dir hier?«, fragte Lily. »In Princeton, meine ich.«
    »Ich liebe es«, erwiderte Jake. »Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu sein. Vermutlich war es mir von Geburt an bestimmt, hier zu studieren. Mein Großvater hat mir die Hymnen von Princeton vorgesungen statt Schlaflieder. Ich kann mich noch ganz deutlich daran erinnern, wie er mich sorgfältig zudeckte und dabei irgendeinen Schlachtgesang schmetterte … Ich weiß, es klingt kitschig, aber ich hatte immer das Gefühl, das ist, na ja, mein Schicksal.«
    »Kein bisschen kitschig«, murmelte Lily und musste daran denken, wie ihr eigener Großvater an ruhigen Tagen im Blumenladen Princeton-Hymnen sang.
    Vor sich erblickte sie eine vertraute Straße. Hier war sie schon einmal entlanggegangen – die Campusstraße führte zur Kirche und zu dem großen Platz vor der Bibliothek. Lily legte einen Schritt zu und schlängelte sich zwischen den Musikern einer Marschkapelle durch, die alle in Orange und Schwarz gekleidet waren und Strohhüte trugen. Als sie den Platz vor der Kirche überquerte, stellte sie sich vor, wie sie zu Grandpa und Mom mit der Neuigkeit zurückkam, bestanden zu haben. Sie könnte Mom glücklich machen, ein Kunststück, das beinahe an ein Wunder grenzte.
    Über sich, im Bogen des Eingangsportals, entdeckte sie den Angeketteten Drachen. Die Figur von der Größe eines Terriers hatte die Form eines umgekehrten S und schmiegte sich in das steinerne Blattwerk. Die Fledermausflügel auf seinem Rücken waren ausgebreitet. Um den Hals zog sich eine dicke Kette aus steinernen Gliedern, die er in einer seiner steinernen Krallen hielt.
    Mom hatte ihn vollkommen exakt gezeichnet, bis hin zu jeder einzelnen Schuppe. Sogar den traurigen, einsamen Ausdruck in seinen Hundebabyaugen hatte sie genau getroffen. Wie kam es nur, dass Mom sich derart präzise an diese Skulptur erinnerte, an das Gesicht von Lilys Vater jedoch überhaupt nicht? Warum hatte sie sich ausgerechnet das gemerkt?
    Lily bemerkte erst, dass sie stehengeblieben war, als Jake herausplatzte: »Das kann nicht sein, dass du

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