Ja, Liebling
Beerdigung bestimmt. Ich meine, daß die Hinterbliebenen sie dafür benutzen sollten. Er hatte für kostspielige Beerdigungen immer viel übrig. Aber bis dahin ist ja noch viel Zeit, und irgend jemand wird sich schon darum kümmern.«
Ihr wurde sofort klar, daß sie Unsinn redete; deshalb war sie über sein Stirnrunzeln gar nicht erstaunt. Aber er war selbst schuld daran. Wenn er nur nicht dauernd versucht hätte, die Fingerspitzen aneinander zu reiben — diese kleine Eigenheit hätte sie dem Rechtsanwalt von Nummer zwölf andichten sollen.
Er dozierte: »Ich glaube nicht, daß Mr. Neville daran gedacht hat, und in diesem Fall müßten die Kosten ja auch aus der Vermögensmasse gedeckt werden.«
»Dann ist ja alles gut. Kann ich bitte über das Geld verfügen?«
Sie eilte nach Hause, um Cecily gleich zu berichten, daß sie jetzt über genügend Geld verfügte — obwohl sie ihr nicht sagen wollte, woher — und um mit den Planungen zu beginnen.
Es wurde ein aufregender Monat. Einkäufe, Einladungen verschicken, Geschenke auspacken. Ian kam regelmäßig, er war ihr eine große Hilfe. Annette brachte zwei Sonntage damit zu, die Geschenke zu sortieren und zu registrieren. David nahm ihr alle möglichen Arbeiten ab und freundete sich sehr nett mit Ian an. Es war eine glückliche Zeit und Margaret begann, sich bereits vor dem bevorstehenden Abschied zu fürchten.
»Aber es ist ja gar kein Abschied, Marge«, rief Cecily und nahm ihre Stiefmutter in die Arme. »Ich wohne ja gleich hier in der Stadt und kann immer auf einen Sprung vorbeikommen, wenn mir danach ist.«
Vielleicht lag das an Ians Einfluß, aber Margaret hatte das Mädchen noch nie so liebevoll und verständnisvoll erlebt wie gerade jetzt.
Margaret erhielt aus Australien zwei ebenso fröhliche wie rätselhafte Postkarten. Die erste lautete: >Komplex immer noch lästig, aber auf dem Wege der Besserung. Sonst alles in Ordnung.< Auf der zweiten stand: >Der lästige Ödipus erholt sich und führt ein neues, sauberes Leben.<
Margaret mußte wider Willen lächeln, freute sich aber doch, daß Lance vernünftig genug gewesen war, die zweite Karte in einen Umschlag zu stecken. Mrs. Thornton berichtete, daß er endlich das Leben etwas ernster nehme, eine gute Stellung hätte und unter vernünftigen Freunden sei. Margaret vermißte ihn, war aber dennoch erleichtert.
An einem Abend, als Cecily mit Ian ausgegangen war, stürzte David die Treppe herauf und klopfte ungeduldig an die Tür. Als Margaret aufmachte, sprudelte er los: »Jerry findet’s großartig. Er ist sicher, sein Chef wird’s nehmen.«
»Jerry?« fragte sie verständnislos.
»Mein Bekannter, der in dem Verlag arbeitet«, antwortete er ungeduldig, »du erinnerst dich doch noch?«
»Ach, natürlich, nur sein Name war mir entfallen. Außerdem geht hier alles ein bißchen drunter und drüber.«
»Du hast wieder einmal keine Zeit, an dich selbst zu denken — wie gewöhnlich.« David war in letzter Zeit sehr schwierig und kurz angebunden, aber so wurden wohl früher oder später alle Leute. Dann erst ging ihr ein, was er hatte sagen wollen. Ihr blieb der Mund offenstehen.
»Du willst doch nicht etwa sagen, daß ihm das Manuskript gefällt? Das glaube ich einfach nicht.«
»Und ob es ihm gefällt. Er ist ganz scharf darauf. Der Verleger ist zur Zeit in Australien. Wir werden also noch ein oder zwei Wochen warten müssen, aber einen Zweifel gibt es kaum noch. Jerry ist ein Luftikus, aber seinen Job versteht er.«
»Er versteht etwas davon? Und dann gefallen ihm meine >Vorhänge Wie seltsam. An dem Buch ist doch nichts dran, was die Leute haben wollen. Kein Sex, kein Mord, kein Ehebruch. Die Personen sind nicht — wie heißt das noch? — schizophren, und sie leiden auch nicht unter Gedächtnisschwund.«
»Jerry meint, es wäre mal endlich etwas völlig anderes. Er nannte das Manuskript sehr tiefschürfend.«
Schon wieder dieses Wort. Sie war so perplex, daß sie nichts sagen konnte. David fragte gereizt: »Freut dich das denn gar nicht?«
Sie merkte, wie sehr sie ihn enttäuscht hatte, so sagte sie rasch: »Natürlich freut’s mich. Ich kann’s nur noch nicht glauben. Weißt du, man soll sich nie zu viel erhoffen und zu früh freuen, sonst wird man enttäuscht. Außerdem ist in zehn Tagen Hochzeit, da komme ich ohnehin nicht zum Nachdenken.«
Er murmelte etwas von »verdammte Hochzeit«, aber Margaret tadelte ihn dafür nicht. Sie hatte sich ohnehin undankbar genug gezeigt. Wenn aus dieser
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