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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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müssen unser Bündnis aufkündigen.«
    Doch die anderen schenkten ihr keine Beachtung.
    »Ihr wollt uns aufhalten?«, fragte Jake den Tigermann und nahm Kampfhaltung an. »Es ist unsere Pflicht, die Menschheit vor solchen wie euch zu schützen.«
    »Du willst dich mit mir anlegen, Jungchen?«
    »Ganz recht.« Jake griff hinter sich und zog ein verborgenes Messer hervor.
    »Nein!«, schrie Lily. Der Tigermann schoss von seinem Thron hoch, sprang auf Jake zu und wechselte mitten in der Luft die Gestalt. Ein riesiger Bengaltiger krachte gegen Jakes Oberkörper, warf ihn um und richtete sich drohend auf den Hinterbeinen auf. Schützend legte Jake einen Arm über sein Gesicht. Mit der anderen Hand stach er nach oben, um die Brust des Tieres zu treffen. Die riesige Raubkatze schlug ihm das Messer aus der Hand. Klirrend schlidderte es über den Marmorfußboden.
    Alle starrten wie gebannt auf die Waffe. Keiner sagte ein Wort. Jakes Atem ging rasselnd und stoßweise.
    »Genug«, sagte das Einhorn. »Du solltest dich besser im Griff haben. Kinder in der Halle des Rates anzugreifen! Was ist denn in dich gefahren? Gib ihn sofort frei.«
    Der Tiger verwandelte sich in einen Menschen zurück, aber nicht ganz. Seine krallenbewehrten Hände nagelten Jake weiter auf dem Fußboden fest. »Du hast die Augen deiner Mutter«, sagte er. »Wie schade, dass du nicht auch ihr Herz hast. Oder ihren Verstand.« Dann gab er Jake frei.
    »Kind«, wandte sich das Einhorn an Lily. »Sag uns, warum du gekommen bist.«
    »Wegen meiner Mom«, sagte Lily. Und dann erzählte sie – hastig, bevor es erneut zu einem Kampf kommen konnte – dem Rat von den Hirnhicksern ihrer Mutter und dass ihr Großvater gesagt hätte, es bestünde noch Hoffnung. »Bitte, helft mir, die Dyraden zu finden«, schloss sie.
    »Lügen«, grollte der Tigermann. »Oder Wahrheit gemischt mit Lügen. Wir wissen nicht, wie tief die Verderbtheit reicht. Es könnte sich um ein Komplott der Ritter gegen uns handeln. Diese Kinder könnten Bauernopfer sein, die uns ablenken sollen, um eine Invasion zu ermöglichen.«
    Das Einhorn schüttelte heftig seine Mähne. Sonnenlicht wurde in allen Regenbogenfarben reflektiert wie in den spritzenden Tropfen eines Bächleins, das zu Tal stürzt. »Wir haben keinerlei Informationen, die darauf hindeuten, dass eine Invasion bevorsteht. Du lässt dich von deinen persönlichen Gefühlen blind machen«, sagte es. »Du siehst diesen Jungen, und er erinnert dich an … «
    Der Tigermann stieß ein wütendes Brüllen aus. »Wir werden das auf keinen Fall vor denen diskutieren.«
    Die Elbenfrau nickte dem Steinmann zu. »Bring die beiden bitte in einen Warteraum, und dann rufe den Rat zusammen. Wir müssen über die Zukunft unseres Bündnisses mit den Rittern abstimmen. Dieses Übel darf nicht unbeachtet bleiben.«
    Der Steinmann legte eine schwere Hand auf Jakes Schulter. Jake versuchte, sich aus dem Griff zu winden, doch da wurde er schon Richtung Tür bugsiert. »Das könnt ihr nicht machen!«, protestierte er. »Ich bin ein Ritter von Princeton!«
    Als der Steinmann an Lily vorbeikam, packte er auch ihren Arm.
    »Wartet!«, wehrte sie sich. »Ich will doch bloß meiner Mom helfen. Ich habe nichts zu tun mit eurem Krieg.«
    Doch der Steinmann ließ sich nicht beeindrucken und schob sie beide energisch aus der Ratshalle.
    Dann ging es einen Stock tiefer. Lily klammerte sich ans Treppengeländer, weil ihr auf den ausgetretenen Stufen die Füße wegrutschten. »Bitte, du musst mir zuhören«, flehte sie den Steinmann an.
    Jake schlug auf den felsigen Arm ein, der ihn fest umklammert hielt. »Ich fordere Sie auf, mich sofort loszulassen!«
    »Wenn ihr mir schon nicht helfen wollt, die Baumgeister zu finden, dann helft mir wenigstens, wieder nach Hause zu kommen«, bettelte Lily weiter. »Ich kann nicht hierbleiben. Meine Mutter braucht mich.«
    Doch der Steinmann beachtete keinen von beiden. Schweigend brachte er sie in einen kleinen, grau gestrichenen Raum und schloss sie dort ein. Lily rüttelte am Türknopf. »Bitte! Lass uns raus!«
    »Zurücktreten«, wies Jake sie an. Dann rammte er mit voller Wucht seine Schulter gegen die Tür. Sie gab kein bisschen nach. Er versuchte es noch einmal. Nichts. Und ein drittes Mal.
    »Warum hast du Tyes Vater angegriffen?«, wollte Lily wissen. »Was hast du dir dabei gedacht? Wir sind doch nicht wegen eures dummen Krieges mit den Feedern hier! Es geht um meine Mutter!«
    Jake hielt inne und blinzelte verlegen.

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