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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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und an ließ sie ihre Fingerspitzen leicht über die Hecken gleiten, die vor den einzelnen Eating Clubs wuchsen, an denen sie vorbeikamen. Jedes Mal steigerte sich das Gewisper zu einem Summen.
    »Ich hab mich damals in die Seminarräume geschlichen, um in der Nähe der Gargoyles zu schlafen«, erzählte Tye. »Und ich hab ’ne Menge Picknicks auf Hausdächern veranstaltet. Einen Sonnenbrand nach dem anderen ertragen. Und Regen. Wenn die eigene Familie aus Gargoyles besteht, kriegt man wirklich eine ganze Menge Regen ab.«
    »Du hast in Seminarräumen geschlafen?«, fragte Lily. »Warum haben die Old Boys dich nicht bei sich aufgenommen? Die wussten doch bestimmt, dass du hier bist.«
    »Nachdem der Drache … na ja, nach der ganzen Sache waren die Old Boys nicht mehr so begeistert von der magischen Welt«, fuhr Tye fort. »Mich eingeschlossen. Als ich alt genug war, um halbwegs zu verstehen, was da vor sich ging, hab ich angefangen, es persönlich zu nehmen. Und ich hab ein paar Sachen gemacht, auf die ich nicht besonders stolz bin. Na ja, außer vielleicht das eine Mal, als ich ihre Schuhe an die Decke von Vineyard Club genagelt habe. Das war echt geil.«
    Als sie sich dem Club näherten, verlangsamte Lily ihren Schritt. Sie hatte noch niemals irgendwo heimlich herumgeschnüffelt, noch nicht mal in Grandpas Schrank, auch als sie mitbekommen hatte, dass er dort die Geburtstagsgeschenke versteckte. (Mom hatte mal kurz hineingesehen und erklärt, dass das nicht zählte, weil ihre Hirnhickser ohnehin dafür sorgen würden, dass sie es sofort wieder vergaß und zwar komplett.) Das hier war allerdings nicht dasselbe. Sie würden nicht nach Geburtstagsgeschenken stöbern, und Grandpa würde vermutlich richtig sauer sein. »Was, wenn sie nicht alle rüber nach Forbes sind?«
    Tye trottete zur Tür. »Tu einfach so, als würdest du hierhergehören«, empfahl er ihr, »was ja auch stimmt.«
    Lily befahl ihren Nerven, ganz ruhig zu bleiben, und folgte ihm ins Innere.
    Stille legte sich wie Blei über sie, als das vertrauliche Summen der Pflanzen verklang. Es schockierte sie, dass sie das Geräusch sofort vermisste. Außerdem wurde ihr das Fehlen des Sonnenscheins auf ihrer Haut eindringlich bewusst. Noch so ein Dryaden-Ding?, dachte sie.
    »Lily?«
    Sie war mitten in der Eingangshalle stehen geblieben und versuchte, ihre Augen an das herrschende Halbdunkel zu gewöhnen. »Entschuldige.« Sie zeigte auf die schmale Treppe hinter der großen. »Dort hinunter.«
    Über ihnen an der Wand hing ein riesiges Ölgemälde. Es zeigte Männer, die aussahen wie Mönche, an einer prachtvollen Tafel. Die Augen in ihren strengen Gesichtern schienen ihnen überallhin zu folgen. Lily spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Tye irrte sich – offiziell gehörte sie noch nicht hierher. Ihre Bewerbung war noch nicht weitergeleitet und bearbeitet worden. Bis jetzt hatte sie nur ein mündliches Versprechen. Ein richtiges Mitglied würde sie erst sein, wenn sie ihre Zulassungsbestätigung schwarz auf weiß in den Händen hielt.
    Sie nickte in Richtung der holzgetäfelten Wände. »Dort bewahren sie ihre Waffen auf. Geheime Kammern.«
    Tye blieb stehen und untersuchte eine der Wände.
    »Wahrscheinlich gibt es irgendwo einen versteckten« – sie hörte ein Klicken – »Hebel.«
    Er öffnete die Kammer und pfiff leise durch die Zähne.
    Lily spähte über seine Schulter. Messer und Schwerter, dicht an dicht. Sie sah juwelenbesetzte Griffe, flache, schwarze Klingen mit Wellenschliff und scharfe Degen. Tye untersuchte eine zweite Kammer. In ihr befanden sich Äxte und Wurfsterne, außerdem Halterungen und Schlitze für Schwerter und Klingen – allesamt größtenteils leer. Die dritte Kammer war voller kleiner Gefäße und Päckchen. »Hier – Eisenhut gegen Werwölfe. Und dort – Knoblauch gegen Vampire.« Er begutachtete ein Päckchen, das mit Seidenstoff umwickelt war. »Vierblättriger Klee?«
    »Gegen was? Gartengnome? Erzähl mir nicht, dass es wirklich Gartengnome gibt.«
    Tye musterte den Klee mit finsterer Miene.
    »Jetzt mal im Ernst: Gartengnome? So wie Kobolde? So wie das grüne Männchen auf der Müslipackung? Und hast du da gerade ›Werwölfe‹ und ›Vampire‹ gesagt?«
    Tye legte das Päckchen zurück und verschloss die Kammer. »Die Sache mit dem vierblättrigen Klee ist bloß ein Märchen – das haben die Gargoyles den Rittern bestimmt erklärt. Nicht gerade ein gutes Zeichen, wenn ihnen keiner mehr zuhört.«
    »Mmm«,

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