Ja, Liebling
ich mich zu gern mit Ihnen oder sitze nur einfach da und lese. Das hier ist ein so wunderbares altes Haus und inspiriert einfach zum Nachdenken.«
Er bewunderte ganz besonders das Wohnzimmer. »Und diese farbenfrohe Drucke, die Sie haben. Am meisten gefällt mir das Bild mit den kahlen Bäumen.«
»Mir auch, aber mein Mann konnte es nicht leiden. Er meinte immer, die Rinde sehe fleckig aus. Das mußte ihn ärgern, weil er ein sehr ordentlicher Mensch war und kranke Bäume haßte.«
Er warf ihr einen raschen Blick zu, aber sie meinte das ganz ernst. Er machte sich zum erstenmal über ihren verstorbenen Ehemann Gedanken. Seltsam, wie sie ihn erwähnte: wie eine pflichtgetreue Ehefrau, aber eigentümlich unberührt. Margaret bemerkte den Blick nicht. Ihr war gerade eingefallen, wie sie glückstrahlend mit dem Bild nach Hause gekommen war, das die entlaubten Bäume vor dem Sonnenuntergang darstellte und wie Hervey freundlich aber sehr bestimmt erklärt hatte: >Wenn du willst, dann häng’s in das Gästezimmer, aber so, daß ich es nicht sehen muß. Ich hasse kranke Bäume.<
David kam noch einmal auf das Thema Bilder zurück. »Und dann dieser helle, sonnendurchstrahlte Druck aus Südfrankreich. Der ist wirklich bezaubernd.«
»Ja, den hab’ ich vierzehn Tage nach dem Tod meines Mannes gekauft.«
Sie erschrak selbst ein wenig über diese Antwort. Das klang so schrecklich nach Ausnutzung einer sich endlich bietenden Gelegenheit. Damals hatte sie schon ein gewisses Schuldgefühl gepackt, aber sie wollte den Druck seit langer Zeit haben, und mußte warten, bis sie ihn — nun ja, bis sie ihn ohne Schwierigkeiten kaufen konnte. Hervey war mit ihren Anschaffungen nie zufrieden.
>Es hat doch keinen Zweck, billige Drucke zu kaufen. Wenn man sich die Originale nicht leisten kann, dann soll man es lieber lassen.< Er selbst hatte einige gute Originale erstanden, halbwegs fortschrittlich, aber nicht ultra-modern. Er hatte sich dabei Rat von guten Fachleuten geholt, sehr sorgfältig ausgewählt und so geschickt gekauft, daß die Bilder im Wert schon beträchtlich gestiegen waren.
Die Erinnerung daran entlockte Margaret einen Seufzer. Hervey hatte eben immer Recht gehabt.
6
Nach einigen friedvollen Wochen wurde das Leben für Margaret schlagartig kompliziert. Philippa klingelte eines morgens an und sagte: »Margot, ich habe eine gute Nachricht. Die Saunders waren gerade hier und sind schrecklich aufgeregt. Ihr Haus wird früher fertig als sie dachten, nun wollten sie wissen, ob sie nicht ein paar Wochen früher aus ihrem Mietvertrag herauskönnten. Ich habe ihnen gesagt, du würdest glücklich sein, wenn du schon bald wieder in die Stadt kommen könntest.«
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung überraschte sie. Sie fügte deshalb rasch hinzu: »Du willst doch nicht noch länger dort draußen bleiben, wie? Im Winter ist es auf dem Lande einfach furchtbar.«
»Ich möchte das Haus aber nicht leerstehen lassen, Philippa.« Was für ein Feigling bin ich doch, sagte sich Margaret. Warum bleibe ich nicht bei der Wahrheit?
»Man soll sich nicht von einem Haus beherrschen lassen«, erklärte Philippa. Margaret hätte am liebsten zurückgeschlagen und gesagt, man soll sich auch nicht von seinen Nichten beherrschen lassen, aber das brachte sie nicht fertig.
Nach einer Weile murmelte sie lahm: »Nun, es ist immerhin wichtig, daß ich es gut in Schuß halte. Weißt du, eines Tages wird es wahrscheinlich sehr wertvoll sein.«
»Das ist möglich. Aber Elinor und ich haben darüber gesprochen. Wir glauben beide, daß es am besten wäre, die Farm jetzt zu verkaufen und nicht erst zu warten, bis sie erstklassig in Ordnung ist. Sie bringt einen guten Preis und du könntest das Geld investieren. Die Zinsen wären für dich ein nettes zusätzliches Einkommen. Und im Augenblick bringt die Farm ja doch nicht viel ein, wie?«
Margaret sagte langsam und bedächtig: »Darüber muß ich noch nachdenken. Im Moment bringt sie nicht viel ein, weil sie durch die Krankheit meines Vaters heruntergekommen ist. Aber die Pächtersleute bringen sie gut in Schuß, und auf die Dauer ist sie eine bessere Investition als ein Paket Aktien. Dein Onkel hat doch auch immer gesagt, Land wäre eine gute Geldanlage.«
Hatte er das wirklich gesagt? Sie hoffte es zumindest.
Trotzdem machte sie sich Sorgen. Es hatte keinen Sinn, die Sache vor sich herzuschieben. Sie mußte nun Stellung beziehen. Jedesmal, wenn die anderen ihr etwas hatten einreden
Weitere Kostenlose Bücher