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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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Erste sicher. Bei ihnen zu bleiben, würde nichts ändern; mit einem Heilmittel zu ihnen zurückzukommen, würde alles ändern. Und vielleicht konnte sie damit sogar ihr idiotisches Verhalten im Park von Forbes wiedergutmachen. Ich bin gleich zurück, dachte sie noch.
    Dann rannte sie los, Jake neben sich. An der dritten Straßenlaterne gaben ihre Knie nach. Der Gehweg begann Wellen zu schlagen. Sie packte Jakes Ellenbogen, um sich festzuhalten.
    Er stützte sie und fragte: »Lily, alles in Ordnung?«
    Inzwischen kannte sie das Gefühl. »Ich glaube, ich brauche das Tor.«
    Jake schlang einen Arm um ihre Hüfte. »Stütz dich auf mich«, wies er an. So gingen sie zusammen hinüber nach Nassau Hall. Vor dem FitzRandolph Gate blieben sie stehen. Jake sah hinauf zu den steinernen Adlern. »Und das wird funktionieren?«, fragte er zweifelnd.
    »Na klar doch«, versicherte Lily. Sie hatte keine Ahnung. Aber in ein paar Sekunden würden sie es wissen.
    »So viele Male bin ich an diesem Tor vorbeigegangen. Und jetzt … jetzt stehe ich hier und werde gleich hindurchgehen. Theoretisch weiß ich ja, was uns erwartet, aber es wirklich und wahrhaftig zu erleben … «
    Na super, dachte Lily. Sie fühlte sich wie der Tod auf Latschen, und er erlebte gerade einen besonderen Moment. Ohne zu warten, bis er seine Schwärmerei beendet hätte, humpelte sie durch das Tor und zog ihn einfach mit sich. Weißes Licht blitzte auf, und dann sahen sie einen dichten Wald vor sich. Nassau Street war verschwunden.
    »Boah«, keuchte Jake. Er drehte sich einmal um die eigene Achse und blickte sich nach allen Seiten um. »Sogar die Luft fühlt sich anders an. Irgendwie schwer, als ob es gleich anfängt zu regnen.«
    Sie nahm ein paar tiefe Atemzüge. Die Luft schmeckte köstlich. Jedes Mal, wenn sie einatmete, verspürte sie ein leichtes Prickeln auf der Haut, wie von Fingernägeln, die sanft über Gänsehaut tanzten. Das war es – das nun bereits vertraute Gefühl von Magie.
    »Du bringst einen Menschen hierher«, ertönte eine metallische Stimme von oben.
    Jake versteifte sich. »Lauf«, wies er Lily an.
    »Ihr müsst vor den Rat«, sagte der Adler.
    Der zweite Vogel erhob sich von seiner Säule und schwang sich hoch in die Lüfte. Jake riss Lily mit sich Richtung Wald. »Geh«, befahl er, »ich gebe dir Deckung.« Von oben ertönte ein lautes Kreischen, und der Adler stürzte sich auf sie. Jake machte sich kampfbereit.
    »Halt!«, sagte Lily. »Wir wollen ja zum Rat!«
    Der Adler drehte ab.
    »Echt?«, fragte Jake.
    »Weißt du etwa, wie wir Moms Familie finden können?«, fragte Lily.
    »Nein, aber … «
    »Sie gehören auch zu den Guten«, erklärte Lily. »Weißt du nicht mehr?« Dann nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn durch eines der Seitentore und über den Innenhof. Der erste Adler begann, sich die Flügel zu putzen. Seine Federn klirrten metallisch.
    Während sie den Hof überquerten, streifte Lily mit dem Handrücken die Rinde einer mächtigen Eiche und fühlte sich sofort getröstet von einem entfernten, wortlosen Wispern. Bald würde es ihr wieder besser gehen. Ein kleines bisschen Magie hatte sie bereits getankt. Sie wünschte, sie hätte sich vergewissert, dass Mom ihre Dosis genommen hatte.
    Wie lange es wohl dauern würde, bis Jake die Wirkung der Magie zu spüren begann?
    Dann rief sie sich ins Gedächtnis, dass sie wieder zurück in Vineyard wären, bevor es für einen von ihnen zu einem Problem wurde. Sie würde mit dem Rat sprechen, die Dryaden finden und dann zurück zu Mom gehen. Nichts leichter als das.
    Als sie sich Nassau Hall näherten, schwangen die Flügel der Eingangstür auf, und der gewaltige Steinmann trat auf die Schwelle. Jake straffte sich wieder. Lily spürte, wie ihr Mund austrocknete. Sie hatte vergessen, wie ganz und gar nicht menschlich das Steinwesen aussah. Sie versuchte, in der wabernden Masse aus Kieselsteinen, die sein Gesicht bildeten, so etwas wie Augen auszumachen, aber es gelang ihr nicht. »Ich … Wir würden gerne mit dem Rat sprechen«, stotterte sie.
    »Du kehrst zurück. Und nicht allein«, polterte der Steinmann. Lily erbebte bis ins Mark. Seine Stimme klang, als würden Knochen gemahlen. Er bedeutete ihnen, näher zu kommen. Lily und Jake gingen die Stufen hinauf und betraten die marmorgetäfelte Empfangshalle.
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust?«, flüsterte Jake ihr ins Ohr.
    »Nein«, wisperte sie leise zurück.
    Noch bevor Jake etwas erwidern konnte, verlagerte der

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