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Ja, Liebling

Ja, Liebling

Titel: Ja, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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und so war es für sie ein ziemlicher Schlag, als Elinor mit der üblichen Redensart anrief: »Hast du an diesem Wochenende sehr viel zu tun, Maggie?«
    Das bedeutete, daß sie die Kinder bei ihr abladen wollte. Ade, du ruhiges Wochenende, dachte Margaret.
    Eine halbe Stunde später rief Philippa an. »Hallo, Maggie? Wie geht’s dir? Hast du was dagegen, wenn wir Anfang nächster Woche wieder eine kleine Party machen.«
    Diese verflixten Partys. Was für eine >praktische< Tante war sie doch! Aber da ihr keine passende Ausrede einfiel, fragte sie nur: »Bist du ganz sicher, Philippa, daß Desmond nichts dagegen hat? Ich meine, kommt er denn diesmal mit?«
    Dieser Einwand wurde natürlich großzügig übergangen. Als Margaret den Hörer auflegte, dachte sie: Ich habe mein Bestes getan; schließlich ist sie verheiratet und ich bin nicht mehr für sie verantwortlich, was auch immer Hervey dazu sagen mochte.
    Am Abend stand die Tür offen. David kam gegen sieben Uhr hereingestürzt. Ja — es war schon seltsam, er stürzte wirklich herein. Vor sechs Monaten wäre das bei ihm noch völlig ausgeschlossen gewesen.
    »Sie haben’s genommen...« brüllte er, als ob sie taub sei. »Der Verlag hat es angenommen. Ein Exemplar ist schon per Luftpost nach England unterwegs. Wenn die das auch haben wollen — daran besteht kein Zweifel — dann wird’s in beiden Verlagen gleichzeitig erscheinen.«
    Diesmal mußte sie nicht erst nachdenken. Sie war ebenso aufgeregt wie er. »David, wie hast du das nur geschafft? Das ist eigentlich mehr dein Buch als meins.«
    Das kleine Kompliment machte seine Freude vollkommen. Er sprudelte seinen Bericht förmlich hervor. Der mysteriöse Jerry vom Verlag — warum hat heutzutage kein Mensch mehr einen Familiennamen, überlegte Margaret — hatte ihn am Abend angerufen und mit David die Verträge, Vorschüsse, die Umschlaggestaltung, Bedingungen und so weiter besprochen. Er gab alles an Margaret weiter, die ihm mit aufgerissenen Augen zuhörte. War es wirklich denkbar, daß ausgerechnet ihr das alles passierte? Die Mädchen würden es nie für möglich halten. Und Hervey...?
    Der Abend war so aufregend, daß Margaret Philippa und die verflixte Party und ihr eigenes Versagen als Stieftante völlig vergaß. Am folgenden Tag hatte sie keine Zeit, darüber nachzugrübeln, denn sie mußte die wachsame, vielbeschäftigte Großtante spielen; Felicity war inzwischen fast genauso unerträglich geworden wie ihr Bruder.
    In ihrer Freizeit bereitete Margaret das Gästezimmer für Annette vor. Sie sah sich bedrückt um. Das Zimmer war hoffnungslos trist, sie wünschte sich, es ebenso hübsch herrichten zu können wie Cecilys Zimmer. Aber dann schob sie den Gedanken weit von sich. In etwa sechs Monaten würden sich ihre Finanzen etwas von der Hochzeit erholt haben, dann konnte sie mit den Renovierungsarbeiten weitermachen und das Haus so herrichten, wie sie es sich erträumte. Der Gedanke, daß ihr Buch bis dahin ihre finanziellen Probleme längst lösen könnte, kam ihr gar nicht.
    Inzwischen gab sie sich redliche Mühe, stellte Blumen auf den Nachttisch und suchte einige ihrer hübschesten Bücher aus. In den Schubladen fand sie einige alte Fotos, die beim überhasteten Auspacken hier liegengeblieben waren. Sie wollte die Fotos gerade einsammeln, da hörte sie Johns erbostes Gebrüll und das Rachegeschrei seiner Schwester. Sie rannte nach unten, vergaß die Fotos und sogar die Tatsache, daß ihr Buch wirklich veröffentlicht werden sollte.
    Annette traf im Laufe des Vormittags ein und bewies, daß sie mit Kindern ebenso gut umgehen konnte wie mit allen anderen Dingen. Mit freundlicher Strenge überwachte sie die beiden beim Mittagessen und half Margaret, sie nachher zu Bett zu bringen. Dann ging sie nach oben, um den kleinen mitgebrachten Koffer auszupacken.
    Ein paar Minuten später war sie wieder zurück; sie machte ein verwirrtes Gesicht und hielt ein Foto in der Hand.
    »Entschuldige bitte, aber ich wollte meine Sachen in die Schubladen legen und fand dabei das Foto. Wer ist das?«
    »Mein Bruder. Habe ich dir nicht erzählt, daß ich einen älteren Bruder hatte, der im Krieg umgekommen ist, als ich noch sehr jung war? Die Fotos hatte ich ganz vergessen, wirf sie einfach in die unterste Schublade — was ist denn los, Annette?«
    Das Mädchen flüsterte kaum hörbar: »Aber das — das ist doch mein Vater.«
    Sie starrten einander eine ganze Weile an, dann sagte Margaret: »Ausgeschlossen. Mein Bruder

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