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Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sie widerstrebend zu. »Er ist nett und ordentlich, aber sehr reserviert. Einfach langweilig, würde ich sagen. Und wie finden Sie Ihr junges Mädchen, Mrs. Adams?«
    Das Mädchen aus dem Fabrikbüro wohnte also anscheinend bei der netten >Minna<. Die erwiderte warmherzig: »Ich hab Glück gehabt. Wirklich nettes Kind, diese Miss Morris. Schade, daß sie Engländerin ist, aber darüber wird sie auch hinwegkommen. Sie ist sehr gut zu den Kindern und hilft mir immer bereitwillig, wenn ich viel Arbeit habe. Sie ist ziemlich still, genau wie der junge Lehrer, aber schließlich ist sie ja noch nicht lange hier und muß sich an unsere Art erst gewöhnen. Sie macht sich schon noch.«
    Als Margaret nach Hause kam, beeilte sie sich mit dem Essen und saß bald wieder an Herveys Schreibtisch. Der Wunsch, alles niederzuschreiben, solange sie sich noch an Einzelheiten erinnerte, war einfach unwiderstehlich. Warum hatte sie sich nur vorgestellt, daß die Leute hier anders sein würden als in der Stadt? Natürlich sind die Menschen überall gleich. Wahrscheinlich wurde in diesem Augenblick über sie gesprochen, und man machte sich Gedanken darüber, ob sie wohl hochnäsig sein würde, weil ihr Mann ein erfolgreicher Geschäftsmann war; man würde aber wohl zu dem Schluß gelangen, daß sie eine harmlose junge Frau war und sich ebenso wie die ihr unbekannte Miss Morris noch machen würde. Es störte sie nicht, daß über sie gesprochen wurde; die Leute reden überall, das ist nun einmal so. Mit der Zeit würde man sich schon an sie gewöhnen und sie akzeptieren. Sie freute sich jedenfalls auf den Bazar.
    Ein Monat ging rasch vorüber. Cecily kam jedes Wochenende
    nach Hause, zweimal mit dem unangenehmen Curtis im Schlepptau, zweimal allein. Margaret hatte das Haus fürs erste fertig und beschäftigte sich hauptsächlich mit den Tieren für ihren Verkaufsstand. Man hatte sie mit Stoffresten förmlich überschüttet, und es machte ihr Spaß, aus Mrs. Adams altem Wintermantel scharlachrote Affen, aus dem Abendkleid, das Mrs. Wright versehentlich bei einigen hiesigen Veranstaltungen getragen hatte, rosa Kaninchen und aus Mrs. Sharpes abgetragener Abendrobe enorme graue Elefanten zu machen. Dieses graue Kleidungsstück war bei den jungen Leuten der ganzen Gegend bekannt und gefürchtet. Margaret fragte sich, warum die Elefanten in so auffallender Weise der Spenderin des Gewandes glichen. Dann schob sie den Gedanken wieder von sich — nur ihr konnte ein so alberner Einfall kommen.
    David Shaw kam mehrmals zu Besuch, glücklicherweise immer dann, wenn Cecily und Curtis nicht da waren. Er brachte den ersten Stapel Bücher zurück und blieb eine ganze Weile, um über den Inhalt und auch über andere Dinge zu reden. Offensichtlich fühlte er sich sehr einsam und brauchte jemanden, mit dem er sich einmal aussprechen konnte.
    In einer kühnen Anwandlung, die ihn selbst erstaunte, hatte er sich ein kleines, uraltes Auto gekauft, in dem er nun jede Woche ein- oder zweimal nach der Schule heraufkommen und bei Margaret sitzen konnte. Er erzählte ihr dann von der Schule oder verbrachte ganz einfach lesend eine stille Stunde, während sie handarbeitete. Er war der anspruchsloseste ihrer Besucher. Margaret merkte kaum, ob er da war oder nicht. Es war angenehm, sich mit jemandem unterhalten zu können, er füllte ein paar Lücken in ihrem einsamen Leben. Trotzdem war sie froh, daß David an den Wochenenden wegblieb und sich damit Cecilys leichtfertige Kritik und Curtis’ zynische Überlegenheit ersparte.
    Eines Tages sagte er ganz impulsiv: »Wenn ich nur anderswo eine Unterkunft finden könnte! Nur weg von Mrs. Sharpe.«
    »Ist es denn so schlimm? Mir gefiel sie auch nicht besonders.«
    »Sie redet zuviel, sie hat nichts im Kopf und sucht dauernd Streit«, sagte David verärgert. Margaret mußte lachen.
    »Das klingt ja schrecklich. Armer David! Können Sie nicht in Ihrem Zimmer bleiben?«
    »Wenn ich das mache, dann packt sie plötzlich ein unwiderstehliches Verlangen, mit dem Staubsauger darin herumzufuhrwerken, man findet einfach keine Ruhe. Ich habe schon gedacht, ich würde wieder mit Schreiben anfangen können, aber es ist hoffnungslos.«
    »Können Sie nicht hierher kommen und hier schreiben?« fragte sie und unterdrückte bei dem Gedanken, David schreibend am Feuer sitzen zu sehen während sie fieberhaft an Herveys Schreibtisch kritzelte, unwillkürlich ein Lächeln. Er schüttelte bekümmert den Kopf.
    »Wenn ich hier bin, dann unterhalte

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