Ja, Liebling
Einfühlungsvermögen. Cecily hat mir keine rechte Vorstellung von ihren Qualitäten gegeben. Mit ruhiger Stimme sagte er: »Wissen Sie, ich nehme sie Ihnen ja nicht weg, wir gehen schließlich nicht ins Ausland.«
Sie lächelten einander zu, und Cecily strahlte mit ihnen. Sie wußte, die beiden würden miteinander auskommen. Als sie mit Ian wieder allein war, sagte sie: »Sie gefällt dir doch, nicht? Natürlich magst du sie. Marge muß man einfach mögen.«
Er sah sie nachdenklich an. Wie blind war sie doch, und wie sehr liebte er sie. Aber er sagte nur: »Ja, ich mag sie. Sie — sie ist eine Persönlichkeit, wie man sie selten findet.«
Bevor Ian wieder abfuhr, besprachen sie die Heiratspläne. Cecily sagte: »Liebling, ich möchte gern eine richtige Hochzeit haben. Weißt du, genauso schön wie die anderen beiden. Geht das? Ich möchte nicht, daß sie sagen: >Es war eine hübsche kleine Hochzeit und ganz passend<, nur weil Ian und ich nicht sehr reich sind. Es gibt doch ein richtiges, großes Fest, ja?«
In Ians Blick lag eine Spur belustigter Resignation. Margaret sah rasch beiseite. Es hat keinen Sinn, wenn man anfängt, mit dem Mann verständnisvolle Blicke zu tauschen, der praktisch der Schwiegersohn wird.
»Eine richtig große Hochzeit? Ja, natürlich, mein Schatz«, sagte sie automatisch, und erst später überlegte sie sich, wie sie das schaffen sollte. Das Haus mußte natürlich warten. Es war eigentlich gar nicht nötig, ihr Zimmer zu renovieren oder das Arbeitszimmer in ein Wohnzimmer umzuwandeln. Wenn sie nur nicht so viel Geld für das Haus und den Garten ausgegeben hätte. Sie nannte sich selbst egoistisch.
Eine richtige Hochzeit. Woher sollte sie das Geld für die Aussteuer und eine große Hochzeitsfeier nehmen? Alles war so schrecklich teuer und ihr Bankkonto sah nicht sehr erfreulich aus, doch das durfte Cecily nicht ahnen. Sie sollte ihre große Hochzeit haben — und alles, was ihre Stiefmutter ihr nur geben konnte.
11
Am nächsten Morgen ging sie zu ihrem Rechtsanwalt. Mr. Ellerton war ein älterer Herr, ein Freund Herveys, und er sah sie entsetzt an, als sie ihn fragte, ob man auf das noch nicht verkaufte Haus in der Stadt nicht eine Hypothek aufnehmen könnte.
»Aber Sie wissen doch, daß auf der Farm bereits eine Hypothek liegt.«
Sie kam sich ohnehin schuldbewußt vor, da sie sich an einen Ausspruch ihres verstorbenen Mannes erinnerte: >Wer sein Haus belastet, ist ein Verschwender.< Schön, sie hatte ziemlich viel Geld für das Haus ausgegeben, aber Hervey erfuhr es ja schließlich nicht mehr. Und wenn er es erfuhr, dann war es sein eigener Fehler, daß er sich immer noch mit irdischen Dingen befaßte und seine Nase überall hineinsteckte. Sie brauchte das Geld für ihre geliebte Cecily.
»Unmöglich. Sie verfügen lediglich über ein lebenslanges Nutzungsrecht, aber glücklicherweise...«
»Hören Sie«, unterbrach ihn Margaret. »Wenn Cecily erst einmal verheiratet ist, werde ich sehr bescheiden leben. Ich könnte sogar Zimmer vermieten, um das Geld wieder zurückzuzahlen.« — Ob nicht David und Annette sehr gern zu ihr ziehen würden?
Er musterte sie aufmerksam. Mit Mrs. Neville ging eine Veränderung vor. Vor wenigen Monaten hätte sie es sicher noch nicht gewagt, ihn zu unterbrechen, sondern hätte ihm still und respektvoll zugehört. Er fuhr fort, als ob sie nichts gesagt hätte, rieb die Fingerspitzen aneinander und drückte sich so gewählt aus, daß Margaret geradezu fasziniert war. »Glücklicherweise ist das aber nicht nötig. Ihr verstorbener Mann hat Ihnen eine kleine Summe für den Fall hinterlassen, daß plötzlich außergewöhnliche Belastungen auf treten sollten.«
Margaret war erleichtert. Das bedeutete eine Summe Geld, die sie nach Belieben ausgeben konnte. In diesem Augenblick war sie Hervey ungeheuer dankbar und schämte sich wegen der unschönen Gedanken von vorhin.
»Wieviel ist es denn, Mr. Ellerton? Ich brauche es wirklich. Ich könnte mir nicht denken, wofür ich dringender Geld gebrauchen könnte, es sei denn...«
Sie hielt inne und verzog die Stirn.
»Es handelt sich um fünfhundert Pfund. Aber Sie haben eben noch eine weitere Möglichkeit angedeutet, bei der sie das Geld eventuell brauchen würden. Um was handelt es sich da?«
»Ach, nichts Wichtiges.«
Er schwieg und wartete mit vorwurfsvollem Blick auf eine vernünftige Antwort. Deshalb fuhr sie etwas verwirrt fort: »Es sei denn, Hervey hätte diese Summe für meine
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